Porträt

laut.de-Biographie

Aimee Mann

Aimee Mann gehört mit Künstlerinnen wie Heather Nova und Tori Amos zu den faszinierenden Songwriterinnen, die in den 90er Jahren berühmt werden. Alle Drei drücken gekonnt und tiefgehend ihre innersten Gefühle aus. Themen wie Liebe, Melancholie, Selbstzweifel, Unsicherheit, aber auch Hoffnung und Kraft bewegen sich traumwandlerisch durch ihr Schaffen.

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Während Heather Nova rockigere Töne bevorzugt und Tori Amos eher klassisch geprägt ist, weist der Sound von Aimee Mann deutliche Parallelen zu amerikanischen Folkrock-Größen wie Neil Young oder Sheryl Crow auf. Doch im Gegensatz diesen hat Aimee nicht mal annähernd den kommerziellen Erfolg. Sie steht eher in der Tradition einer Joan Osbourne, die seit ihrem Bestselleralbum einen Kampf gegen die Mühlen der US-Musikindustrie führt. Auch Aimee Mann zieht gegen die Geißeln der Plattenfirmen und für totale künstlerische Freiheit ins Feld. Dieser Kreuzzug hat nur den Nachteil, dass Aimee noch nicht den Bekanntheitsgrad besitzt, den sie verdient.

Sie wird 1960 in Richmond/Virginia geboren. Die Eltern trennen sich, als Aimee drei Jahre alt ist. Ein Jahr später entführt ihre Mutter sie nach Europa. Per Privatdetektiv findet der Vater Aimee und bringt sie zurück nach Amerika. Während der High School spielt sie auf der Gitarre ihres Vaters sämtliche Stücke von Elton John und Neil Young nach. Danach schreibt sie sich in der Berklee School of Music in Boston ein. Ihre Karriere beginnt Anfang der Achtziger in der Punkband "Young Snakes".

Danach gründet sie die New Wave-Formation "'Til Tuesday". Die Gruppe, Mann inklusive, sieht mit hochtoupierten Haaren aus wie Sigue Sigue Sputnik und hat mit "Voices Carry" dank MTV sogar eine Hit-Single. Das gleichnamige Debutalbum erreicht Gold. Doch Aimee hat bald die Schnauze voll von Elektro-Pop. Sie startet mit Beginn der Neunziger ihre Solokarriere.

Im Jahre '93 erscheint ihr Debut "Whatever" und wird von den Kritikern in den Himmel gelobt. David Thigpen vom Time Magazin attestiert Mann, wie Paul McCartney und Neil Young ein Talent für einfache, wunderschöne Pop-Songs zu besitzen. Die Platte beschert ihr zwar keinen großen Erfolg, aber doch immerhin eine eingefleischte Fangemeinde. Der Nachfolger "I'm with stupid" festigt ihren Ruf als Kritikerliebling.

Als jedoch Interscope ihr altes Label Geffen übernimmt, beginnt für Aimee Mann der Kampf gegen die Musikindustrie. Interscope fordert mehr radio-taugliche Liedchen von Mann. Doch da haben sie Rechnung ohne die Wirtin gemacht. Aimee entscheidet sich kurzerhand für den steinigen Weg und kauft die Masterbänder von Interscope zurück. Sie will die totale Kontrolle über das künstlerische Schaffen und gründet ihr eigenes Label "SuperEgo Records".

Diese Entscheidung erweist sich als absoluter Glücksgriff für Aimee. Zuerst erfährt sie '98 privates Glück durch die Heirat mit Songwriterkollege Michael Penn. Dann folgt der musikalische Durchbruch, als Paul Thomas Anderson basierend auf ihren Songs den Film Magnolia dreht. "Lass die Finger von mir, ich tauge nicht für die Liebe-das ist die Idee des Films, und sie stammt von Aimee Mann." Als Vorbild dient hier "die Reifeprüfung", in der Simon And Garfunkel die ultimative Musik liefern. Film und Soundtrack werden ein Erfolg und ziehen Aimee Mann ans Licht der Öffentlichkeit zurück. In dieser Zeit (1999) wirft Mann in den USA ihr drittes Album "Bachelor No.2" auf den Markt. Ohne nennenswerte Promo verkauft sich die Platte 150.000 mal.

Da Aimee den Erfolg mit keinem Label teilen muss, wird sie über Nacht zu einer reichen Frau. Und die positiven Ereignisse nehmen weiter ihren Lauf. Sie wird 2000 für den Oscar und in drei Kategorien für den Grammy 2001 nominiert. Einen Award freilich kann sie nicht gewinnen, den nehmen wie immer die üblichen Verdächtigen mit nach Hause.

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So schnell nicht zu entmutigen gründet sie mit ihrem Ehemann das Projekt "United Musicans", das von der Industrie gebeutelte Künstler unterstützt. Für den Sprung nach Europa bricht sie sogar mit ihren Prinzipien und lässt das neue Album vom V2-Label vertreiben. Der britische Schriftsteller Nick Hornby (u.a. Fever Pitch) über Aimee: "Aimee Mann schreibt Songs wie einst die Beatles - das Problem ist nur, dass das heute anscheinend niemanden mehr interessiert."

Dieses Desinteresse hält sie jedoch zum Glück nicht davon ab, weiter grandiose Platten zu veröffentlichen. Im Herbst 2002 erscheint "Lost In Space" und knüpft in Sachen Tiefgang nahtlos an die beiden Vorgänger an. Das wehmütige Werk, das viele musikalische Kurzgeschichten enthält, thematisiert im Gesamtkontext die Zweideutigkeit des Lebens und die innere Zerrissenheit Amerikas. Diesem Thema bleibt Aimee Mann auch in der Folge treu, etwa mit dem Konzeptalbum "Forgotten Arms" (2005), das die Liebes- und Leidensgeschichte von John und Caroline beschreibt.

Nachdem sie 2005 eine EP mit Weihnachtssongs ("Have Yourself A Merry Little Christmas") über ihre Website und iTunes vertreibt, veröffentlicht Aimee zu Weihnachten 2006 auf SuperEgo den Weihnachts-Longplayer "One More Drifter In The Snow". Bis auf zwei Songs beinhaltet dieses Werk ausschließlich Interpretationen von Weihnachts-Klassikern, mit denen sie sich auch auf Tour begibt. Die Weihnachtslieder werden 2008 erneut aufgelegt, bereichert um eine Coverversion von Joni Mitchells "River".

2007 gibt es in dem Spielfilm "Arctic Tale" von Adam Ravetch und Sarah Robertson zwei neue Mann-Lieder zu hören ("The Great Beyond", "At The Edge Of The World"). Ende 2007 hat sie das Songmaterial für ihr siebtes Soloalbum zusammen und entscheidet sich dafür, auf die E-Gitarre gänzlich zu verzichten und statt dessen den Synthesizer mehr ins Zentrum zu rücken. Sie nimmt das Werk in den Factory Studios in London mit Ryan Freeland auf, gemastert wird es von Gavin Lurssen. "@#%&*! Smilers" erscheint schließlich 2008.

Auch die Produktionserfahrungen mit Paul Bryan gefallen ihr so gut, dass sie 2012 "Charmer" mit ihm in Angriff nimmt. Einmal mehr ist die Platte ein großer Wurf bei den Kritikern, kommerziell bleibt der Erfolg aus. Danach lässt sie sich fünf Jahre Zeit für eine weitere Soloplatte. Auf der faulen Haut liegt sie dazwischen jedoch nicht. Mit dem Ex-Punk Ted Leo gründet sie die Band The Both und veröffentlicht 2013 unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein gleichnamiges Album.

Im Herbst 2016 kommt Mann wieder ins Gespräch, als ihr Song "Can't You Tell" ein Aushängeschild von "30 Days 30 Songs" wird, der Allstar-Kampagne gegen Donald Trumps Politik und die Alt-Right-Bewegung. Wenige Monate später erscheint "Mental Illness". Erneut mit Bryan an den Reglern ist es ihr bis dato melancholischstes, ruhigstes Werk. Hier setzt sich die Amerikanerin zu zartbitteren Klängen mit diversen Formen psychischer Krankheiten und deren Auswirkungen auf das Leben auseinander.

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