laut.de-Kritik

Besser als Scooter: Das teuflische Baby rumpelt, poltert und knallt.

Review von

Rumpel. Polter. Knall. Mastermind Cronos reicht die Wurstplatte mittlerweile bis zum Hinterkopf, dennoch denkt der Mitbegründer der Black Metal-Szene keineswegs daran, sein teuflisches Baby Venom in den an sich wohlverdienten Ruhestand zu schicken. Dafür sprudeln dem Frontmann der britischen Kultband noch zu viele Ideen aus dem Schädel. Zumindest seiner Meinung nach.

Nach den beiden lauwarmen Comeback-Versuchen "Metal Black" und "Hell" sind Venom mittlerweile bei den finnischen Spinefarm Records untergekommen und verdeibeln allen guten Christen das Jahresende mit dem 13. Studiorundling "Fallen Angels".

Roh und betont rotzig löffelt sich das leicht veränderte Trio (neu an Bord ist Drummer Danté) durch die akustische Klischeesuppe, ohne auch nur einmal vom Pfad des sympathisch Primitiven abzuweichen. Musikalisch waren die Briten seit jeher dem unteren Durchschnitt zuzurechnen, womit natürlich anno 2011 wieder keine bahnbrechenden Innovationen zu erwarten sind.

Das stumpfe, mit sägend-schwachen Riffs unterlegte, Gepolter im Opener "Hammerhead" ist aber mindestens genauso abgelutscht und verzichtbar, wie das bewusst grausig aufgenommene "Damnation Of Souls" oder die 1981-Gedächtnishymne "Death Be Thy Name", bei der die diabolische Front-Halbglatze Cronos betont asozial durch den Äther rülpst und keift.

Trotz allem entwickelt das fast einstündige Werk aber nach mehreren Durchläufen den Old-School-Charme, den man beim halbgaren Vorgänger "Hell" sträflich vermissen konnte. Songs wie "Pedal To The Metal" oder "Hail Satanas" sind weder vom Songwriting, noch von der textlichen Ausrichtung besonders spannend, aber wie sich die unermüdlichen Verfechter des "wahren Metal" präsentieren, hat durchaus etwas für sich.

Selbst wenn sich Venom im eigenen Jungbrunnen wähnen ("Punk's Not Dead") oder der verdeckten Selbsthuldigung verfallen ("Valley Of The Kings"), baumeln ihre Eier immer noch fester, als bei so manch anderer Karnevalscombo. Außerdem ist der ganze Spaß über die meiste Zeit schon fett und neuzeitlich produziert, sodass auch Cronos' traditionell an den Gitarren-Amp gekoppelter 'Bulldozer-Bass' als gewohnt wuchtige Rhythmusmaschine angenehm in den Vordergrund tritt.

Alles in allem ist "Fallen Angels" eine brettharte True-Metal-Geschichte, die nichts, aber auch gar nichts, an Neuigkeiten bietet und gerade deswegen bei der treuen Kuttenbanger-Fraktion auf Begeisterung stoßen sollte. Zudem kommt es in Zeiten der Old-School-Metal-Inflation ganz gut, dass auch alte Hasen noch halbwegs vernünftige Mucke fabrizieren können. Zumindest besser, als mit Scooter durch die Hallen zu tingeln, wie es Ur-Venom Mantas unlängst praktizierte.

Trackliste

  1. 1. Hammerhead
  2. 2. Nemesis
  3. 3. Pedal To The Metal
  4. 4. Lap Of The Gods
  5. 5. Damnation Of Souls
  6. 6. Beggarman
  7. 7. Hail Satanas
  8. 8. Sin
  9. 9. Punk's Not Dead
  10. 10. Death Be Thy Name
  11. 11. Lest We Forget
  12. 12. Valley Of The Kings
  13. 13. Fallen Angels

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