laut.de-Kritik
Dieses Album macht Angst.
Review von Oliver LambrechtDieses Album macht mir Angst! Tocotronic entdecken nach dem zehnjährigen Bandjubiläum nun also auch das "Best Of"-Format für sich. Das klingt zwischen den Zeilen verdammt nach Abschluss, schlimmer noch, nach Abschied.
Dem wütend-ungestümen Auftakt in den frühen Neunzigern folgte mehr und mehr sanfte, abgedrehte Poesie. Von der Ansage "Ich Möchte Teil Einer Jugendbewegung Sein" zum Instrumentalstück "Mystery Symphony" in elf Jahren - und jetzt?! Jetzt legen die vier Tocotronics erst einmal die chronologisch-subjektive Aufarbeitung der eigenen Glanzpunkte vor.
Kein leichtes Unterfangen, denn aus über acht Stunden Liedmaterial galt es, die besten Stücke für eine CD zu destillieren. Da fiel natürlich Einiges unter den Tisch. Trotzdem sollte die Auswahl den Geschmack vieler Fans und Interessierten ohne weiteres treffen.
Von den frühen Hass-Hymnen ("Ich Möchte Teil Einer Jugendbewegung Sein", "Freiburg") über Verzweiflungs-Nummern ("Die Welt Kann Mich Nicht Mehr Verstehen", "So Jung Kommen Wir Nicht Mehr Zusammen") bis hin zu den Manifesten ("Let There Be Rock", "Aber Hier Leben, Nein Danke") beleuchtet die Band sämtliche ihrer Facetten.
Natürlich muss eine solche CD auch ein Arne Zank-Solostück enthalten. Den Zuschlag erhielt "Bitte Gebt Mir Meinen Verstand Zurück". Der Mann, der früher mal mit der Solo-Gitarre Tocotronic-Konzerte eröffnete, steht hier musikalisch (s)einer Band am nächsten.
Die Spiellänge der CD übertrifft elegant die Marke von 78 Minuten. Im Booklet verfassen die Hamburger Musiker ein paar Zeilen zu jedem Lied der CD. Unter dem Strich lässt sich nach Lektüre des lesenswerten Heftes festhalten, dass selbst die Band manchmal ratlos vor dem eigenen Werk steht. Zum Glück haben die Musiker genug Anhänger, die Kleinigkeiten zu großartigen Mythen stilisieren (Stichwort: Trainingsjacken!).
Die Entwicklung der Band erscheint im Nachhinein absolut stimmig. Auch wenn Tocotronic die Fans mit jedem neuen Album überrumpelten. Eine weitere Überraschung ist wohl auch, dass die tocotronische "Best Of"-CD nur einen neuen Lawrence-Remix von "Pure Vernunft Darf Niemals Siegen" enthält. Andere Musiker warten ja gerne mit mehr Extras (meist: durchschnittliche Lieder) auf. Das sphärische Stück umrahmt den eindringlichen Appell Dirk von Lowtzows. Ein kleiner psychologischer Trick. Denn im Traumzustand, in den dieser Song den Hörer ganz sanft versetzt, prägt sich der Inhalt wesentlich leichter ein.
Dieses Bonbon lockt die Fans, die den Rest schon haben, vielleicht eher in die legalen Downloadportale. Wer sich ohne größere Vorkenntnis und mit kleinem Geldbeutel dem Oeuvre der Hamburger nähern möchte, ist aber mit der "Best Of" gut bedient. Auch wenn sich irgendwann niemand mehr an die Hamburger Schule erinnern kann, behalten Tocotronic ihren Platz in der Musikgeschichte. "The Best Of Tocotronic" ist der Beweis! Gott sei Dank sitzt Dirk von Lowtzow bereits an neuen Tocotronic-Liedern.
14 Kommentare, davon 8 auf Unterseiten
Da ich bisher nicht viel von Tocotronic besaß, aber die Band richtig klasse finde, habe ich mir nun mal das Best of zugelegt. Und was soll ich sagen...es ist großartig...also besonders da ich halt wenig bisher hatte, ist es ein perfekter rundumblick in der Karriere der Toco's. Und auch der Zusatzsong mit den sehr ruhigen und sphärischen Klängen ist überwältigend!
Ich hoffe mal, dass uns Tocotronic noch lange erhalten bleibt
ganz deiner meinung
hatten die nicht schonmal einen Abschied und nach zehen Jahren fanden sie sich wieder? Also, eine Best of würde ich mir auch kaufen.
@unbekannte (« hatten die nicht schonmal einen Abschied und nach zehen Jahren fanden sie sich wieder? »):
nein.......
@Paranoid_Android (« @unbekannte (« hatten die nicht schonmal einen Abschied und nach zehen Jahren fanden sie sich wieder? »):
nein....... »):
wer is den erfinder dieses gerüchtes??? tocotronic und mal auseinander??? tztztz
Aber echt, ey. Arme Unbekannte - Keine Ahnung von Toco. Es ist zum heulen