laut.de-Kritik
Für die Afterhour mit Darkroom-Fantasien.
Review von Daniel StraubDer seltsamste Moment, den ich mit Zombie Nation in Verbindung bringe, liegt schon einige Zeit zurück. Es war im Frühsommer 2001, als ich mit den Kollegen Dobler und Schuh in die Bronx zur 161. Straße hinauf fuhr. Unser Ziel war das dort gelegene Yankee Stadium, wo seit Jahrzehnten Baseballgeschichte geschrieben wird und die Teams verbissen um jedes Inning kämpfen. Kurz eingespielte Tunes, wie wir sie vom Eishockey kennen, sollen die Spieler zum Punktgewinn pushen und das Publikum in Stimmung bringen.
Einer der Anheizer, der dort durchs Stadion hallte, war "Kernkraft 400" von Zombie Nation. Klar, dass uns da beinahe der Hotdog im Hals stecken geblieben ist. Ein Münchner Techno-Act beschallt das New Yorker Yankee Stadium. Das ist bemerkenswert, selbst wenn es nur ein paar Takte sind. Seither ist einige Zeit ins Land gegangen und Zombie Nation längst wieder vom Baseball-Pop-Phänomen zum Underground-Act zurück mutiert.
Mit "Black Toys" erscheint nach dreijähriger Wartezeit wieder ein Longplayer des Produzenten Splank! alias Zombie Nation. Und eines sei gleich vorweg genommen: große Rave-Hymnen sucht man hier vergebens. Stattdessen prägen durchweg dunkle Sounds das neue Album. Die Atmosphäre ist schwermütig und beklemmend. Keine Spur von "Arme in die Luft"-Feeling. Mächtig wälzt sich zu Beginn "Booster" aus den Boxen.
Clubtauglich ja, aber kein Techno für die Peaktime. Viel eher eignen sich Tracks wie "Squid" oder "Peace & Greed" für die Afterhour mit Darkroom-Fantasien. Musik für spezielle Momente und ein genauso spezielles Publikum. Schleppend greifen die Beats ineinander und bauen sich auf "Black Toys" zu einer bedrohlichen Gesamtstimmung auf. Damit lässt Splank! seine Vergangenheit ein gutes Stück hinter sich.
Wie schon mit den Releases als John Starlight gibt Splank! seinem Sound nun erneut eine andere Richtung. Standen früher die Zeichen auf Techno, so ist heute das Tempo etwas gedrosselt, die Grooves sind vertrackter. Als Anheizer für die Yankees eignen sich die Tracks von "Black Toys" sicherlich nicht.
Noch keine Kommentare