laut.de-Kritik
Zwischen Rammstein, Megaherz, Oomph! und Tanzwut.
Review von Thomas GraffeDer selbst ernannte Graf weilt wieder unter uns, und er trägt seine düstere Stimme hinaus in die Reihen der Sympathisanten des Elektro-Gothrock. Auf dem neuen Album "Zelluloid" heißt er im Opener den Hörer in seinem Leben willkommen und gibt damit den Startschuss zu einem furiosen Hörvergnügen.
Mit 16 Songs, fast 75 Minuten Spieldauer und einem aufs Neue elaborierten Sound wartet die nun dritte Album-Veröffentlichung von Unheilig namens "Zelluloid" auf. Nach dem Debütalbum "Phosphor" und "Das Zweite Gebot" sind die Unheiligen nun etwas rockiger als sonst unterwegs, bleiben ihren Wurzeln jedoch weiterhin treu. Irgendwo zwischen Rammstein, Megaherz, Oomph! und Tanzwut verteidigt Unheilig seine Stellung mit Songs, die, von kraftvollen Gitarrensalven, Retrobeats und eingängigen Refrains durchsetzt, fast alle potenzielle Gassenhauerqualitäten besitzen.
Ein paar schwer pathetische Liedchen wie etwa "Hört Mein Wort" oder das etwas flach geratene Ballädchen "Mein König" ändern dabei nichts an dem hohen Standard des Plastiks. Ausgefeilte Goth-Poesie und fließende Melodiebögen fesseln und berühren gleichermaßen.
Während das etwas derbere "Willst Du Mich" einen Vergleich mit Rammstein durchaus zulässt, sind die meisten der übrigen Lieder etwas feiner und melodieorientierter gesponnen. Songs wie "Tanz Mit Dem Feuer" oder "Herz Aus Eis" gehen ganz geschmeidig unter die Haut und sind dabei trotzdem gut tanzbar. Wer's gerne etwas schneller hat, wird mit "Fabrik Der Liebe" auch noch bedient. Unterm Schnitt bleiben kaum Wünsche offen. Ich hatte bis auf erwähntes Ballädchen keine Probleme, dem Album auch mehrmals hintereinander meine Ohren zu leihen.
Wenn der Graf behauptet, Zelluloid sei sein "bisheriges Meisterwerk", liegt er gar nicht mal so falsch. Es ist jedenfalls das konzeptionell beste Album, dessen sich Unheilig bis heute rühmen kann.
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