Details

Mit:
Datum: 3. Dezember 2001
Location: The Atomic Cafe
München
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Neuauflage von Oldschool Hip Hop mit Seitenhieben auf die Münchner Schickeria.

Review von Pascal Jürgens

Schon klar: Wer Hip Hop in großen Hallen sucht, mit fetten schwarzen Gangstern die nicht ohne ihre 44er aus dem Haus gehen, der ist nicht hier. An diesem Abend versammelt sich im Münchener Atomic Cafe die kleine Gruppe an Eingeweihten denen die US-Oldschool-Hip Hop-Combo "Ugly Duckling" etwas sagt. Immerhin: In dem sowieso nicht besonders großen Club warten fast 150 Leute darauf, die Drei aus Los Angeles zu bejubeln.

Also stehe ich gemütlich mit einem Vodka Maracuja vor der dicken Bass-Box, warte auf die beiden MCs und sehe DJ young Einstein beim Zerkratzen von Oldschool-Platten zu. Hinter mir kommen plötzlich ein schlacksiger Riese mit Teddybär-Grinsen im grauen Sweater und ein kleiner wohlgenährter Mann mit asiatischer Abstammung und schicken Tätowierungen auf beiden Seiten des Halses an. Der letztere tippt mich an der Schulter an und meint: "Sorry, ..." Ich drehe mich um und denke: "What?" Prompt stolzieren die beiden auf die Bühne und entpuppen sich als Andy Cooper und Dizzy Dustin. Whack! Lektion Nummer eins.

Natürlich erwartet man von einem solchen Gig nicht allzu viel: Kleine, unbekannte, junge Band, kleine Location, die Leute kennen die Texte nicht, etc. Man kennt das ja. Die selbe Befürchtung scheint auch Andy zu haben, denn er beginnt die Show mit den Worten: "Hi folks. You know, we're Ugly Duckling from L.A., and we're a Hip Hop band. That is why – we have NO drummer here on stage, we haven't got a guitar player either, and no guy with a synthesizer making strange noises." Statt dessen verteilt er gleich mal Seitenhiebe auf die Münchner Schickeria: "You know, people, I've seen your cars, and so I know you’re not impressed by money or jewellery, but here's our DJ Einstein with the mighty gold chain!".

Ein erstes Grinsen macht sich auf den Gesichtern der Fans breit, ein zweites folgt, als auf das "Haha-ha-ha" der drei hässlichen Entlein "Now Who’s laughing?" zurück kommt. Das Publikum kann nicht nur Englisch, es kennt auch die Texte! Von wegen gedämpfte Stimmung: Von Anfang bis Ende gehen die 150 Leute ab wie nix Gutes; da sind 10.000 Teenies auf einem Robbie Williams – Konzert ja noch leiser.

Und die Show: Klar, Ugly Duckling haben sowieso unkonventionelle Texte, aber dass sie genauso viel Humor in die Show bringen ... . Bestes Beispiel: Das Intro zu "Pickup Lines": Dizzy Dustin: (geht zu einer Frau im Publikum) "Hey, Baby; was that dress made by Ferrari? It does sure know how to handle all those curves…"
Andy Cooper: "Hey man, we are here in Doitschländ! Here it goes like this: (kramt einen zerknitterten Zettel aus der Hosentasche) Lady, du häst Augän wie ain (versteht kein Mensch). You know, like a Bambi." Dazu der Song: "Honey was offended by the pickup line..."

Faszinierend sind auch die Moves, die Andy auf der Bühne auspackt: Der Typ hat den mit Abstand illesten Tanzstil drauf. Da sage noch mal einer, Hip Hopper ständen immer nur "Yo" rufend in der Ecke. Zum Tragen kommen diese Skillz auch in einem Statement am Rande. Er erinnert daran, dass es in Hip Hop nicht nur darum geht, die eigene Mutter zu verschlagen weil sie der kleinen Schwester Crack verkauft hat, oder bestimmte Kleidung zu tragen: Er tanzt als Zwei-Meter-Riese mit herunter gezogener Kapuze zu Michael Jackson ab, und hält damit den Gangstern im Publikum den Spiegel vor.

Immerhin - ihre Ansicht von Hip Hop ist natürlich eine Randerscheinung, die man höchstens noch bei Kinderzimmer Productions findet. Deshalb Respekt an Ugly Duckling, dass sie diese so konsequent in ihrer Show umgesetzt haben, und an die Fans, die so gut drauf waren wie man es sich als Band nur wünschen kann.

Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Ugly Duckling

"Im Hip Hop-Untergrund ist es so, dass die Leute eine extrem seltsame Wahrnehmung haben. Wenn du beispielsweise wie die Dilated Peoples bist, wirst du …