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Mit:
Datum: 12. Juli 2001
Location: KölnArena
Köln
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Zwei Stunden bonoeske Seligkeit beim Deutschland-Start in Köln.

Review von Sascha Oriwall

Abends halb zehn in Deutschland: zum Intro von "Elevation" betreten U2 in der rammelvollen KölnArena die hell erleuchtete Bühne.

Keine großen Aufbauten, keine bombastischen Videoscreens, keine Fernseher. Das Licht auf der Bühne ist an. Das ist alles, keine Special-Effects. Dafür gibt es die "Tomb Raider"-Soundtrack-Version des Songs, der für die Elevation-Tour Pate steht. Beim zweiten Song "Beautiful Day" wird es dann licht-technisch etwas gemütlicher, obwohl der Ausdruck "gemütlich" für die mit knapp 20.000 Menschen vollgepackte KölnArena in etwa so zutreffend ist, wie die Umschreibung "reif für den Championsleague-Titel" für den Karlsruher Fußball.

Bono, The Edge, Adam und Larry präsentieren sich als sehr gut gelaunte Band, der es sichtlich Spaß macht, ihre Songperlen aus mittlerweile drei Jahrzehnten auf das Publikum loszulassen. Heute Abend funktioniert das Spiel auch prächtig: U2 servieren, das Publikum retourniert. Auch wenn einen bei manchen Refrains das Gefühl beschleicht, einem Gastspiel der Fischerchöre beizuwohnen, macht das Konzert der Iren richtig Spaß. Bei der Auswahl der Songs gibt es zwar keine Überraschungen zu den bisherigen Konzerten der Welt-Tournee, doch die angenehm gemischte Setlist gibt eben auch keine Veranlassung zu Veränderungen. Da werden alte Songs wunderschön eingepackt in ein Gerüst neuerer Werke. Ein Aufguss alter Kamellen also - könnte man meinen. Aber gerade zu U2-Dauerbrenner wie "Where The Streets Have No Name" oder "Sunday Bloody Sunday" hottet das Publikum so dermaßen ab, dass man froh über die gesunde Bausubstanz der noch jungen Arena ist. Einsturzängste meets Gänsehautfeeling im Minutentakt.

Die komplette Setlist:
Elevation
Beautiful Day
Until The End Of The World
New Year's Day
Kite
New York
I Will Follow
Sunday Bloody Sunday + Get Up Stand Up
In My Life + Stuck In A Moment
In A Little While
Desire + Hawkmoon + Running To Stand Still
Stay
Bad + Wild Horses + "40"
Where The Streets Have No Name
Mysterious Ways
The Fly

Erste Zugabe:
Bullet The Blue Sky
With Or Without You

Zweite Zugabe:
One
Walk On

Kleine Anekdoten zum Ablauf: Bono widmet den Song "In A Little While" seinem Freund Hermann Brood, der sich zwei Tage zuvor das Leben nahm. Während des Akustikteils (Bono und The Edge an der Spitze des Herz-Catwalks) werden Bono von einem Fan Texte älterer U2-Songs gereicht, was ihn dazu ermuntert, spontan einige Strophen von "Hawkmoon 269" in "Desire" einzuflechten. Den Textbättern zu "One Tree Hill" und "Red Hill Mining Town" schenkt er jedoch keinerlei Beachtung. Natürlich versucht sich Bono auch an der deutschen Sprache - nach dem Opener begrüßt er das Publikum mit dem Satz: "Das letzte Mal brachten wir unsere Zitrone mit, diesmal sind es unsere Herzen, Herzen, Herzen ...".

Die Herzen, das Publikum, die Band, die Songauswahl, der schlichte aber passende Bühnenaufbau - alles in allem ein Konzert der Extraklasse. Oder um es mit Bonos Worten zu sagen: "Wir haben schon viele schöne Abende in Deutschland gehabt, aber heute ... tonight I feel there is something in the house!"

Abends halb zwölf in Deutschland: nach der letzten Zugabe "Walk On" verabschieden sich U2 vom Kölner Publikum und verlassen die Bühne. Aber da war noch was. Etwas, das ein paar kleine Flecken auf die gut zwei Stunden bonoeske Seligkeit geworfen hat. Ah ja, die Vorgruppe. Die Söhne Mannheims.

Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT U2

Die 80er und 90er Jahre sind aus musikalischer Sicht ohne sie undenkbar, ebenso Live Aid 1985 oder der Begriff Stadionrock. Sie kollaborierten mit B.B.