laut.de-Kritik
Einen Brüllaffen-Contest gewinnt der Berliner jederzeit.
Review von Dani FrommWie praktisch. Am vergangenen Wochenende schaute ich beim Fest des örtlichen Geflügelzuchtvereins vorbei. Dort gabs Gänsefüßchen im Sonderangebot, davon hat man schließlich nie genug. Insbesondere steigt der Bedarf, versucht man, sich in Zusammenhang mit Tony D über Rap, Skills, Flow und Lyrics zu äußern. "Rap", "Skills", "Flow" und "Lyrics" - so trifft es den Kern der Sache doch schon sehr viel genauer.
"Wo sind die Gegnaz?" In welcher Disziplin, bitte? Einen Brüllaffen-Contest gewinnt Tony D jederzeit, allein: Wer will sich schon über die komplette Länge eines Albums in immer und immer und immer wieder der gleichen Manier anschreien lassen? Reimkunst? Wortwitz? Abwechslung? Nicht, dass ich etwas anderes erwartet hätte, als Fehlanzeige auf ganzer Linie - enttäuscht und entsetzlich angeödet bin ich trotzdem. "Tony ist mein Name, ich mach' dich Totalschaden." Stimmt.
Für einen Hauch von Vielfalt sorgen lediglich die zahlreichen Featuregäste, die sich aus dem engeren und weiteren Umfeld des Damagers rekrutieren. Wenn B-Tight im eingangs zitierten "Wo Sind Die Gegnaz?" einen Highspeed-Vers vom Stapel lässt, der endlich einmal wieder zeigt, dass in Bobby Dick nicht nur der Neger sondern tatsächlich ein Rap-Akrobat steckt, und wenn im "Outro" selbst ein Auftritt von Fler vergleichsweise zum Ohrenschmaus gerät, dann kuckt Tony D noch blasser aus der Lederjacke als ohnehin schon.
Stumpfsinn regiert. Immerhin scheint bei Tony D beim Egosknicken, Ehreficken und Rumpöbeln noch nicht die im Game grassierende Freudlosigkeit Einzug gehalten zu haben. Die Einzigen, denen ich die oft ins Feld geführte ironische Sicht auf die Dinge allerdings tatsächlich abkaufe, bleiben K.I.Z. - glücklicherweise. Nur deswegen gerät die Schlitterpartie auf dem dünnen Eis der hässlichen Assoziationen, die ihr Menschenledersofa aus "Komm Rein" wachruft, halbwegs erträglich. MOK, Sido, Frauenarzt und wie sie alle heißen, verkaufen sich dagegen reichlich unspektakulär.
Überflüssig zu sagen, dass die Beats, großteils Hirn und Reglern Tai Jasons entsprungen, auch bei dieser Aggro-Veröffentlichung wieder eine Qualität erreichen, die einem ob der Verschwendung an indiskutable Raps - Verzeihung, "Raps" - Tränen des Bedauerns in die Augen treibt. Reime - Pardon, "Reime" - des Kalibers "Ich seh' zu viele Menschen, die böse kucken / Ich will lieber in eine schöne Möse kucken" machen den Genuss leider vollkommen zunichte.
Trotzdem: Ein verehrungswürdiges knarzendes Synthiebrett reiht sich ans nächste, häufig basierend auf vertrauten Motiven und einer Ästhetik, wie sie einst in John Carpenters "Halloween"-Thema auf den Nerven klimperte. Wann, bitte wann, veröffentlicht Tai Jason endlich ein Instrumentalalbum, die Rezeptur seines Trinkwassers oder beides?
Aggro wäre nicht Aggro, würde das Drumherum nicht stimmen. Grafikern mag die Covergestaltung zwar die Haare zu Berge stehen lassen, das Comic-Booklet verbuche ich allerdings eindeutig auf der Haben-Seite.
Selbstredend kommt Tony Ds Solo-Debüt neben der normalen in einer aufwändigen Premium-Edition auf den Markt, auf die man, wenn man sich aus mir unnachvollziehbaren Gründen diesen Quatsch überhaupt zulegen möchte, keinesfalls verzichten sollte. Hier finden sich neben einer Kitty Kat, die ihr übliches Prollschlampen-Image zur Schau trägt, ein immerhin halbwegs brauchbarer Harris-Part ("In Club") sowie der Titeltrack in "Smells Like Totalschaden"-Fassung: Billige Effekthascherei mittels des altvertrauten Nirvana-Riffs hin, Sido am Schlagzeug und Evil Jared am Bass her: Ich fürchte, diese Nummer plättet in der Tat jeden Club. (Pssst! Vielleicht probier' ich das sogar bei Gelegenheit mal aus.)
Eine Verwandlung der Steilvorlage, zwei Araber im Game seien "2 Zuviel", spare ich mir. Massiv und Tony D schießen sich damit ein sattes Eigentor: "Ich steh' auf aus den Trümmern / Es tut mich nicht kümmern / Ob ich neben Leichen schlafe / Solang ich einen Steifen habe."
Eigenen Aussagen zufolge sieht sich Tony D in drei Jahren immer noch in der Obhut Aggro Berlins. Die Frage bleibt nur: Wo wird Aggro dann stehen? Ob dann, bedenkt meine Worte, noch ein einziger halbwegs kampfbereiter Hahn nach dem Sägeblatt krähen wird, bleibt abzuwarten.
Um die Strippenzieher dahinter, vor deren großartigen Promomaschinerie ich mich ein weiteres Mal ehrfürchtig verneige, mache ich mir allerdings keinerlei Sorgen. Die haben den nächsten Schachzug unter Garantie bereits geplant, darauf wette ich meinen Arsch. Hält jemand dagegen?
172 Kommentare
Tony D legt diese Tage mit "Totalschaden" sein Solo-Debüt vor. Mit viel Spannung richtet HipHop-Deutschland die Augen auf dieses Werk.
Die eine Hälfte möchte ihre Meinung, Tony D sei ein talentloser Prolet bestätigt sehen, die andere Hälfte will einfach nur feiern. Tony D schafft es, beiden Fraktionen Wasser auf die Mühlen zu gießen.
Selbstverständlich vergewaltigt Tony D auch auf dieser Veröffentlichung derart die deutsche Grammatik, dass Schiller und Goethe im Grabe rotieren werden. Natürlich findet sich Tony D nach wie vor nicht in der Top 1000 der versiertesten deutschen Rapper wieder. Allerdings habe ich noch kein Interview gelesen, in dem der Rapper explizit das Gegenteil behauptet.
Auf "Totalschaden" wird der Hauptfokus erneut auf partytaugliche Tracks gelegt. Und das gelingt, wenn man mal von der immer noch blutleeren Single "Totalschaden" absieht , dann doch recht gut. Zusammen mit Features wie sido, B-Tight, K.I.Z., Harris (nur auf der Premium Edition) und Grüne Medizin werden Instrumentals von Tai Jason, DJ Desue und Djorkaeff auseinandergenommen. Natürlich ist nicht jeder Track ein Volltreffer, allerdings geht die Hit-Quote mit Tracks wie "Auf und ab" mit sido oder "Komm rein" mit K.I.Z. dann doch noch in Ordnung.
So legt Tony D ein recht kurzweiliges Album vor, welches über weite Strecken unterhalten kann. So kann man es auch verkraften, dass auf "Tot so gut" das gleiche Instrumental wie bei K.I.Z.s "Pogen" verwendet wird, zumal der Beat so gut ist, dass ihn nicht einmal Massiv zerstören könnte.
Besonders positiv fällt ins Gewicht, dass mit Tony D einmal mehr ein Künstler an die Oberfläche gespült wird, der trotz aller Kritik sein eigenes Ding durchzieht. Schon alleine dafür hat Tony D Respekt verdient.
Wertung: 68%
Quelle (http://herrmerkt.blogspot.com)
"Ob dann, bedenkt meine Worte, noch ein einziger halbwegs kampfbereiter Hahn nach dem Sägeblatt krähen wird, bleibt abzuwarten."
ein hahn vielleicht nicht, dafür sicherlich ein sodhahn!
wow, sogar 2/5
die ist denn das passiert ?
wo ist da das bisschen hoffnung versteckt ?
Hört mal auf hier tony d so zu haten! Seine soloalben mögen ihre schwächen haben, wobei er in kombination mit b-tight und vorallem sido immer mal wieder auch echt gute dinger hat, aber für aggro ist tony d unverzichtbar, die mischung zwischen ihm, b-tight und vorallem sido ist einfach gut, da muss er lyrisch nicht viel drauf haben, sido (elegant) und tony d (brachialer rap), das passt einfach! Bei der sekte ist er nicht so wichtig, weil die mit bendt, sido, b-tight, alpa, fuhrman mehrere reim- oder flowstarke leute hat und er da in der tat teilweise nicht reinpasst mit seiner stimme und seinen reimen aber für aggro ist tony d wichtig, weil jemand mit dieser power nach bushidos weggang auch einfach gefehlt hat, fler gefällt mir in der harten rolle einfac gar nicht mit seiner aufgesetzten stimme.....
Sido ist lyrisch, top, tony d sorgt für die härte (früher bushido) und b-tight ist der freak (manchmal vlt auch zu sehr), fler ist unnötig (nur auf ansage 8 ist er gut), während g-hot und kitty kat ganz gut rein passen, kitty bringt als frau mit der arroganten stimme sogar nochmal ne neue duftmarke rein, die mir gefällt!
Wir hatten schon seit 5 Jahren aufgehört, ihn zu haten. Und dann kamst Du
Da sag noch einer ich würde alte Threads hochholen..