laut.de-Kritik
Im Reich der Harmonie-Luftschlösser.
Review von Kai ButterweckAmy Macdonald stammt aus Glasgow, einer Musikstadt "mit Herz und Seele", wie die Sängerin immer wieder gerne betont. Hier fühle sie sich wohl, und man werde an jeder Straßenecke mit den Ecken und Kanten des Lebens konfrontiert. Schade nur, dass der vermeintlich brodelnde Glasgow-Alltag innerhalb ihres musikalischen Klangbilds keine sonderlich große Rolle spielt.
Auch auf ihrem mittlerweile vierten Studioalbum "Under Stars" hüpft die 30-Jährige von einem Dur-Gipfel zum nächsten. Während inhaltlich in Watte gepackte Durchhalteparolen vorherrschen, kuscheln sich im Hintergrund auf Hochglanz polierte Folk-Pop-Arrangements wie verliebte Schneehasen ineinander.
Selbst verzerrte Gitarrenakkorde schälen sich im rosaroten Macdonald-Reich handzahm und aalglatt durch die Boxen ("Under Stars"). Während draußen in den Highlands ein schnittiger Wind über die rustikale Landschaft fegt, backt Amy Macdonald in den warmen vier Wänden musikalische Plätzchen. Die schmecken zwar süß und lecker. Aber satt wird man definitiv nicht.
Mit schnöden Pop-Sounds, die an leblose Cranberries-B-Seiten erinnern und aufgeplustertem Fernsehgarten-Tamtam im Gepäck verabschieden sich blutleere Midtempo-Nummern wie das eröffnende "Dream On", das Harmonie-Luftschloss "Leap Of Faith" und das ähnlich gestrickte "Rise & Fall" ohne Umwege ins Folk-Pop-Niemandsland.
Die Melodien gehen zwar sofort ins Ohr. Aber sie huschen auch genauso schnell wieder raus. Nichts will richtig hängenbleiben. Daran ändert auch Amys schöne Stimme nichts. Auffallend oft klettert das Organ der Schottin in waghalsige Höhen. Dazwischen machen sich unzählige langgezogene "Uhs" und "Ahs" und "Nananas" breit. Doch es hilft nichts. Im Mitklatsch-Modus zieht die Verantwortliche eine Niete nach der anderen.
Mit der aufwühlenden Pianoballade "Never Too Late" und dem sich langsam steigernden Drei-Akkorde-Drama "Prepare To Fall" schickt sie dann doch noch zwei überdurchschnittliche Songs ins Rennen. Der Rest hingegen wird aller Voraussicht nach in keinem musikhistorischen Nachschlagewerk der Zukunft Erwähnung finden.
9 Kommentare mit 2 Antworten
Stell dir vor, Amy Macdonald bringt ein neues Album heraus und laut.de isses schnurz
Kann die Kritik an dem Album gut nachvollziehen, wobei ich zugeben muss, dass es Musik von ähnlichen KünsterInnen gibt, die mich deutlich mehr nervt.
Kriegt allein aus optischen Gründen einen Stern mehr.
Ausserdem die perfekte Autofahrmusik
Mir gefällts. Liegt aber eher an Amy's Stimme. Der Sound bleibt ja so ziemlich immer gleich. Am 12.März werd ich mir das ganze mal live geben.
Funfact: Bis jetzt kam jedes ihrer Alben bei den Lesern von laut.de besser an als bei dem jeweiligen Redakteur. Merkt ihr selbst, oder?
Ui ui ui. DAS ist natürlich DAS Killerargument. Mekste selbst, oder?
mir ist jeder meckerhänsel hier auf der seite lieber als solche mongos wie unregistered, die auf so dumme und behinderte art und weise darauf antworten. du opfer
Obwohl es meiner Meinung nach, durchaus eine Entwicklung der ersten drei Alben nach unten gab, ist selbst das dritte immer noch richtig gut im Vergleich zum aktuellen. Es ist aus meiner Sicht wirklich unerträglicher Pop.
Hervorragend ist allerdings die De Luxe Version des Albums, das acht akustische Songs neben einem echtem Schmankerl enthält. Da hat man dann wieder das richtige Amy-Gefühl.