laut.de-Kritik
Solides Power-Metal-Spektakel mit Kiss-Sahnehäubchen.
Review von Kai ButterweckDass es im Fall von Vicious Rumors zu zwei aufeinanderfolgenden Veröffentlichungen mit ein und demselben Sänger kommt, war in der Vergangenheit keine Selbstverständlichkeit. Vor allem in den letzten 15 Jahren wechselte die Besetzung am Mikrofon nahezu regelmäßig im Zwei-Jahres-Takt. Mit Brian Allen scheint sich nun aber endlich wieder ein Shouter langfristig ins Herz des einzig verbliebenen Gründungsmitglieds Geoff Thorpe gesungen zu haben. Denn nach vierjähriger Dazugehörigkeit kann man im Hause Vicious Rumors eigentlich fast schon von Etablierung sprechen.
Freunde der End-80er-Phase der kalifornischen Power-Metal-Legende werden sich darüber freuen, denn wie bereits auf dem Vorgänger angedeutet, orientieren sich Geoff Thorpe, Brian Allen sowie das Background-Ensemble, bestehend aus Larry Howe (Drums), Stephen Goodwin (Bass) und Thaen Rasmussen (Gitarre) an Zeiten, in denen Alben wie "Digital Dictator" und "Vicious Rumors" in den vier Wänden eines jeden True-Metal-Fans auf Rotation liefen.
Vital und in punkto Songwriting wiedererstarkt präsentieren sich die Amerikaner auf Songs wie "I Am The Gun", "Dime Store Prophet" und "Thirst For A Kill" mit gespreizten Beinen, schüttelnden Häuptern und empor gereckten Fäusten. Gekonnt pendelt Sänger Brian Allen zwischen grollendem Gefletsche und theatralischen Einschüben hin und her. Auch die Männern im Schatten des Front-Derwischs geben auf hohem Niveau alles und ebnen dabei ein weitgehend bruchfreies High-End-Fundament.
Vor allem auf Schub-Geschützen wie "Black X List" oder "D-Block" beeindrucken Vicious Rumors mit Spielfreude und tightem Zusammenspiel. Zwar tut sich die Band mit dem Versuch, hymnenhafte Züge zu integrieren, etwas schwer ("Electric Punishment", "Together We Unite"), doch das ist auch schon der einzige Makel an einem ansonsten rundum gefestigten und soliden Power-Metal-Schaffen. Ein Bonus-Nicken gibt's zum Abschluss auch noch für den Mut, einen doch eher Cover-feindlichen Kiss-Brocken wie "Strange Ways" durch die eigenen Kabel zu jagen und ihm einen durchaus gelungenen neuen Anstrich zu verpassen.
1 Kommentar
Vicious Rumors haben bis 1994 ein paar richtig starke Alben rausgebracht. Und live waren sie - dank Carl Albert - fast noch besser als auf Platte. Nach seinem Unfalltod kamen die Veröffentlichungen über ein "hörbar" oder "ganz okay" leider nicht hinaus. Ich befürchte, dass auch das neue Album mich nicht vom Hocker blasen wird.