laut.de-Biographie
Amotik
Wer Amotiks durchweg grimmige, schwarz-weiße Pressebilder sieht, wird quasi unmittelbar mit der musikalischen Profession des seit Wahlberliners konfrontiert: Anil Chawla produziert und spielt Techno. Polternden, treibenden, unnachgiebigen Techno, der ohne störendes Beiwerk auskommt.
Dabei greift er auf bekannte szenetypische Codes zurück: Seit 2015 veröffentlicht er beständig EPs auf seinem gleichnamigen Label, die er konsequent durchnummeriert. Die Musik soll im Mittelpunkt stehen, klar.
Tatsächlich bleibt es, von seinen klanglichen Erzeugnissen abgesehen, lange ruhig um Amotik, der aus dem Verborgenen heraus agiert. Anfang 2017 kürt ihn die Groove zum "Hoffnungsträger", noch mit geheimer Identität, aber einem klaren musikalischen Profil: "Keine Frage, die schweren, grobkörnigen und mitunter atmosphärischen Technotracks von Amotik treffen vor allem den Nerv viel spielender DJs - ganz nach dem Motto: Man kann nicht genug Tool-Waffen im Koffer haben."
Damit wäre der Sound auch passend umrissen. Amotiks Tracks brechen seltenst aus dem 4/4-Schema im hohen BPM-Bereich aus, entwickeln ihren Reiz zuvorderst aus den perkussiven Elementen. Hin und wieder legen sich auch sphärische wie ausufernde Pads übers Grundgerüst. Warum das alles dann der Rede wert ist? Weil außerordentlich gut produziert und fesselnd.
Kaum zu glauben also, dass der Mann, der bald prototypischen Berghain-Techno auf die Menschheit loslässt, noch bis 2008 eine Residency im inzwischen geschlossenen Londoner Club Turnmills innehatte. Damals fand sich Chawla, der unter seinem bürgerlichen Namen auflegte, eher auf der housigen und discoiden Seite des Spektrums elektronischer Musik.
Ein weiter Weg also, bis zu den rasanten wie monotonen Tracks, die er Ende der 2010er produziert und die eines eint: Die Namen sämtlicher Stücke bestehen aus nur einem Wort auf Hindi. Sein Großvater war Yogi, Chawla und seine Frau lebten selbst vier Jahre in Indien.
Das Meditative, das man seiner maschinellen, hämmernden Musik deshalb zu attestieren versucht ist, bleibt eine bloße Frage der Perspektive. Schließlich schreibt man auch dem repetitiven Charakter des Techno eine ebensolche Wirkung zu.
Präzise Ausdeutungen und künstlerische Überinterpretation braucht Amotik, der im Herbst 2019 nach etlichen EPs endlich sein Debütalbum "Vistar" veröffentlicht und mit dem zugehörigen Live-Set unter anderem das Berghain beschallt, aber nicht. Die Musik macht er primär noch immer für sich, wie er der Stadtrevue verrät:
"Ich wollte einfach die Musik schreiben, die ich selbst in einem Club hören und zu der ich meine Augen schließen wollte. Klingt vielleicht egoistisch, aber sie war nie für DJs oder andere Leute gemacht."
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