laut.de-Biographie
Visigoth
Zwischen 376 und 418 n. Chr. zogen die Visigothen von Ost nach West durch nahezu das komplette Römische Reich und hatten in der Schlacht bei Adrianopel (heute die türkische Stadt Edirne) wesentlichen Anteil an dessen Untergang. Über 1.600 Jahre später starten die Musiker Jake Rogers und Lee Campanas im beinahe 10.000 Kilometer entfernten Salt Lake City eine ganz andere Heldenreise, benennen sich aber nach dem alten Germanenstamm: Visigoth.
Nachdem das erste Demo "Vengeance" noch in trauter Zweisamkeit entsteht, rekrutieren Sänger Rogers und Gitarrist Campanas kurz darauf mit Jamison Palmer einen zweiten Axtschwinger. Matt Brotherton und Mike Treseder bewaffnen sich mit Bass und Schlagzeug.
Welche Art Musik die Truppe spielt, ist unschwer bereits am Artwork ihrer Platten zu erkennen. Prangen auf "Vengeance" gekreuzte Schwerter, raunzt von der ersten in Vollbesetzung aufgenommenen EP "Final Spell" ein Hornhelm-tragender Krieger – gekreuzt sind diesmal Äxte. Heroischer Heavy Metal muss es also sein, oder gemäß Manowar-konformem Sprachgebrauch: True Metal.
Ganz im Zeichen des Riffs und epischer Battle-Hymns versuchen Visigoth gar nicht erst, irgendetwas "neu" zu machen, sondern besinnen sich auf bewährte Tradition. Im 21. Jahrhundert von eisernen Bruderschaften und mittelalterlicher Magie trällern kann, ohne sich der Lächerlichkeit preiszugeben, gelingt Visigoth überraschend gut. Im Underground generieren sie eine ansehnliche Anhängerschaft.
Schließlich wird Metal Blade auf die Goten-vernarrten Amerikaner aufmerksam. Unter Brian Slagels Labeldach veröffentlichen Visigoth 2015 ihr Debütalbum "The Revenant King". Die Reaktionen fallen zwar noch gemischt aus, der dem Genre eigene Pathos ist nun mal nicht mehr jedermanns Sache. Teils reagieren Fans und Kritiker aber auch geradezu euphorisch angesichts der ausladenden Metalchöre und zwar althergebrachter, aber dennoch inspirierter Riffarbeit.
Mit "Conqueror's Oath" baut die Band darauf auf und erhält noch bessere Kritiken. In den meisten Magazinen schrammen Visigoth nur knapp an der Höchstpunktzahl vorbei. Teilgrund dafür, dass das Konzept so gut aufgeht, ist sicher, dass die Musiker nicht nur Songs schreiben, die mit denen der Genrehelden mithalten können, sondern auch Artwork und Produktion authentisch oldschool halten.
All das verlangt natürlich nach Auslauf für die mit Maiden- und Manowar-Patches bestückte Kutte. Im Frühjahr 2018 marschieren Visigoth also in Europa ein und wandeln auf den Spuren ihrer Namensgeber. Statt römischen Dörfern nehmen sie zwar Konzertclubs ein. "Hell-bent for leather folgen die Utah-Barbaren dem Ruf der Straße und werden ihren schallenden Sturm entfesseln", verkünden sie über ihre offiziellen Kanäle. Na dann, auf in den Kampf!
Noch keine Kommentare