laut.de-Kritik

Knackige Rocknummern der schweißtreibenden Art.

Review von

Die alte Dame Rock'n'Roll ist wieder wer! Und zwar nicht erst, seitdem sich die hautengen Spandex-Hosen des The Darkness-Scheibenbersters Justin Hawkins wieder in unser ästhetisches Bewusstsein gefräst haben! Trotzdem fristete die Gitarrenarbeit alter Schule zuvor ein eher unbeachtetes Dasein. So kann man es den fünf Texanern von "Young Heart Attack" eigentlich nicht verübeln, wenn sie einfach den Schritt durch die nun sperrangelweit geöffnete Tür wagen und ein bisschen im Fahrwasser des mächtigen Klischee-Dampfers schwimmen.

Dabei fehlt ihnen noch nicht einmal der nötige Wind in den Segeln. Mit gehörigem Drive ziehen die Revival-Heroen auf ihrem Debüt "Mouthful Of Love" durch zehn knackige Rocknummern der schweißtreibenden Art. Das Steuer teilt sich Sänger und Gitarrist Chris Hodge überraschenderweise mit einer zarten Frauenstimme (Jennifer Stephens) und sorgt mit dem doppelten Gesangsangriff für die hitzige Dynamik des Albums.

Nach dem knalligen Opener geht es ohne Verschnaufpause direkt über den Highway mit Vollgas dem Sonnenuntergang entgegen. Unterwegs wird das Gespann von deutlich besser motorisierten Hardrock-Urgesteinen wie AC/DC, The Who und Motörhead winkend überholt - muss allerdings auch deren Staub schlucken. Nicht ohne Grund haben Young Heart Attack gemeinsam mit Lemmy zuvor AC/DCs "Get It Hot" als B-Seite in trockene Tücher gebracht.

Einen Song nach dem anderen sieht der Hörer im Rückspiegel an sich vorbeirauschen: Im sonst durchschnittlichen "Starlight" dominiert eine reißerische Hook, "El Camino" sorgt mit einem ruhigen Mittelteil für ein wenig Entspannung, nur um den Hörer gleich wieder in die Ledersitze zu drücken. "Over and Over" entpuppt sich als MC5-Coverversion, aber auch für den Rest wurde natürlich kräftig in der heimischen Zitate-Kiste gewühlt.

Wohlwollende Zeitgenossen rufen an dieser Stelle euphorisch 'Revival', andere attestieren Leichenfledderei oder mangelnde Selbstständigkeit. Papa, waren das also die 70er? Ja mein Bub, damals wussten die Menschen noch, was rockt! Das nächste große Ding? Dafür fehlt dem Quintett wohl ein wenig Profil, denn in diesem Fall tauschen die Jungs und Mädels die engen Glitzeranzüge gegen staubige Bluejeans und abgewetzte Lederjacken. Damit wird gedrosselt, was "The Darkness" groß gemacht hat: Der Peinlichkeitsfaktor. Trotzdem (oder gerade deshalb?) hörenswert!

Trackliste

  1. 1. Mouthful of Love
  2. 2. Starlight
  3. 3. El Camino
  4. 4. Tommy Shots
  5. 5. [Take Me Back] Mary Jane
  6. 6. To the Teeth
  7. 7. Sick of Doing Time
  8. 8. Over and Over
  9. 9. In Luck
  10. 10. Misty Rowe

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