31. August 2021

"Wir sind für jedes Konzert dankbar"

Interview geführt von

All Good Things begeistern mit massentauglichem Hard Rock und könnten zukünftig viele Menschen zu waschechten Fans machen.

Obwohl All Good Things schon seit vielen Jahren zusammenspielen, bringen sie ihre Musik auf ihrem gerade erschienenen Album "A Hope In Hell" erst jetzt in voller Länge an die Öffentlichkeit. Soll aber nicht heißen, dass sie vorher gar nicht in Erscheinung getreten sind - im Gegenteil. Besonders ein Song genießt seit längerer Zeit größte Aufmerksamkeit: "For The Glory" wurde bis heute über 100 Millionen Mal gestreamt und schon auf Riesen-Events wie dem Finale des NHL Stanley Cup gespielt. Für eine neue Version holten sie sich kurzerhand die kalifornischen Kollegen von Hollywood Undead ins Studio. AGT-Bassistin Liz Hooper beantwortete uns zum Album-Release einige Fragen per E-Mail.

"A Hope In Hell" gilt als euer Debütalbum, obwohl ihr bereits vorher Songs veröffentlicht habt. Wie kam es dazu?

Ursprünglich waren All Good Things eine Gruppe von Freund*innen, die Musik für andere Künstler*innen, Filme, das Fernsehen oder Videospiele geschrieben haben. Wir hatten eine Auswahl an Songs für bestimmte Shows und Games, die wir "Battle Rock" nannten. Das war eine dramatische Mischung aus Metal und orchestraler Musik. Wir hätten niemals gedacht, dass wir mit dieser Musik eine Band sein könnten, aber das überwältigende Interesse unserer Hörer*innen hat uns dazu motiviert, ein Independent-Album mit solchen Songs zu veröffentlichen. "Machines" wurde unser Debütalbum als All Good Things, wonach wir bei Better Noise Records unter Vertrag genommen wurden. "A Hope In Hell" ist unser erster richtig großer Release.

Welche Art von Musik habt ihr vor All Good Things gespielt und wie seid ihr dann als Band zusammengekommen?

Wir waren alle in verschiedenen Bands, sind schon seit langem Freunde und kennen uns von diversen Kollaborationen. Zwar haben wir alle unterschiedliche Musik gemacht, aber jeder von uns liebt Rock und Metal. Als wir ein paar "Battle Rock"-Songs aufgenommen und gutes Feedback dafür bekommen haben, gründeten wir die Band, um zu schauen, ob wir diese Musik auf die nächsthöhere Stufe bringen können.

Ihr wart vorher wahrscheinlich schon in anderen Genres unterwegs, richtig? Hat euch das in eurer Herangehensweise zu "A Hope In Hell" beeinflusst? Ich habe nämlich den Eindruck, dass eure Musik trotz der Hard-Rock-Elemente wie dem Screaming bei "Kingdom", ziemlich catchy und somit auch zugänglicher für Leute ist, die Hard Rock normalerweise nicht so sehr mögen.

Ja genau, über die Jahre haben wir für Künstler*innen verschiedenster Genres geschrieben. Das hat uns als Band definitiv beeinflusst, was man daran sieht, dass wir unter anderem Pop-Hooks mit Metal-Riffs kombinieren. Der Nachteil daran ist allerdings, dass wir nicht so richtig in das Schema der traditionellen Metal-Radiosender passen. Manchmal kratzen die Leute sich am Kopf und fragen sich, in welche Nische man uns stecken soll. Der Vorteil daran ist aber, dass unser Sound keinem anderen gleicht und unsere Pop-Hooks eine breitere Masse ansprechen als bloß die Metal-Puristen.

Bevor wir genauer in das neue Album eintauchen: Wurdet ihr von irgendwelchen Künstler*innen besonders inspiriert?

Ja natürlich! Unsere Einflüsse sind super breit gefächert. Dazu zählen definitiv Muse, AC/DC, Rage Against The Machine, My Chemical Romance, 30 Seconds To Mars, Bring Me The Horizon und sogar ein bisschen von den Imagine Dragons.

"Wir wollten einen spaßigen Stadion-Banger schreiben"

Als Kickstarter für die erfolgreichen letzten Jahre, müssen wir natürlich auch über "For The Glory" sprechen. Bis jetzt wurde der Song über eine Million Mal gestreamt und für verschiedene Events wie das Finale des NHL Stanley Cup oder ABC News verwendet. In Deutschland wurde er zu einem der Formel-1 Tracks. Habt ihr das so erwartet? Beziehungsweise hattet ihr schon eine Vorahnung, als ihr den Song geschrieben habt?

Der Song kam sehr schnell zusammen. Wir wollten einen spaßigen Stadion-Banger mit einem ironischen Unterton schreiben, der den Triumph feiert. Wir wollten nicht zu viel darüber nachdenken. Dan hat den ursprünglichen Rap in ungefähr zehn Minuten fertig gehabt, innerhalb eines einzigen Tages war der Song im Prinzip fertig. Wir wussten zwar, dass er super catchy ist, aber wir hätten nicht gedacht, dass sich so viele Leute damit identifizieren würden. Erst als wir am Re-Release unter Better Noise Records arbeiteten und dafür mit Hollywood Undead kollaborierten, wussten wir, dass er das Potential zu etwas Großem hat. Schon als Independent-Song hatte er viel Zugkraft, aber wenn man das noch mit zwei großartigen Künstlern wie Johnny 3 Tears und Charlie Scene und den Marketing-Skills von Better Noise Music kombiniert, war klar, dass es etwas Besonderes werden könnte.

Wie kam es zu dieser Kollaboration? Kanntet ihr euch schon vorher?

Wir wollten für die neue Version Leute haben, die uns einerseits ein neues Publikum erschließen könnten und andererseits auch den humorvollen Spirit des Songs verstehen. Hollywood Undead lag dafür relativ offensichtlich auf der Hand. Glücklicherweise kannten unsere Leute deren Leute, womit eins zum anderen führte und die beiden uns großartigerweise zusagten, obwohl wir noch relativ unbekannt und neu dabei sind.

Ich habe gesehen, dass diese Version auf dem Soundtrack des Horrorfilms "The Retaliators" gelandet ist. Habt ihr den schon angeschaut? Also ich für meinen Teil bin nicht der größte Horror-Fan, aber ich werde mir den Film auf jeden Fall anschauen - alleine schon aufgrund eures fantastischen Songs.

Wir haben das finale Ergebnis tatsächlich noch nicht gesehen, aber unter den Bandmitglieder*innen sind schon ein paar Horror-Fans. Wir freuen uns sehr darüber, auf dem Soundtrack mit drauf zu sein. Dan und Miles durften sogar bei ein paar Szenen in einer Cameo-Performance mitmachen. Schau dir den Film auf jeden Fall an und halte Ausschau nach den beiden!

Okay! Apropos Kollaborationen: Auf eurem Album ist "The Comeback" definitiv ein weiteres Highlight. Dieses Mal mit von der Partie: Craig Mabbitt von Escape The Fate. Sofern ich die Lyrics richtig verstanden habe, geht es grundsätzlich darum, die Hoffnung nicht aufzugeben, auch wenn man in einer schwierigen Situation ist. Gab es hierzu einen konkreten Anlass?

Tatsächlich haben wir den Song schon vor ein paar Jahren geschrieben. Die Idee dazu kam uns während des Flugs von New York zurück nach Hause, nachdem uns Better Noise einen Plattenvertrag angeboten hat. Wir waren richtig aufgeregt, aber gleichzeitig auch super besorgt und traurig, weil in Los Angeles mehrere Waldbrände wüteten. Viele unserer Freund*innen wurden evakuiert und haben ihr Zuhause verloren. Es war eine angsteinflößende Zeit. Wir haben uns gefragt: "Wie erholt man sich überhaupt von so einem Schicksal?" Das ist der Grund dafür, dass man in den Lyrics häufig sowas wie "rising from the ashes" und andere Zeilen mit Feuer-Bezug hört.

"Wir sind alle komplett durchgeimpft"

Wie ist das Musikvideo damit verbunden? Am Anfang sieht man Fitness-Sequenzen und dann bekommt das Ganze plötzlich einen Klimawandel-Twist.

Die Idee zum Video war etwas anders, weil der Song zwei Jahre später, als wir das Musikvideo dazu drehten, etwas völlig anderes für die Menschen bedeutete. Nach dem Schock einer weltweiten Pandemie und der miserablen und langsamen Erholung hatte die Songbedeutung eher etwas von Überleben und Erneuerung: Neu anfangen nach dem Lockdown und nach Covid - und das mit einem anderen Mindset. Wer hätte gedacht, dass ein Song, den wir vor mehreren Jahren für einen ganz anderen Anlass geschrieben haben, nun fast wie eine lyrische Prophezeiung wirkt?

Ihr habt ja in nächster Zeit ziemlich viele Konzerte vor euch. Was sind eure Erwartungen an die Shows? Besonders vor dem Hintergrund der sehr langen Pandemie-Zwangspause.

Um ehrlich zu sein, nehmen wir jeden Tag, wie er kommt. Es ist einfach toll, wieder auf die Bühne zu gehen und spielen zu können. Die Energie des Publikums ist geradezu elektrisierend, weil sich alle so darüber freuen, wieder zusammen zu kommen und Live-Musik zu hören. Das fühlt sich richtig therapeutisch an. Auf der anderen Seite haben wir die Pandemie noch nicht hinter uns gebracht und jeden Tag ändern sich die Dinge. Wir versuchen, gesund und sicher zu bleiben: Wir sind alle komplett durchgeimpft, wir tragen Masken in der Menge und um unsere Fans herum - auch wenn es sich komisch anfühlt. Nach jedem Konzert, das wir durchziehen konnten, waren wir erleichtert, dass es geklappt hat. Und für jedes weitere Konzert, das wir spielen können, sind wir sehr dankbar. Wer weiß schon, was die Zukunft noch bringen wird.

Ja, absolut. Werdet ihr auch in Europa auf Tour gehen? Bisher stehen ja nur Konzerte innerhalb der USA fest.

Momentan sind keine Termine geplant - es ändert sich aufgrund der Pandemie einfach jeden Tag zu viel. Aber wir hoffen sehr, im Sommer 2022 nach Europa kommen zu können. Wir haben über die letzten Jahre eine besondere Beziehung zu unseren europäischen Fans aufgebaut und möchten sie wirklich gerne kennenlernen und für sie live spielen.

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