Ein Ort, um Fremde zu begraben ... Was für ein Name! Der klingt allein schon nach wuchtigem Hammerschlag mitten ins Gesicht. Es gibt ein Meer zahlloser Combos, die viel versprechen, um nichts zu halten. Nicht so der New Yorker Bandchef Oliver Ackermann. So medienscheu der Komponist, Gitarrist und Sänger …

Zurück zum Artistportal
  • Vor 8 Monaten

    Einfach nur fuckin' WOW! :O

    Komnme gerade eben ausm P8/KA zurück und war högschdwahrscheinlich Zeuge eines transzendalen Konzerterlebnisses mit Maquina aus Portugal zum Support und A Place To Bury Strangers als Hauptact.

    Die junge portugiesische Band kommt wie der Main Act als Dreierpack mit einem quirligen Lefty am Bass. Wobei quirlig nur sein wird, was der Herr der vier Saiten von APTBS an dem Abend z.T. spielen wird am inbstrument, aber dazu später mehr. Maquina existieren seit ca. zwei Jahren und saind momentan so etwas wie die Idealbesetzung eines minimalistischen, rein auf Saiteninstrumenten und (E-)Drums performtem Electro-Punk. Immer straight nach vorne auf alle vier. Der Bassist hat mich echt in seiner beinahe stoischen Two- or Threetone-Riffs auf die simplen Beats überrascht. Wie hat der sich gemerkt, wo all die winzigen Verschiebungen, Wechsel zu kaum wahrnehmbaren Variationen und Fills am Ende seiner irgendwie alle sehr ähnlich, aber doch wieder anders klingenden Läufe hingehören? Der Drummer atmet Disco Elysium, hält es aber Heartbeat-simpel - er bedient zusätzlich zu den E-Drums einen Vocoder, der teilweise durch Pads getriggert oder wird oder Filter hinzugefügt bekommt. Er wird an dem Abend vor allem den Eindruck eines progressiveren, in der Einfachheit seiner Messages sowie würdevoll dargebotenen Selbstironie aber durchaus vergleichbaren HP Baxxter-Enkels im Geiste und als Entsprechung innerhalb Maquinas eigenem Genremix hinterlassen, zudem mit Bumm-Tschack-Fimmel und Wacklern im Timing bei sehr komplex geschichteten Vocodereffekten... Der Gitarrist fährt den genreüblich verdächtigen Effektgerätefuhrpark nicht nur voll auf sondern reizt ihn in Sachen Ringmodulation, Filter und Delays/Reverbs so sehr aus wie selten abseits eines Showroom-Gigs und noch dazu passend in einer Band verwebt aus. Er kann sich durch das einfache und zumindest im Bezug aufeinander arsch-auf-eimer-tighte Spiel der Rhythmus-Sektion völlig frei austoben innerhalb seines Gerätefuhrparks. Überhaupt wirkte er nicht nur rein optisch, sondern auch mit seinen flirrenden, höhenlastigen Melodien und dem wilden Charme der Performance nicht wie ein jüngerer, noch schlacksigerer Bruder von Omar Rodriguez-Lopez...

    Vielleicht zumindest bei mir nix für regelmäßige Durchläufe auf dem heimischen Sofa, aber selbst gewählter Aufpeitscher im Support-Slot: Schon auch mutige Wahl.

    Schwierig für den Headliner, das Stimmungsbarometer (gerade auch durch Maquinas Straight Forward-Attitüde und dem spürebaren Hunger in JEDEM. FUCKING. SONG!) und Energielevel konstant hoch zu halten nach so ner Vorlage. Aber was APTBS danach dann abziehen, das darf gut und gerne als außergewöhnliche subkulturelle Konzerterfahrung von der Häufigkeit von "ca. 1x pro Jahrzehnt" bezeichnet werden kann - selbst wenn sie ggf. Elemente dieser Show azf jedem Gig dieser Tour einzuflechten versuchen.
    Als jemand, der sie vong ihren Platten her gar nicht so gut kennt wie bspw. die immer wieder genannten Vorbilder "The Jesus & Mary Chain", die wiederum als zu häufig und zu unpassend genannte Referenz z.B. auch der Grund waren, warum meine beste Freundin den Konzertabend fatal fehleinschätzend mit "zu beliebig Indie!" ausschlug, wurde ich geradezu von ihrer Darbietung überrollt. Der zu Beginn schon ein wenig posend anmutende Weirdo-Krach von Ackermann an der gleich zu Beginn eh schon nicht so heilen Gitarre, die gleich während des Openers mehrfach auf den Boden geschlagen und mit Drumsticks bearbeitet werden - ganz wie in Gedenken an die NYC-Noise-Übereltern Sonic Youth - entpuppt sich alsbald als zugellösees Multi-Tasking-Genie weit über die Grenze zum Wahnsinn hinaus unterwegs. Die Gitarre, die er sich nach dem Zerkloppen der ersten für den Rest des Konzerts Umhängen wird, sieht eigentlich noch fertiger aus als die frisch zerkloppte: Sie war wohl mal irgendwas fender-mäßiges, aber ihr feht fast der gesamte Korpus unterhalb des Halses, die somit freistehende Buchse ist mit bissl Tape am Gitarrengurt mit befestigt - damit es nicht so viel mehr fiept als von der Band geplant.

    Bei Song Nr. 3 oder 4 so - ganz wird das durch die noisigen Feedback-Schleifen vor und nach Songs für mich nicht immer so deutlich - stürmt der Getriebene Ackermann plötzlich ins Publikum und performt, umringt von Fans, in der Mitte des Saals neben dem Mischpult weiter. Seine Frau/ die Schlagzeugerin tut es ihm alsbald gleich, schnappt sich mikrofonierte Standtom aus ihrem Set und findet sich in der Mitte des Raums ein. Und auch der Brudi Fedowitz - der mich den ganzen Abend optisch sowie in Gestus und Performance an ein Live Action-Casting des Gorillaz-Bassisten erinnert - kommt dazu. Die nächsten Songs performen die drei umringt aus tanzenden Scharen ihrer Fans, wie eine Schamanin spieltSchwester Fedowitz dazu Märsche und repetitive Rhythmen auf ihrer Standtom. Das ganze wirkt absolut ungekünsterlt, spontan und absolut magisch. Nach einigen Songs zieht es alle drei recht zügig nacheinander auf die Bühne zurück. Die Schlagzeugerin hält es nicht am im hinteren Teil der Bühne und hinter ihrem Set, sie nimmt sich eine Snare zu ihrer Standtom nach vorne, der gesamte Rest der Show wirkt beinahe wie ein luzider Traum, hypnotisch, improvisiert. Brudi Fedowiotz am Bass zeigt noch eine wahnsinnig atmoisphärisch nuancierte Paöette zwisschen Doom- und Drone-Sounds sowie Feedback-Schlefen. So schnell wie der Orkan losbrach sind sie dann irgendwann nach ca. 65 Minuten ohne Zugaben durch, verzeihbar, was muss eine solche Darbietung den Beteiligten allein körperlich jeden Abend abverangen, wenn es wirklich eine (z.T.) fest choreografierte Tour sein sollte...

    ...somit bleibt wie erwähnt als Einziges zu betrauern, dass nach diesem phänomenalen Feier-Warm Up sonntag abends im Ländle (oder zumindest im Industriegebiet der Fächerstadt) ganz klar spontan keine vernünftige Afterhour aufzutreiben war - und es war vielleicht auch besser so, wenn ich morgen ausnahgmsweise schon mal vor 12:30 Patient*innen empfangen werde. :smug: :joint: