laut.de-Kritik

Zwischen Life Of Agony und Anthrax.

Review von

Verdammt, kann es sein, dass eine Band wie Abandon Hope bisher bei sämtlichen Labels durchs Raster gefallen ist? Mal ganz davon abgesehen, dass es sich bei der Band nur bedingt um Newcomer handelt und der Sound der CD absolutes Gardemaß aufweist. Aber vor allem die Songs sind erste Sahne.

Nachdem die Scheibe mehrere Rotationen im Laufwerk hinter sich hat, komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Abandon Hope zeigen sich dermaßen facettenreich, wie man es bei Hartmuckern selten findet. Vor allem Sänger Hommel ist da ein ganz großer Fang. Eine unglaublich variable Stimme, die mal an Keith Caputo von Life Of Agony oder auch an John Bush zu Anthrax-Zeiten erinnert. Musikalisch geht auch der Opener "Someone's Desire" in die Life Of Agony-Ecke.

Allerdings drückt einem "The Sad, The Damned, The Dead" direkt ein fettes Machine Head-Riff auf die Ohren. Hommel passt sein Stimme an und geht ein gutes Stück derber und aggressiver zur Sache. Das extrem groovende "No Other Time" erinnert von der Rhythmik stark an "My Affliction" von Coldseed, ohne dass man auch nur ansatzweise von Ideenklau oder ähnlichem sprechen könnte. Wer im Anschluss aber mit einer Coverversion von Jethro Tulls "Locomotive Breath" rechnet, hat eindeutig seinen Beruf als Wettervorhersager verpasst. Die metallisch aufgepimpte Version passt vollkommen ins Programm.

Zu den bereits erwähnten John Bush-Parallelen kommen wir mit "World Of Hurt" und dem absolut genialen "Lost But Not Forgotten". Beide Tracks könnten bessere Nummern von Anthrax sein, wobei Abandon Hope mit mehr Breaks als die New Yorker arbeiten. Das mag stellenweise ein wenig den Dampf aus den Songs nehmen, sorgt aber für interessante Wendungen. Wer es lieber straigher, wenn auch ein wenig nu metallischer haben will, lässt sich das kurze "Displaced" durch die Löffel rauschen.

Das knappe akustische "Interlude" führt zur erwähnten potentielle Singlen "Lost But Not Forgotten" über, bevor mit "Praise But One" so etwas wie ein Mix aus Anthrax und Crowbar aus den Boxen kracht. Hammer! Der abschließende "Road Song" hält sich zunächst eher in gemäßigteren Gefilden auf, um ähnlich emotional und eindringlich zur Sache zugehen wie Life Of Agony. So sind zwar die Einflüsse häufig recht deutlich zu hören, doch das Ergebnis muss sich hinter keiner internationalen Produktion verstecken. Mehr davon!

Trackliste

  1. 1. The Goddess
  2. 2. Someone's Desire
  3. 3. The Sad, The Damned, The Dead
  4. 4. No Other Time
  5. 5. Locomotive Breath
  6. 6. World Of Hurt
  7. 7. Displaced
  8. 8. Interlude
  9. 9. Lost But Not Forgotten
  10. 10. Praise But One
  11. 11. Road Song

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Abandon Hope

Sänger Michael 'Hommel' Homberg und Gitarrist Jörg Holzhauer spielen bereits bei der Combo Nuke-O-Rama zusammen, die 1997 das Album "Kerosine Christ" …

Noch keine Kommentare