laut.de-Kritik
Body Positivity bis zum Penisbruch.
Review von Dominik LippeIm Rückblick relativiert sich vieles. Der hiesige Schlager hat in den vergangenen Jahren Tiefpunkt an Tiefpunkt gereiht. Daniela Alfinito oder Die Schlagerpiloten setzten immer neue Negativrekorde der musikalischen Qualität, an denen sich viele Kollegen wiederum orientierten. Ganz zu schweigen vom politisch amoklaufenden König des schlechten Geschmacks. Alinas erstes Album "Die Einzige" strahlt vor diesem Hintergrund trotz Pathos, Phrasen und Polydor-Promotion als deutsche Adele diamantengleich. Fast sieben Jahre später wagt sie sich an den Zweitling - mit hörbarer Weiterentwicklung.
"Wie Aus Dem Nichts" verschwindet die komplexbeladene Tristesse ihres Debüts. "Gestern war die Welt so dunkel, gestern war ich grau", erinnert sich Alina an ihr Single-Dasein zurück. Nun versprüht sie Aufbruchsstimmung, die auch dann bestehen bleibt, wenn die "Liebe Auf Zeit" längst weitergezogen ist und sie mit der Katze alleine gelassen hat. Unangenehm kippen dabei leider die lässig vorgetragenen Strophen in einen schlageresken Refrain. Im Hedonismus-Appell "Paradies" gelingt es ihr deutlich besser, die Stimmung zu halten, indem sie ihr Stamm-Genre in die Disco überträgt.
Als größte Überraschung dürfte wohl "Skandal" durchgehen. "Skandal! Ich lieb' mich mehr als dich", wehrt sie sich gegen die Forderung des Verflossenen, sich als unterwürfiges Heimchen am Herd zu fügen. Zur neu gewonnen Leichtigkeit gesellen sich nun noch einige Prisen Humor und Provokation. "Echte Männer haben Probleme. Schuld daran sind meistens die Frauen", ruft sie ihm als personifizierter Penisbruch hinterher, "Ich war deine Mutter, deine Geliebte, bester Freund - und jetzt bin ich der Knick in deiner Männlichkeit." Ouch!
Bedeutungsschwanger begleitet sie dagegen ein Piano in "Mein Körper". "Ich liebe diesen Körper mit all seinen Teilen", insistiert Alina fast etwas trotzig auf Body Positivity, "Ich muss nie, nie, niemandem gefallen. Jede Faser meines Körpers gehört mir allein." Da ist es fast ein wenig kontraproduktiv, von Hautunreinheiten bis hängenden Brüsten die eigene Mängelliste abzuarbeiten. "Früher hat mich das fertig gemacht, heute trage ich Falten und lach'." Abgesehen vom "Sternenstaub"-Einstieg auf Sharepic-Niveau geht es als glaubwürdiger Versuch durch, die jahrelangen Kämpfe mit sich aufzuarbeiten.
"Mein Körper ist ein Thema, was mich mein Leben lang schon beschäftigt", berichtete Alina bei Bubble Gum TV von jahrelangen Mobbing-Erfahrungen, "Die Gesellschaft ist, wie sie ist. Sie bewertet, sie verurteilt Körper - besonders von uns Frauen". 2017 sei ein derartiger Song unmöglich gewesen, "weil ich gar nicht an dem Punkt war als Mensch". Stimmt, in "Schönheitskönigin" verglich sie sich noch beschämt mit anderen, in "Titan" klang das Selbstbewusstsein aufgesetzt. Dennoch dürfte es noch dauern, bis sie sich wie Finna an eine freizügige Darbietung von Botticellis "Die Geburt der Venus" wagt.
Zum Schluss schwächelt die Sängerin wiederum. Das leicht orientalisch gemeinte "Habibi" fällt etwa dürftig aus. Vereinzelte Vorwürfe einer "bekannten deutschen Rapperin", sie betreibe kulturelle Aneignung, muten allerdings albern an. Als sei es schändlich, dass migrantisch geprägte Begriffe mit der Zeit zwischen Schichten und Milieus diffundieren. Die urdeutschen "Danke Sagen" und "Wiedersehen" stammen wiederum noch aus der Zeit ihres Debütalbums und klingen dem entsprechend wie ein Rückfall in schlimmsten Kitsch. Als musikalische Wegmarke sollte Alina zukünftig besser "Skandal" nutzen.
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"Zur neu gewonnen Leichtigkeit gesellen sich nun noch einige Prisen Humor und Provokation. "Echte Männer haben Probleme. Schuld daran sind meistens die Frauen", ruft sie ihm als personifizierter Penisbruch hinterher, "Ich war deine Mutter, deine Geliebte, bester Freund - und jetzt bin ich der Knick in deiner Männlichkeit." Ouch!"
Was ist das für eine sackdämliche Interpretation? Please, Domlip, please...
Was für ein Scheissdreck...
Was für ein Mist.
"Ich liebe diesen Körper mit all seinen Teilen" …
Also die ich liebe nicht alle meine Körperteile. Muss ich auch nicht. Bin froh, mich nicht alleine auf meinen Körper reduzieren zu müssen.
Wenn ich was besonders mag, dann meine Zahnlücke.
Top
Dreck
Vulgärfeministischer Bodypositivity-Schlager ist genau das, was mir in meiner Musiksammlung noch fehlt! Da ist neben Yngwe Malmsteen noch ein plätzchen frei, der ist aber auch nicht mehr so schlank wie einst.