laut.de-Kritik
Fideler Baller-Pop im Disko-Fieber.
Review von Jasmin LützVier Jahre Zwangspause. Ein derber Schlag für Timid Tiger aus Köln. Gerade hatten sie einen kleinen Hit mit ihrer ersten Single "Miss Murray" gelandet, und schon meldete das legendäre Label L'Age D'Or Insolvenz an. So mussten die jungen Tiger seit 2004 ohne finanzielle Unterstützung ihren Weg gehen. An ein Comeback glaubte damals keiner mehr. Doch die Band um Sänger Keshav Purushotam gab niemals auf. Gemeinsam befriedigten sie ihre musikalische Kreativität im Alleingang.
Nun meldet sich die fidele Indie-Popband mit ihrer ganzen Leidenschaft und neuer Besetzung und Plattenfirma zurück. "Timid Tiger And The Electric Island" heißt das zweite Album, und es darf wieder ordentlich getanzt werden. Die gleichnamige EP wurde bereits 2009 vorgestellt mit einigen Konzerten in angesagten Clubs und kreischenden Teenies in der ersten Reihe.
Der animierende Popsound ist teilweise geblieben, wenn auch die elektronischen Klänge den Sound von Timid Tiger neu gestalten. Die Trash-Disko beginnt mit "Electric Island". Vielleicht ist das ein kleiner Wink auf die englische Insel? Ihr "Fräulein Murray" rotierte ja bereits damals im englischen Radio.
Aber kein Grund zum Abheben. Auch wenn die Gestaltung des Covers keine verspielten Comiczeichnungen mehr (Artwork damals von Klaus Cornfield ) zeigt, klingen die Keyboards beruhigt preisgünstig ("Gadget Girls"). Timid Tiger scheinen ihre Wurzeln im Lofi-Charme nicht verloren zu haben.
Der 80s-Sound paart sich mit 90er-Pop-Arrangements, und so wird "House Of Love" gleich zur neuen kölschen Hymne gekürt. Ähnlichkeiten mit der ersten Singleauskopplung ("Miss Murray") sind dabei nicht ausgeschlossen. Für neue Töne sorgt "Palm Beach Bar". Da sieht man förmlich die feschen Jungs in Bermudas in der Karibik rumlungern.
Weniger klischeehaft, dafür überraschend: "The Gardener". Eine Popballade mit Akustikgitarre und zurückhaltender Manie, die das ganze Album ein wenig ausbremst. Es scheint, als wollten sich die Jungs nicht gleich festlegen, wen sie mit ihrer neuen Platte ansprechen wollen. Die jungen Disco-Hüpfer oder die alteingesessenen Indie-Hasen?
Aber schön singt der Keshav da, und das ist die Hauptsache. Die Party geht ja auch gleich weiter. Mit lauter Gute-Laune-Songs, die manchmal ein wenig zu sehr nach Ballermann-Spaß klingen ("Ina Meena Dika (It's Happening Now)".
"The Electric Island" enthält viele Klangvariationen und Samples, die ein wenig durcheinander geraten. Dennoch sind wir froh, dass Timid Tiger wieder am Start sind und den Frühling einläuten.
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