laut.de-Biographie
Andrea Schroeder
Der Planet ist nicht gerade überbevölkert mit weiblichen Singer/Songwritern; noch weniger findet man diese in heimischen Gefilden. Andrea Schroeder indes gehört zu genau zu jenen seltenen Pflanzen. Ihre Stimme klingt wie dunkles Samt analog Nico oder Mona Mur. Ihre Lieder atmen den Geist zeitloser Helden, wie Tom Waits, Lou Reed, David Sylvian oder Nick Cave.
Schon früh zeigt sich, wie sehr die Berlinerin Worten und Noten zugetan ist. "Als Kind habe ich bereits gesungen, dann natürlich Klavierunterricht, klassischen und Gospelgesang gelernt und immer Musik geliebt! Ich habe früh begonnen, Gedichte und Kurzgeschichten zu schreiben." Erste musikalische Gehversuche erfolgen u.a. mit Roland Voss (Lemongrass) und Hubert Widmann (Gründungsmitglied von Schandmaul). Dabei entwickelt sie stetig eigene Songwriting fort.
Während Schroeder ihre Band zusammenstellt, entdeckt sie für sich das indische Harmonium und die Shrutibox. Zwei zukünftige Begleiter ihrer eigenwilligen Mixtur aus Folk, Blues, hämmerndem Rock und Seemannslied. 2009 lernt sie den dänischen Gitarristen Jesper Lehmkuhl kennen. Dieser entpuppt sich als perfekter Partner und optimale Ergänzung zum eigenen Songwriting.
"Wir arbeiten an den Songs zusammen, die auf ganz unterschiedliche Weise entstehen. Es gibt dafür keinen Masterplan, Songs können mit einem Gedicht oder Text beginnen und einer Gesangsmelodie im Textfluss, der die Harmonien auf dem Harmonium folgen, oft sucht Jesper nach besonderen Gitarrenmelodien und manchmal entstehen die Worte und Songlinien dazu in meinem Kopf während des Hörens der Gitarrenriffs."
Doch jedes noch so große Talent ist für die Unterstützung engagierter Mentoren dankbar. Einen solchen findet Andrea Schroeder in Chris Eckman. dem Chef der Walkabouts. "Mit Chris bin ich seit 2008 in Kontakt. Ich mochte die Musik von Chris & Carla ausnehmend gerne und durch einen unerforschten Weg von Myspace-Verbindungen ist Chris zufällig auf meine Demosongs aufmerksam geworden. Chris schrieb mir eine persönliche Nachricht, dass er als Produzent arbeitet und meine Musik als sehr echt und interessant empfindet. Ich war natürlich sofort begeistert. Danach begannen wir uns auszutauschen, aber irgendwie war die Zeit damals noch nicht reif es aufzunehmen. Erst als ich 2009 Jesper kennenlernte und wir gemeinsam neue Songs machten, wurde das Debüt-Album immer klarer."
Der Erstling "Blackbird" verbucht 2012 bereits einen gewissen Achtungserfolg. Doch erst das deutlich reifere, noch intensivere und melancholisch schimmernde zweite Werk, "Where The Wild Oceans End" bringt den Zug 2014 auch medial so richtig ins Rollen. die Songwriterphilosophie Schroeders unterscheidet sich dabei ganz und gar von jener der kommerziellen Popindustrie.
Es klingt fast wie ein Jim Morrison-Zitat, wenn sie sagt: "Ich grenze mich nicht bewusst ab. Songs kommen, wenn und wann sie wollen. Es ist ein Moment der Bewusstheit, wenn sie sich zeigen. Der Ursprungsmoment enthält die Essenz, der Rest ist Feinarbeit."
Diese Feinarbeit verbessert sich in den darauffolgenden zwei Jahren kontinuierlich. Der Gesang entwickelt ein prägnantes Knef-Timbre, die Musik driftet ein wenig in Richtung Swans, Madrugada oder Crime and The City Solution. Sogar die Band erweitert sich um grandiose Solisten an Cello oder Piano.
Das Ergebnis dieser musikalischen entwicklung hört auf den Namen "Void" und ist nicht nur das wichtige dritte Album. Es ist ebenso ein echtes Meisterwerk des Folk Noir.
27 Kommentare, davon 26 auf Unterseiten
Schöner Beitrag. Der Link auf die Seite der Künstlerin sieht allerdings so aus: http://www.andreaschroeder.com/