laut.de-Kritik
So klangen Nightwish, als Tarja noch dabei war.
Review von Michael EdeleXandria hatten nach dem Ausstieg von Sängerin Lisa Middelhauve mit einigen Problemen zu kämpfen. Nachfolgerin Kerstin Bischoff blieb ja nicht wirklich lange dabei, und nun muss es Manuela Kraller richten.
Ein wenig gewinnt man bei "Neverworld's End" den Eindruck, dass sich Xandria in etwa folgendes dachten: "Nachdem immer noch so viele Leute Nightwish mit Tarja hinterher trauern und auch bei uns in letzter Zeit in Sachen Sängerin einiges drunter und drüber ging, machen wir doch einfach Nägel mit Köpfen und bieten die Lösung für beide Probleme an."
Man darf mich gern dafür hassen, aber Xandria klingen auf ihrem fünften Studioalbum über weite Strecken so, wie es Nightwish vor sechs, sieben Jahren taten. Vielleicht sind ein paar folkigere Elemente und kein männlicher Gesang auf der Scheibe zu finden, doch gerade Manuela wäre als Playback-Double für Frau Turunen die perfekte Wahl.
Das fällt bereits beim Opener "A Prophecy Of Worlds To Fall" deutlich auf, wo die Dame gegen Ende absolut tonsicher in Höhen vordringt, die ihr weder mein Mittelohr noch der Hund der Nachbarn danken werden. Auch in musikalischer Hinsicht besteht kein Zweifel, dass hier richtig gute Musiker am Werk sind. Dennoch fehlt es den ersten paar Stücken ein wenig an Seele, auch wenn das mancher anders sehen wird.
Vor allem der Gitarrensound bleibt zu Beginn des Albums zu saftlos und steht weit hinter den symphonischen Arrangements zurück. Das ändert sich im Laufe der Zeit aber deutlich und markant. So gibt "Soulcrusher" ganz schön Zunder und das komplexe, wendungsreiche "Cursed" gibt der Gitarre an den entsprechenden Stellen den notwendigen, fett produzierten Raum.
Wie nah man aber im Windschatten von Nightwish segelt, zeigen spätestens das rockige "Call Of The Wind" oder die Ballade "A Thousand Letters". Und nein - das liegt nicht nur an Manuelas stimmlicher Nähe zu Tarja! Ob man das nun verurteilen oder begrüßen will, liegt wohl im Auge des Betrachters. Außer Frage steht hingegen, dass sie mit dem finalen "The Nomad's Crown" eine großartige, professionell aufgebaute Nummer geschrieben haben, die die Stärken der Band hervorragenden bündelt.
Wer also die Nightwish-Ersatzdroge zu Zeiten von Tarja Turunen braucht, sollte sich "Neverword's End" in höheren Dosen geben. Alle anderen halten sich an die Maßangaben ihres Redakteurs und bleiben in homöopathischen Bereichen.
6 Kommentare
Wird mal Zeit für einen vernünftigen Nightwish-Klon, die Selbstdemontage des Originals liegt ja nun auch schon ein paar Jährchen zurück.
Xandria klingen stellenweise in der Tat wie Nightwish vor baffzig Jahren und das meine ich ausschließlich positiv. Leider aber fehlt auch hier die kompositorische Tiefe, die Holopainen dem Original zu güldener Zeit verlieh.
Gekauft hab ichs trotzdem, weil ich diese Art von Musik einfach mag, Kitsch und Bombast hin oder her.
Da werden jetzt einige wohl "überlaufen"
seh ich genau wie eddy. endlich mal wenigstens handwerklich eine vernünftige arbeit. die kann ja wirklich mal singen. na hallellujah. bin trotzdem froh, dass das nicht mein kelch zum aussaufen war, mr ed.
Auf jeden Fall schlägt der Gesang nicht Kapriolen wie bei anderen Trällerelsen. Aber ehrlich denke die ganze Zeit, da ist doch altes Nightwish mit Songs aus der zweiten Reihe. Ein ganz böser Nightwish-Clon
Wie ich finde ein durchaus starkes Album mit einigen coolen Songs. Und ja die Dame kann bestimmt ein hohes C, sehr respektabel.^^ Die Ähnlichkeit mit Tarjas Stimme ist ja schon fast erschreckend! °O°
Anfangs dachte ich auch, ich würde das alte Nightwish hören, vor allem wegen der Stimme, aber nach paar mal hören wird dann doch deutlich das hier nicht Tarja singt. Ganz ordentlich, aber Nightwish ftw!