laut.de-Kritik
Alternative-Schnulz für die Fiese-Scheitel-Fraktion.
Review von Michael EdeleWährend sie im heimischen Kanada und in den USA schon Edelmetall einsacken, dürfte der Name Three Days Grace in unseren Gefilden den wenigsten etwas sagen. Bei der Im Falle des Sängers und Gitarristen Adam Gontier könnte das schon ein wenig anders aussehen, denn jener hat schließlich "I Don't Care" auf dem Apocalyptica-Album "Worlds Collide" eingesungen.
Dass ihn die Finnen für einen Alternative-Track ausgewählt haben, hat durchaus seinen Grund. In diesen Gefilden bewegen sich nämlich Three Days Grace ebenfalls, mischen aber mitunter ein paar Nu Metal-Elemente hinzu, die die Jungs in die Nähe von Bands wie Papa Roach oder Seether rücken. Dabei verkommen sie aber nicht zur bloßen Kopie. Dafür ist die Gefahr relativ groß, dass die Band nach ein, zwei Alben auch in den USA ihre kommerziell beste Zeit hinter sich hat. Wobei das Rezept der Kanadier den Zeitgeist momentan aber noch voll und ganz trifft.
Mit "It's All Over" haben sie den Opener gut gewählt. Der bewegt sich in der oben genannten Schnittmenge - Adam navigiert ihn mit seiner rauen, aber trotzdem melodischen Stimme zielsicher. Für die Fiese-Scheitel-Fraktion mit schwarz gefärbten Fingernägeln und jede Menge Kajal im Gesicht ist "Pain" geradezu prädestiniert. Mit Texten wie 'Pain, I can't get enough - I rather feel pain than nothing at all' trifft er genau den Nerv der Zeit und gibt sich selbstzerrissen und emotional verletzlich. Diese Thematik zieht sich durch das komplette Album. Somit ist die US-Käuferschicht ziemlich klar definiert.
Dabei sollte man aber nicht außer Acht lassen, dass Three Days Grace auch wirklich gute Songs schreiben können. Da steht die Single "Animal" ganz weit vorne. Der Song geht gut ab und reißt sofort mit. Die Strophe klingt catchy und bleibt sofort hängen, was will man also mehr? Allerdings ist man sich meist nicht so ganz sicher, ob manch griffiger Refrain wie bei "Riot", "Time Of Dying" oder dem abschließenden Titeltrack nicht zu sehr ins Tralala abdriftet. Live dürften sie damit aber die Massen mobilisieren.
Dass der Mainstream vor allem mit balladeskem Material zu knacken ist, weiß das Quartett, und so sind das an 3 Doors Down erinnernde "Never Too Late", das zumindest in den Strophen sehr balladeske "Let It Die" und vor allem das nah am Schnulz gelagerte "Over And Over" prädestiniert fürs Radio. Geht der Refrain von "Let It Die" schon schwer in die Ecke des Teenie-Film-Sountracks, macht sich "Gone Forever" dort vollends breit. Dann doch lieber interessante und abwechslungsreiche Sachen wie "On My Own" oder das sich stark steigernde "Get Out Alive".
6 Kommentare
Danke für den Artikel. Das Album ist aber doch schon über zwei Jahre auf dem Markt
Man hätte eventuell noch schreiben können, dass die Neuauflage welche am 29.08.08 rauskam, noch eine Live DVD als Beilage hat..
steht in der bio. und zwei jahre auf dem markt stimmt auch nur für usa und can.
hab mir das Album vor 2 Jahren in der Schweiz gekauft.. tut mir leid für euch Deutsche, dass ihr so lange darauf warten musstet
hab das album auch schon was länger, finde es aber immer noch sehr gut =)
hübsche melodien, gute stimme, gute texte
Wieso steht da was von "Behind the Band" bei 14.? Das is doch garnicht drauf...!? ...oder doch?O.o
Soweit ich gelesen hab beziehen sich einige Lieder, darunter auch das als Teenschnulze abgestempelte Gone Forever, auf Adam Gontiers Drogenabhängigkeit und seine Entzugzeit oder wurden zumindest in dieser geschrieben. Dazu würde auch der Refrain mit "I feel so much better, now that you're gone forever" passen. Natürlich ist das Lied vielseitig auslegbar, aber ob sich solche Zeilen ein Jahr nach seiner Hochzeit auf eine Frau beziehen?