laut.de-Kritik
Instant-Gebräu für schwüle Schlagernächte.
Review von Matthias MantheOb Indiedisco in Köln oder Oberbayern auf Mallorca, Alexander Marcus lässt die Münder weit offen stehen. Aber nicht aus Entsetzen über den volksmusikalischen Erguss, der sich da über das Publikum ergießt. Sondern um die Chants mitzugehen. "1-2-3, oh du wunderschöne Loreley": überall Händeklatschen und kollektives Kopfabschalten.
Schon seit Herbst 2006 rollt Marcus im grellgüldnen Wagen mit ordentlich Synths unter der Haube durchs Land. "Ciao Ciao Bella" hieß seinerzeit der YouTube-Clip, in dem er die Ouvertüre seiner Parodie fuhr. Als porschefahrenden Callboy für private Sangesständchen sah man ihn eine Vorstadt-Hausfrau beglücken.
Die Camouflage aus rosa Outfit, Dauergrinsen und herzigen Robotmoves war kaum zu toppen. Authentizitätsfragen stellten sich da gar nicht. Und auch "Electrolore" gibt seine Schmalzzügel zu keiner Zeit aus der Hand.
Statt zu naheliegenden ironischen Brüchen zu greifen, bläst Marcus bewährte Schlager-Stereotype einfach noch weiter auf. Der hitparadische Wortschatz, der ja interessanterweise oft auf elektronischer Musik sattelt, sitzt noch genauer als bei Wolle Petry.
Die Sonnenscheinwelt der Volksmusik ist als reaktionäre, unwirkliche Idylle verschrien - der "Electrolore"-Erfinder weiß sie noch weiter auszuhöhlen. Das Alter Ego träumt von "tausend Mark" oder "tausend Küssen von der Magd".
Seine Lieder bedienen archetypische Themenfelder wie Liebe, Freundschaft, Familie und Heimat. In solch harmlos-naiven Gefühlsappellen stößt der Berliner House-Produzent auf kommerzielles Gold.
Schockgefroren ab Schlüsselbein aufwärts, funktioniert sein Instant-Gebräu sicher gerade in schwülstigen Urlaubsnächten hervorragend. Wir dürfen uns ausgiebig im Trash wälzen, denn es ist Sommer, und was ist schon dabei? Danach aber bitte sofort in die Geschmacks-Waschstraße.
31 Kommentare mit einer Antwort
Toni Der Rodelkönig (Feat. Frauenarzt Und Manny Marc)
wtf
alex marcus ist der electroloregott!!!
das feature von frauenarzt und manny marc ist nicht so spektakulär, wie es aussieht. die beiden rappen einpaar harmlose zeilen und das wars dann auch schon.
ich persönlich hätte eine bessere wertung vergeben, weil letztendlich die erwartungen erfüllt worden sind. es gibt einpaar hits ("papaya", "1 2 3" und "ciao bella") und einpaar nette albumtracks, die auch ihren charme entwickeln. vorallem meine ich bei "daheim" und "brüderchen" sogar etwas ernsthaftigkeit entdeckt zu haben.
ob das ganze rein kommerziell geplant war, wage ich auch zu bezweifeln. die videos gibt es schon ewig bei youtube und bei myspace kann man sich alle songs besorgen.
ich persönlich freue mich über eine albumversion von "papaya"
ich kann nicht erklären warum, aber die lieder die ich bis jetzt gehört habe sind mega geil (1,2,3 u. papaya).
Das der die Sache nicht ernst meint, ist natürlich klar ^^
Hawaitoast ist herrlich schlecht.
5/5 punkten! jeder der das album schlecht wertet und dann aufs konzert geht kriegt halt echt aufs maul