laut.de-Kritik
Eine Band lädt zum Instrumentalcoaching.
Review von Gordon BuschlePünktlich zum 30. Geburtstag von Toto veröffentlicht die aktuelle Besetzung ein weiteres Doppel-Livealbum, "Falling In Between (live)", das großteils, wie der Name schon sagt, die Stücke des letzten Albums dokumentiert. In Anlehnung an "25th Anniversary – Live In Amsterdam" hätten sie die Platte auch "30th Anniversary – Live In Paris" nennen können. Schaut man nämlich auf die Tracklist, stellt man schnell einige Deckungsgleichheiten fest. "I'll Supply The Love" und "Hydra" sowie "Rosanna", "Africa" und "Hold The Line" gehören dazu. Titel wie "Luke Solo", "Greg Solo" oder "Simon Solo" machen da schon mehr Lust.
Fangen wir doch einmal der Reihe nach an: Steve Lukather – bei "Luke Solo" liefert er dem Publikum, das wohl gut zur Hälfte nur aus Gitarristen besteht, eine sechsminütige Notenschlacht, bei dem eine 64tel die nächste jagt. Das Pfeifen der Gitarre gegen Ende ist wohl als Hilferuf des Instruments zu deuten. Das Stück ist allerdings erst vorbei nachdem auch das dritte Eck seines Plektrons komplett abgeraspelt ist. Lukather ist wohl der Gitarrist, der den Doppelschlag in den Achtzigern perfektioniert hat und bis heute hat es auch keiner so recht geschafft, ihm das nachzumachen. Trotzdem: Kann er nicht auch einmal etwas anderes spielen? Wenigstens ein bisschen? Klar, wer Toto nicht so gut kennt, dem wird der Atem wegbleiben. Aber für mich hören sich die Soli nicht viel anders an als auf der letzten Liveplatte.
Simon Phillips, oder: Der ewige Schlagzeuglehrer. Auch er wird von Zeit zu Zeit gerne von Musikläden für Drumworkshops gebucht und ist bekannt für seine makellosen Grooves sowie seine großen, altmodischen Tomtoms. In "Simon Solo" spielt er ein aalglattes Solo, zwar ziemlich dezent und daher wenig mitreißend, aber allem Anschein nach wahnsinnig schwer zu spielen. Die wenigen Schlagzeuger im Publikum jubeln.
Jetzt fehlt nur noch Greg. Wer ist das denn? Greg Phillinganes ist seit 2004 Keyboarder bei Toto und fällt als Schwarzer in einer Rockband allein schon aufgrund seiner Hautfarbe auf. Vor seinem Einstieg unterstützte er Stevie Wonder am Keyboard. Und genau so hört es sich auch an. Jazzimprovisationen, die später im Intro von "I’ll Supply Your Love" enden. Sehr anspruchsvoll, gut gespielt, passt aber nicht unbedingt zu Toto. Und da im Publikum wohl nur wenige Pianisten sind, findet er dort auch keinen wahnsinnigen Zuspruch.
Dann wäre da aber noch Bobby Kymball: Der Sänger, der während eines Konzerts sechs Flaschen Mineralwasser trinken kann, ohne auch nur einmal auf die Toilette zu müssen. Er singt jedes Konzert, als ob es sein letztes wäre. So auch in Paris. Wahnsinn. Einziger Kritikpunkt: Kymball singt zu wenig, Lukather zu viel.
Mit "Falling In Between (live)" haben Toto wieder ein gelungenes Livealbum am Start. Wenn auch manche Titel bereits auf dem letzten Tondokument erschienen sind, verblüffen Toto diesmal mit neuen Interpretationen dieser Stücke.
Die Platte ist also für all diejenigen zu empfehlen, die die Songs des letzten Studioalbums einmal vor Publikum hören möchten oder "Rosanna" in einer Jazzversion. Wer Toto aber bereits live gehört hat, den erwartet nicht viel Neues. Das Label hat übrigens bereits angekündigt, genau wie bei "Live In Amsterdam", bald eine DVD zum Konzert in Paris zu veröffentlichen.
1 Kommentar
Toto ist eine Band die man eben mag oder nicht, jeder andere kennt zu mindest einer der frei großen Hits.
Zu erwähnen wäre dass es diesmal einige Songs auf die Setlist geschafft haben, die seit Jahren nicht gespielt wurden, z.b. Gift Of Faith, Kingdom Of Desire, Stop Loving You, Isolation usw.
Songs wie Africa, Rosanna und Hold The Line sind nu mal der Standard dieser band und stellenweise immerhin hübsch auf neue art interpretiert worden.