laut.de-Kritik
Kopfnicker, Beat-Bombast und Rap-Attacken aus Hannover.
Review von Alexander CordasVon drauß' vom Club, da komm' ich her,
ich muss euch sagen, es crossovert gar sehr,
allüberall in den kleinen Hallen,
hör' ich fette Bässe knallen.
Es weihnachtet und crossovert zur Zeit nicht nur, sondern es transmittert ziemlich dolle durch die Republik. Das Hannoveraner Trio bedient sich dabei ausgiebig aus dem Fundus von Hip Hop, Dub, Rock, Drum'n'Bass und was nicht bei drei auf den Bäumen ist.
Ein Transmitter ist ein "Übertrager oder Umformer, der z.B. einen mechanischen Druck in eine elektrische Größe umsetzt" oder eine "Überträgersubstanz oder Stoff für die Erregungsübertragung an den Synapsen". Gemäß dieser Definition sind Mo Heidrich, Michael Lichtblau und Jeff Ogle die Überträger, die den mechanischen Druck vehement an den Hörer weiter geben.
Dabei wühlen die Transmitters tief in der Mottenkiste der Musikgeschichte und fördern Songs zutage, die es nicht nur wegen des ständig präsenten und markanten Bass-Wumms ordentlich in sich haben. Ein übler Einbrecher macht sich zu Beginn der Scheibe an der Zahlenkombination eines Tresors zu schaffen. "Cracking The Safe" heißt der einzuleitende Track und gleich zu Beginn zeigen Transmitter, wer hier die Punches setzt.
Nicht nur wegen der stimmlichen Nähe kann man dahinter einen verschollenen, hochkarätigen Beastie Boys-Song vermuten. Düster und bedrohlich oszillieren industrial-lastige Sounds zwischen Beat-Bombast und Rap-Attacken hin und her. Dem eher altbackenen und trotz Kritikerlob mauen "To The 5 Boroughs" hätte dieser grandiose Opener sicher gut zu Gesicht gestanden.
Die Befürchtung, dass sie den starken Beginn nicht mehr toppen können, beantworten Transmitter mit dem Überwurf schlechthin. "Hunt You Down" baut einen meterhohen Funk-Turm auf und pumpt dank Bass und kongenialer Schlagzeug-Unterstützung tanzbodengeschwängerte Rhythmik aus dem Ärmel. Stillstehen ausgeschlossen. Die Kanonade der Rhythmus-Sektion lässt im weiteren Verlauf etwas nach. Nicht mehr ganz so straight, eher verspielt und detailverliebt randalieren die Pop Hooligans im Hardstep- ("Funky Jack Carrier") und Dub-Bereich ("Smoking Gun").
Dazwischen tummeln sich wiederholt Klopfer, die den ersten beiden Songs von der Power her ziemlich nahe kommen. Die erste Single "Westside Connection" ist eine davon. Die Beat-Untermalung erinnert an Naughty By Natures "Hip Hop Hooray", im Verbund mit einem netten Gitarren-Distort entsteht daraus ein heftigen Kopfnicker.
Die Stärke des Album ist neben den erwähnten Groove-Bomben eindeutig die Hammerproduktion, bei der wirklich jedes Detail ausgetüftelt zu sein scheint. Dies schlägt auch bei Transmitters Live-Auftritten nieder, wie das als Hidden Track versteckte "Pop Hooligan" beweist, bei dem sich einmal mehr neben der beeindruckenden Soundwand Michael Lichtblau filigran am Schlagzeug hervor tut.
Über die komplette Albumlänge schwankt das Niveau der Tracks, aber für ein Debüt ist "Pop Hooligan" allemal ein Statement, das Aufmerksamkeit verdient.
Christkindlein sprach: "So ist es recht,
so geh mit Gott, mein treuer Knecht!"
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