laut.de-Kritik

Hip Hop als Lebensinhalt und persönliche Therapie.

Review von

Endlich, das Tagwerk ist vollbracht. Wer ein Hip Hop-Head ist, erst mal rein ins Auto, die Anlage aufgedreht und kopfnickend ab on the road. Alternativprogramm: In den eigenen vier Wänden das Licht gelöscht, die Zigarette angezündet und zugehört. Ob Musik oder Text - Torchs Solo-Album hat Gewicht. Gleichgültig, wie man zu ihm und seiner Rolle im deutschen Hip Hop steht.

Der Deutsch-Rapper der ersten Stunde hat lange an seinem Album gearbeitet. Objektiv betrachtet, ist sowohl Quantität wie Qualität herausgekommen. Dies mag nicht zuletzt daran liegen, dass der Hip Hop für Frederick Hahn Lebensinhalt ist. Und wenn er textet, kann man dies durchaus mit Begriffen wie Vergangenheitsbewältigung oder persönliche Therapie beschreiben.

Die Reime fließen ehrlich, direkt und treffend. Er hat seine Auszeit genutzt, um Stoff für seine Geschichten zu sammeln, über seine Umwelt zu reflektieren und dies in Reime zu fassen. Schließlich hat der "Urvater" des deutschen HipHop, wie ihn manche ehrfurchtsvoll nennen, einen Ruf zu verlieren. Und Torch schafft es tatsächlich, dass man an seinen Lippen hängenbleibt. Ob es einem nun passt, was er zu sagen hat oder nicht.

Die Grundstimmung des Longplayers ist düster-nachdenklich, auch wenn entspannte Grooves aus den Boxen pumpen. Mal sind die Beats rough, mal smooth, aber immer cool und trocken. Respekt auch für die sphärisch-chilligen Samples und die Instrumentals der Tracks, die oft aus Jazz oder Klassik stammen. Torch und sein Mitstreiter Boulevard Bou haben jedenfalls einen Sound produziert, der internationalen Standards gerecht wird.

Man ziehe sich nur mal die Instrumentals von "Als ich zur Schule ging" rein. Ansonsten kann ich keinen Song besonders hervorheben, denn trotz einer Spielzeit von fast 74 Minuten hat der Longplayer eigentlich keinen echten Durchhänger.

Trackliste

  1. 1. Kapitel 29
  2. 2. Die Welt brennt
  3. 3. Interlude 1
  4. 4. Nebeis
  5. 5. Gewalt oder Sex
  6. 6. Interlude 2
  7. 7. Als ich zur Schule ging
  8. 8. Interlude 3
  9. 9. Wer bin ich
  10. 10. Der Flammende Ring
  11. 11. Blauer Schein
  12. 12. Hey Mädel
  13. 13. In deinen Armen
  14. 14. Heute
  15. 15. Ich hab geschrieben
  16. 16. Heute Nacht
  17. 17. Blauer Samt
  18. 18. Zeig mir den Weg
  19. 19. Interlude 4
  20. 20. Auf der Flucht
  21. 21. Rote Wellen
  22. 22. Shaolin
  23. 23. Morgen

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LAUT.DE-PORTRÄT Torch

"Bist du nicht der, der auf VIVA moderierte? In Graffiti investierte, alles mit Tags bombardierte? Der meist zitierte, gesamplete, kopierte? Der Freestyle …

45 Kommentare mit 21 Antworten

  • Vor 13 Jahren

    Das beste Deutsch-Rap Album dass bis heute erschienen ist. Ob Bushido, Sido, Kool Savas, Samy Deluxe, Azad, Fler oder sonst wer, Torch topt sie alle. Die genannten hatten Teilweise auch gute Lieder/Alben, aber kein Album ist Konstan so gut wie Blauer Samt von Torch, dass vom ersten bis zum letzten Ton einfach nur genial ist. Mindestens 5/5.

    PS: Peinliche Frage, aber ist "Wir waren mal Stars" nicht auch auf dem Album? Hab ich was durcheinander gebracht oder fehlt das in der Trackliste?

    Ach und die Lieder sind teilweise falsch verlinkt, vielleicht nochmal drüber gucken.

  • Vor 9 Jahren

    Auch schon wieder 13 Jahre her. So ein hohes Level hat deutscher Rap seitdem leider nie mehr erreicht. Was waren das für Zeiten.

    • Vor 9 Jahren

      Falls du kein Troll bist: Wach auf!

    • Vor 9 Jahren

      Ich bin kein Troll und ich bin hellwach. Was willst du mir denn damit sagen?

    • Vor 9 Jahren

      Dass sich jemand, der ernsthaft 2015 als "Backpacker" den Torch-Zeiten nachweint, mal fragen sollte, ob er zumindest in Sachen Musik ein paar Jahre verschlafen hat. Die unterschiedlichen Deutschrap-Sparten sind stark vertreten, es herrscht ein breites Interesse am Genre vor wie noch nie und ich sehe daher keinen Grund, dem Deutschrap-Boom um die Jahrtausendwende oder gar den wacken Gründer-Zeiten nachzutrauern. Was nicht heißen soll, dass es sich bei "Blauer Samt" nicht um ein zumindest in lyrischer Hinsicht durchaus hörenswertes Album handelt.

    • Vor 9 Jahren

      Warum sollte ich mir etwas anhören, wenn der Großteil der heutigen Szene eben nur noch aus Leuten besteht, die keinen geraden deutschen Satz herausbringen und nur durch Beleidigungen und Fäkalsprache auffallen? Da hatte das Genre eben vor 15 Jahren viel mehr zu bieten. Es gibt natürlich auch heute noch gute Sachen, aber die domieren leider nicht so, wie sie es sollten!

    • Vor 9 Jahren

      Inwiefern hat ein Torch denn vor 15 Jahren die Szene dominiert? In kommerzieller Hinsicht sicherlich nicht, da waren andere, auch weniger lyrische Kandidaten vorne (ich denke da vor allem an einige Hamburger Styler). Hat er nicht letzten Endes auch deshalb aufgehört?
      Das Argument, dass es sich nicht lohnt, die neueren Sachen auszuchecken, die dir gefallen könnten, weil dich der Großteil der Szene aufgrund seiner Niveaulosigkeit nicht mehr anspricht, habe ich so auch noch nicht gehört. Bitte, dann bleib bei Torch, Spax und Reen.

    • Vor 9 Jahren

      Dann stimmst du mir ja eigentlich doch zu. Ein guter Anfang denke ich.

    • Vor 9 Jahren

      Wenn du es dir so einfach machen willst, kannst du das da natürlich gerne rauslesen. Viel Spaß weiterhin in deinem Fuchsbau!

    • Vor 9 Jahren

      Naja aber was soll denn an Rap heute bitte besser sein als damals?

    • Vor 9 Jahren

      Der Grad der Behinderung der Szene hat zugenommen. :-)

    • Vor 9 Jahren

      Und der Hörer.

    • Vor 9 Jahren

      Da es wahrscheinlich ein Troll ist, mache ich mir mal keine große Arbeit und nehme mir die Freiheit heraus, zwei alte Posts von Inno und mir zu kopieren:

      Inno Vor einem Monat

      "Welchen Deutschrap kennst du denn? Es gibt sicher genug primitiven Kram, der auch zu Unrecht viel zu viel mediale Aufmerksamkeit bekommt (auf welche Musikrichtung trifftt das bitte schön nicht zu?), aber wenn das wirklich eine Frage nach Alternativen sein sollte, dann zieh dir "Apokalypse Jetzt" von Hiob und Morlockk Dilemma rein, oder SDs Überalbum "21 Gramm" oder die letzte JAW-Platte. Ganz sicher keine Spur von Primitivität, ich schwöre.
      Nur weil hier überwiegend über Fler und Farid berichtet wird, heißt das noch lange nicht, dass die beiden irgendeine Art Relevanz (abgesehen von kommerziellem Erfolg) haben. Das wird in Diskussionen über deutschen Rap gern mal unter den Teppich gekehrt"

      Reko Vor einem Monat

      "Um InNos Beitrag zu ergänzen:
      Oder Pyrins Psychonautik, oder Machs erstes Meisterstück, oder Absztrakkts Buch der drei Ringe, oder Cr7zs An7ma, oder Amewus Leidkultur oder Dölls Weit Entfernt EP (gibt's für Umme) ..."

      Falls du kein Troll sein solltest: Herzlich Willkommen. Lass dich von dem Umgang hier nicht abschrecken. Und seh nicht alles so negativ. Die "Früher war alles besser"-Einstellung ist Schwachsinn. Die alten Sachen existieren nach wie vor und die aktuelle Szene hat eine große Vielfalt.

    • Vor 9 Jahren

      Dieser Backpacker ist doch der typische Modehörer aus den 90ern bis 2002er Jahren. Als HipHop unter seinen Studentenkumpels dann nicht mehr angesagt war, ist er bestimmt dem Trend folgend brav auf Tocotronic und Tomte umgestiegen und hat die ach so geliebte Rapmusik über ein Jahrzehnt ignoriert. Jetzt wo er merkt, dass man sich für HipHop in der Massenwahrnehmung nicht mehr schämen muss und selbst ein paar Akademiker Haftbefehl hören, meint er jetzt, wieder den Experten mimen zu müssen, ohne sich mit der Materie befassen zu wollen.

      Alles schon 1000 Mal hier gesehen und schon damals für langweilig befunden :boring:

    • Vor 9 Jahren

      der backpacker ist einfach zu "real" um wirklich wahr zu sein. solche typen findet man heutzutage nichtmal mehr aufm amewu konzert

    • Vor 9 Jahren

      Naja, für 'nen richtigen Troll-Account war er zwar ignorant, aber nicht bissig genug. Wobei ich mich gerade eh gefragt habe, wann ich hier den letzten gelungenen Troll-Versuch gelesen habe.

      @Reko: Umse hat er ja auch schon in dem anderen Faden erwähnt. Er weiß also prinzipiell schon, dass es auch heute noch Output gibt, der ihm zusagen müsste. Die Szene wird davon aber leider nicht in ausreichendem Maße dominiert und deshalb kann oder will er auch das nicht genießen. Oder so. Wie zwingt man so jemanden zu seinem Glück?

      "21 Gramm" werde ich jetzt aber mal wieder rauskramen! :koks:

    • Vor 9 Jahren

      @Icy: Sehr löblich. 21 Gramm ist der perfekte Beweis dafür, dass man auch ununterbrochen über seine Schwanzlänge rappen kann, ohne auch nur ein bisschen ins Niveaulose abzugleiten. Davon abgesehen sind Tracks wie "Schuld" und "Wenn er geht" 1000 Mal persönlicher, gefühl- und gehaltvoller als all die wacken damaligen Gehversuche der selbsternannten Raplegenden, die die Möchtegern-Backpacker heutzutage als den Gipfel des Conscious Rap abfeiern

    • Vor 9 Jahren

      Mein Innomann rückt die Dinge ins richtige Licht, yo!

      Habe mich ja mit den Jahren raptechnisch auch sehr weiterentwickelt und kann ihm hier voll zustimmen!

    • Vor 9 Jahren

      Du hast über die Jahre vor allem die Wendigkeit deines Halses weiterentwickelt. ;)

    • Vor 9 Jahren

      Jup, lautnutzer mega der Wendehals!

    • Vor 7 Jahren

      Vom Gangsta-Rap ist jetzt aber nicht alles schlecht

  • Vor 7 Jahren

    Habe nur noch einem Sodhahn-Kommentar gesucht.