laut.de-Kritik
Gute Zutaten in der kalifornischen Sound-Küche.
Review von Artur SchulzToto werden allzu oft nur auf ihre allseits bekannten Hits wie "Rosanna", "Hold The Line" oder "Africa" reduziert. Und gelten ob der Tatsache, dass ihre beste Zeit über zwanzig Jahre zurückliegt, in vielen Kreisen als reichlich unhip. Dass die kalifornische Band aber mehr drauf hat, als Erfolgskonzepte der Vergangenheit einfach nachzuspielen, beweist sie mit ihrem neuen Album "Falling In Between".
Es ist die bislang zwölfte Alben-Veröffentlichung der Amerikaner, die nach verschiedenen Umbesetzungen jetzt zu sechst dieses Album produzierten. Und es wartet mit einigen Überraschungen auf, die all jene, die Toto zu vorschnell in eine verstaubte Ecke der Musikgeschichte schieben wollen, erst einmal zum Warten verdammt.
Bereits der Opener und Titeltrack macht es deutlich: Eine so harsche, heavy Gitarrenarbeit erinnert keineswegs an einige der zu weichgespülten Pop-Rock-Parts der jüngeren Vergangenheit. Mit "Dying On Your Feet" und "Bottom Of Your Soul" macht die Band um Sänger Bobby Kimball weiter Dampf. "Hooked" ist ausgestattet mit unwiderstehlichem Refrain, eingebettet in verschleppte Beats und perlendem Pianospiel. Hier klingen Toto wie die klassischen Toto, und das in überzeugender Manier. Innovation? Die erwartet doch auch von den Rolling Stones keiner mehr. "Taint Your World" erinnert angenehm an den Golden Earring-Klassiker "Radar Love".
Toto überzeugen mit auf den Punkt gebrachten Songs. Da stimmen Instrumentierung und Arrangement, und die Ausarbeitung verrät einen versierten Umgang mit den eingesetzten Instrumenten. Darin liegt eine der Hauptstärken von Toto: Die Musiker wissen, worum es sich bei ihrem ganz spezifischen Sound dreht. Die variantenreiche Gitarren- und Schlagzeugarbeit trifft korrespondierend auf warme Keyboard-Klänge und ausgefeilte Vocals. Die Verbindung von gefälligen Pop-Harmonien und harten Gitarrenriffs, unterlegt von Bobby Kimballs Gesang, gleitet aber niemals in belangloses Retro-Gedudel ab. Dafür sind die Songs einfach zu engagiert eingespielt und weisen zu viele neue Strukturen und gute Momente auf.
Für die besinnlichen Augenblicke sorgt das nur 2.22 Minuten kurze "Simple Life" und wartet im Schlussteil mit Chören und straight dargebotenem Midtempo-Rock auf. Kräftig groovend zeigt sich "Let It Go" und zitiert gekonnt den Soul-Funk der siebziger Jahre. "Spiritual Man" gipfelt in kräftigen Soul- und Gospelchören. Der Ausklang "No End In Sight" beginnt verhalten, nimmt dann aber immer mehr Fahrt auf und hinterlässt – wie das ganze Album – einen guten Eindruck von Toto 2006.
Nach verschiedenen Umbesetzungen in den vergangenen Jahren haben sich Steve Lukather und Co. mit "Falling In Between" nicht neu erfunden. Und natürlich sind und waren Toto niemals reinrassiger Rock. Doch der Stil, mit dem sie ihren ureigensten Sound ins neue Jahrtausend transferieren, macht Appetit und Laune. Zutaten aus verschiedensten Dekaden der Pop- und Rockgeschichte, garniert mit dem bekannt einzigartigen Leadgesang und einer Spielfreude, die sich auf den Hörer überträgt: Nach einigen künstlerischen Durststrecken in den vergangenen Jahren präsentieren Toto ein saft- und kraftvolles Album, das die individuelle Klasse der Kalifornier endlich wieder überzeugend in den Vordergrund stellt.
Noch keine Kommentare