laut.de-Kritik
Bittersüße Akustikballaden treffen auf orchestralen Disney-Charme.
Review von Josephine Maria BayerMit "Another Love" fing alles an. Der verträumte Herzschmerz-Hit brachte Tom Odell 2012 den internationalen Durchbruch. Zehn Jahre später nahm der Song dank TikTok eine neue Bedeutung an: "Another Love" spielte im Hintergrund zahlreicher Videos, die von der Flucht aus der Ukraine erzählten. Im März 2022 sang Tom den Song für ukrainische Geflüchtete im Bukarester Bahnhof. Wenige Monate später erschien das Album "Best Day Of My Life", das die harte Realität des Kriegs und der Pandemie in ihrer Getragenheit widerspiegelte. Odell saß damals alleine am Flügel, ganz ohne Band. Dem Albumtitel zum Trotz erinnerte die schwere Stimmung der Lieder an Trauermärsche.
Nach der Live-EP "Live At Union Chapel" lässt er nun etwas optimistischere Töne anklingen. Neben seiner Band, die dieses Mal wieder dabei sein darf, setzt Odell auf eine zauberhafte Orchesterbegleitung, die Assoziationen mit Disney weckt. Der Titeltrack "Black Friday" ist gut gewählt: Hier laufen Orchester, Band und Barde zu Höchstform auf. "What has happened to me?" ruft Tom und fasst damit seinen Frust über nagende Selbstzweifel und hoffnungslos romantische Tagträume zusammen.
Im Opener "Answer Phone" und im beschwingten "Loving You Will Be The Death Of Me" klingen Beatles-Einflüsse an. Das Klavier tritt öfters mal in den Hintergrund, beispielsweise in "Somebody Else", das von gedämpfter Gitarrenbegleitung lebt. Nur ganz sanft mischt sich das Klavier mit ein. Der Track endet mit einem Schlagzeug und Bass-Groove, der zum Song "Parties" überleitet.
"I don't know why I come to these parties anyway / Hiding all my feelings / You're the only reason that I came", singt Odell und irgendwie klingt das Arrangement genau so wie das Gefühl, das er im Text beschreibt: Die Band schafft eine vergnügte Grundstimmung wie bei einer Party, gleichzeitig wirkt alles auch irgendwie ein wenig traurig. Das Sample "Getaway (Voice Note)" endet sonderbar abrupt, gerade als er die ominöse Zeile "I've got a gun at my head" zu Ende singen will. "Nothing Really Hurts Like Love" wirkt wie ein Echo von "Another Love".
Dem Orchester wird eine besondere Aufmerksamkeit zuteil: Das Einstimmen der Instrumente ("The Orchestra Tunes Up") und die instrumentalen Interludien "The Orchestra Takes Flight" und "The Orchestra Is Feeling Tense" verleihen dem Album eine klassische Färbung. Das meisterhafte Mixing und Mastering resultierte in einem nahezu immersiven Klangerlebnis.
Im Gegensatz zu "Best Day Of My Life" ist "Black Friday" weder eintönig noch vorhersehbar. Vielmehr wendet sich Odell vom Schwermut des letzten Studioalbums ab, öffnet die Vorhänge und lässt die Sonne rein. Eine gewisse Grundmelancholie ist geblieben, aber das muss ja nicht unbedingt immer etwas Schlechtes sein. Mit diesem Konzeptalbum wächst der 33-Jährige über seine bisherigen Fähigkeiten als Songwriter und Arrangeur hinaus.
1 Kommentar
Haben wir hier das gleiche Album gehört? Das ist doch alles nur schwermütiges, langsames und völlig uninspirierendes Gedöns von Tom Odell. Kein Vergleich zu Jubilee Road. Und wo hier der Disney Charme sein soll, kann ich auch nirgends raushören - diesen Disney Charme gibt es übrigens bei Cody Fry's neuem Album. Den gibt es aber auf der Seite nicht, obwohl er es verdient hätte, dass man über ihn berichtet.
Laut.de ist aber weiterhin Garant dafür, dass das Gegenteil der Rezension der Fall ist. Dieses Album hat nicht mehr als zwei Sterne verdient und die Rezi einen Stern.