laut.de-Kritik
Frei von Hirn, das andere zwischen den Beinen tragen.
Review von Oliver LambrechtEs gab mal eine Zeit, in der an jeder Ecke "Breathe Again" und vor allem "Un-Break My Heart" zu hören waren. Diese Zeiten sind vorbei. Gott sei Dank! Die R'n'B-Schmalzdrüsen sind leer gedrückt, zu Herzen gehen nun andere musikalische Akts. Toni Braxton, deren Herz ihr ironischerweise fast einen Strich durch die Karriere gemacht hätte, bekam Wind davon und entwickelte sich mit "Libra" weiter in Richtung Hip Hop.
Wer sich nun eine tätowierte, goldverzahnte Waffenfetischistin vorstellt, irrt. Die Braxton ist ja inzwischen Mutter und vor allem frei von Hirn, das manche zwischen den Beinen umhertragen. Von daher enthält das neueste Album 13 Lieder, davon drei mit dem "Bonus Track"-Sternchen versehen, halbgar zwischen Hip Hop und R'n'B gekocht, aber für den musikinteressierten Konsumenten abschreckend. Leute, die gerne und unbedarft einen Radiosender mit einer 3 im Namen hören, dürfen jubilieren und wieder zum Bügeleisen greifen.
Dass sich die Zielgruppe an der Stimme sattgehört hat, sollte den Verantwortlichen eigentlich bei der gefloppten Single "Please" aufgefallen sein. Der Opener der Platte wäre in genau dieser Form vor fünf Jahren nicht nur hittauglich sondern eben auch ein Hit gewesen. So hiphoppeln Streicher und "Ohoh"s um die fast vier Minuten dauernde Wette, und wenn das Lied vorbei ist, will sich keiner an ein Hörerlebnis erinnern. Dieser Mangel an Spannung zieht sich durch das Album wie ein Bandwurm durch das Gedärm.
Ohne größere Aufregungen dürfen Frischverliebte dann auch bei dem kuschelrockkompatiblen "Trippin' (That's The Way Love Works)" vor sich hin schmusen. Höhepunkte sucht man bei "Libra" aber vergebens. Das liegt vielleicht auch schon am Namen. Bekanntermaßen steht das Sternzeichen Waage ja für Ausgeglichenheit. "Virgo" wäre wohl unglaubwürdig gewesen, aber vielleicht hätte "Leo" mehr Biss gehabt?
14 Kommentare, davon 12 auf Unterseiten
Da ich bei "Unbreak my Heart" in Tränen badete und der Song Liebeskummer ins Unermessliche steigern konnte hat mich die neue Scheibe von Fräulein Braxton interessiert. Oder besser: es hat mich interessiert wie die Herren der Firma Laut die CD bewerten.
Und allein für diesen Satz hat sich das Aufstehen heute so früh gelohnt:
"Leute, die gerne und unbedarft einen Radiosender mit einer 3 im Namen hören, dürfen jubilieren und wieder zum Bügeleisen greifen."
Danke Oliver Lambrecht
Nicht dass ich ständig laut.fm hören würde/könnte, aber die Radiosender mit der 3... die sind mitunter sehr
Miss Columbia
oh. laut.de hat mal wieder radiomusik verrissen? gut jungs! super! weiter so! irgendwann werden sie wissen was besser ist. diese bösen radiosender mit der 3...- hörer!