laut.de-Kritik

"So wie Wein werd' ich better mit Time": Hoffen wirs!

Review von

"Das is my album bae / und not another Mixtape."

Da ist es also, das Opus Magnum von Why SL Know Plug, formerly known as MoneyBoy. Ein mit flüssigem Gold überzogenes Gesicht ziert das Cover, der Titel "Alles Ist Designer" schreit förmlich nach dem besten Output des flyen Österreichers. Überzeugt Beezy auf Albumlänge genauso wie mit seiner Glo Up Dinero Gang?

Kurz und knapp: leider nicht, und das ist verdammt schade. Die losen Hit-Singles wie "Trap House Macht Die Numbers" oder "Trap Phone Ringin" machen unheimlichen Spaß, weil sich YSL frei austobt. Doch auf "Alles Ist Designer" zerschellt sein unwiderstehlicher Swag an der neuerdings professionellen Produktion. Das grandiose Mixtape "Cash Flow" strotzte vor überdrehten Autotune-Bangern und aberwitzigen Vorträgen, auch dank der Ohrwurm-Hooks von LGoony. All das hört man nur ganz selten auf diesem Solo-Album.

Die Vorabsingles säten noch Hoffnung. "Dip" glänzt mit völliger bescheuerter, aber eingängiger Hook zusammen mit Querverweisen auf die US-Rap-Combo Migos. Die kocht ihr Crack nämlich mit der Gabel und nicht mit einem Schneebesen: "Hitte die Kitchen und whip den Pot / Fuck up den Pot mit der motherfuckin' Fork." Auch der Titeltrack fährt mit Young Kira auf dem Beifahrersitz geschmeidig aus der Garage. Weiche Synthies, dezenter Autotune und lässige Parts klingen mehr als formidabel: "Hermes Bag, Fendi Bag, Drogengeld / Guck' mal wie der Belt meine Robin-Jeans oben hält."

Es sind sowieso die Feature-Gäste, die "Alles Ist Designer" auflockern. Hustensaft Jüngling rappt in "Gib Mir Neck" wie vom Pferd gehuft unterhaltsam-abgehobene Lines: "Mein Dick ist wie mein Masterplan / und ich hab' große Pläne / die Nutte spielt mein Instrument, keine Ukulele." Der aus Atlanta stammende Rapper Alley Boy drischt einen motivierten Beitrag auf das Ghetto-Stück "We Gettin' Money", und der schon erwähnte LGoony croont mit bewährtem Autotune traumwandlerisch sicher im melancholischen "Chancen": "Ich investiere, ja ich investiere viel / ich hab' dein Gehalt von zirka einem Jahr in meinen Jeans."

Lauscht man Why SLs Ergüssen, kommt das auf Dauer einem Abnutzungskampf gleich, weil er beinahe über nichts anderes rappt außer Money, Bitches ficken, Cars und feinste Mode. Zwar bekundet er das selbst "everything I do / ficken, trappen, und finessen", doch das macht es nicht angenehmer.

Zwei Songs zeigen dann doch andere Seiten. Im "It Is What It Is Song" besingt er seine Liebste auf eine naiv-sympathische Art. Damals war er eben noch auf Drugs, aber er vermisst ihre Love, und das ganze Fremdgehen sei ja nicht so schlimm, weil alle Hitter das machen und da nie wirklich Liebe im Spiel war. Wer aber denkt, er möchte sie zurückgewinnen, der täuscht sich gewaltig: "Das ist kein 'Baby bitte komm zurück' Song / das ist nur so ein 'It is what it is' Song." True Story, also.

"Ysl Beezy (Respeck)" ist dieser typische Rap-Karrieren-Track, den jeder Rapper mal auf seine Alben setzt. Auf nostalgischem Beat positioniert er sich als Early Adopter des Trap und schlägt einen ernsteren Ton an.

Sebastian Meisingers größtes Talent ist sein unerreichter bilingualer Mischmasch aus Englisch und Deutsch, flankiert von verrückten Vergleichen. In seinen Texten finden sich zum Beispiel folgende Perlen: "Walk in die Garage / und guck', welches Car die Sneakers matcht." "Ich hab' eine mega Villa, sie ist so groß / jedes Zimmer hat seinen own Snapchat-Geofilter." "Du kannst niemanden was lernen oder etwas showen / wenn sie glauben, dass sie alles viel besser knowen."

Die hohen Erwartungen erfüllt Why SL Know Plug letzten Endes nicht, weil 18 Songs einfach viel zu viel sind, er deswegen eigene Lines mehrmals verwendet, und die für ihn so essentiellen Adlibs leider kaum noch einstreut wie im smoothen Opener "Ysl" oder in "Gib Mir Neck". Damit sinkt seine ansonsten große Anziehungskraft erheblich.

"Doch so wie Wein / werd' ich better mit Time." Hoffen wir es mal.

Trackliste

  1. 1. Ysl
  2. 2. Dip
  3. 3. Rite Back
  4. 4. Alles Ist Designer (feat. Young Kira)
  5. 5. Ananassaft
  6. 6. Gib Mir Neck (feat. Hustensaft Jüngling)
  7. 7. Bad Bitch
  8. 8. Mazerati
  9. 9. Chancen (feat. LGoony)
  10. 10. It Is What It Is Song
  11. 11. Out The Mud
  12. 12. Louis V Leather
  13. 13. We Gettin' Money (feat. Alley Boy)
  14. 14. Like A Tattoo 2
  15. 15. Cali Rarri (feat. Timmie Turnup)
  16. 16. Mongoose
  17. 17. Ysl Beezy (Respeck)
  18. 18. Gang Auf Der Chain

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT MoneyBoy

"Steige aus dem Bääääääätt, dreh den Swäg auf, schaue kurz in den Spiegel, sag: What up." Man wünscht, es handle sich um einen Gag des Satire-Magazins …

14 Kommentare mit 13 Antworten