laut.de-Biographie
Aardvarck
Wer oder was ist denn ein Aardvarck? Diese Frage wird sich wohl manch einer schon gestellt haben. Gemäß dem Niederländer Mike Kivits, der sich diesen Namen selbst gegeben hat, handelt es sich dabei um ein primitives Tier afrikanischer Herkunft. Dieses ernährt sich von Ameisen und soll obendrein auch noch von unattraktiver Gestalt sein. Der blau eingefärbten Ameisen-Connaiseurin Louise aus Paulchen Panthers Comicserie wohl nicht ganz unähnlich. Und jene bezeichnet Kivits eben als Aardvarck. Geboren und aufgewachsen in Den Bosch im Süden des Landes in der Provinz Brabant, entdeckt er Ende der Achtziger den Sound von Housemusic. Kivits beginnt in seiner Heimatstadt und der Umgebung Housepartys sowie Clubnächte zu organisieren.
Das Label Music For Sepakers entsteht, ein Zusammenschluss aus Musiker, Produzenten, DJs und anderen kreativen Geistern, zu denen auch er gehört. Darüber hinaus legt Kivits als DJ auf und macht sich einen Namen mit seinen anspruchsvollen Sets, bei denen er sich stilmäßig nicht nur auf House festlegt, sondern auch Black Music, Abstract Hip Hop oder Detroit-Sounds integriert. Zu seinen musikalischen Vorbildern und Inspirationen zählt er unter anderen Marvin Gaye, John Coltrane, Brian Eno, Carl Craig sowie frühe Houseklänge aus den späten achtziger und frühen neunziger Jahren. Mit der Zeit ist Kivits in vielen bekannten Clubs und Veranstaltungen der gesamten Niederlande hinter den Plattentellern anzutreffen. So auch auf Amsterdamer Undergroundpartys wie 'Morning Glory' oder 'Paddewezen'.
Später, gegen 1995, wird Kivits Resident im Amsterdamer Palletclub. Hier beschallt er das Publikum mit Drum'n'Bass und Nu Jazzfunk-Breakbeats. Mit eigenen Veröffentlichungen hält er sich von Anfang eher zurück. Zu groß ist der Respekt. Noch. Bis Kivits eines Tages den Musikproduzenten Maarten van der Vleuten kennen lernt, dem Inhaber eines technisch vollausgestatteten Studios, das in seiner Dimension Kivits vollkommen überwältigt. Im Studio zeigt er sich indes hauptsächlich von einer Drummachine angetan, der Roland 909. Inspiriert von Mr. Fingers LP "Amnesia", programmiert Kivits damit unzählige Beatmuster, von denen später dann einige mit Tiergeräuschen gesampelt auf der ersten Aardvarck-Platte "The Second Groove 2 The Same Nation" gepresst werden. Diese erscheint 1993 auf Djax Up, dem Label der DJane und Produzentin Miss Djax.
Die Gebrüder Sandor und David Caron, Kivits Kumpels seit 1989, üben mit ihren stimmungsvollen, deep-melodischen Tracks ebenso einen nicht zu unterschätzenden musikalischen Einfluss auf ihn aus. Alle drei teilen auch eine Vorliebe für Detroit. Das Brüderpaar überzeugt Kivits davon, dass Musik ebenso mit simplen Gerät entstehen kann. Daraufhin kauft er vom Ersparten einen Roland-Sampler, einen Atari-Rechner samt Cubase-Musiksoftware. Auf van de Vleutens Signum Recordings kommt 1996 dann Aardvarcks zweite Scheibe, die "Extra Voice" EP heraus. Die Inhaber des Amsterdamer Plattenladens Rushhour, Antal Heitlager und Chris McDonald, fragen bei ihm an nach Tracks für das neu gegründete Rush Hour Recordings-Label. Hier erscheint 2000 die Aardvarck-EP "Spoken".
Die Hauptzahl der Aarvarck-Releases veröffentlichen indes Delsin Records, darunter das Debütalbum "Find The Cow" aus dem Jahre 2001, das in den Gefilden von Broken Beat, Ambient und Nu Jazz wildert. Zusammen mit Sandor und David Caron führt Kivits das Projekt Relaxo Abstracto, das, grob gesagt, uptempo Off-Beats mit melodischen Soundstrukturen kombiniert. Außerdem bildet er gemeinsam mit Steven de Peven das DJ-Duo Rednose District, das mit einer eigenwilligen Performance sein Publikum gerne mal vor den Kopf stößt. Nach einer Reihe von EPs für Delsin ("Non Spoken", "Re Spoken", "Nozum") und Rush Hour ("Cult Copy" 1-3), erscheint Anfang 2006 bei letztgenanntem Label das zweite Aardvarck Album "Cult Copy", mit dem Mike Kivits dem Vorbild Carl Craig seine Ehre erweist.
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