3. März 2021

"Wer die besten 150 Zeichen schreibt, hat recht"

Interview geführt von

Architects erweitern mit dem neunten Studioalbum "For Those That Wish To Exist" ihre Bandbreite. Wir sprachen mit Sänger Sam Carter über die thematischen und musikalischen Hintergründe des Werks.

Architects richten den Blick wieder nach außen. Nachdem sie das vorangegangene "Holy Hell" vor allem ihrem verstorbenen Gitarristen und ehemaligem Hauptsongwriter Tom Searle gewidmet hatten und so Trauer und Abschied als zentrale Themen im Mittelpunkt standen, geht es auf dem neuen "For Those That Wish To Exist" wieder um die großen Gesellschaftsfragen: Existenz, Klimawandel und die Erosion von Diskussionskultur im Internet. "Discourse Is Dead" proklamieren die Briten in einem zentralen Songtitel. Mit Sänger Sam Carter kann man sich aber noch ganz wunderbar unterhalten.

Als wir zu "Holy Hell" gesprochen haben, meintest du sehr bestimmt, dass Architects definitiv nie ein Akustikalbum aufnehmen werden. Zwei Jahre später sitzt du in der Royal Albert Hall und spielst Akustikversionen eurer Songs. Ist eine Platte in der Richtung vielleicht doch nicht mehr so aussichtslos?

Sam Carter: Haha, vielleicht. Ich würde nicht mehr dagegen wetten. Ich würde nicht sagen, dass es ein 'vollwertiges' Release wird, also nicht das zehnte Studioalbum. Aber vielleicht mal eine EP mit neu bearbeiteten Songs? Warum nicht? Wir hatten Spaß mit der Akustikversion von "Wasted Hymn", gerade weil dadurch eventuell die Lyrics besser zu den Leuten durchdringen als auf der Albumversion. Während der Erfahrung unsere eigenen Songs in der Art zu covern, spielten wir dann auch mit dem Gedanken, einen Originalsong so zu schreiben, als wir jetzt das neue Album angegangen sind. Das war schön. Aber ich glaube nicht, dass wir ein komplettes Album mit neuen Architects-Songs in der Art machen werden.

Okay, dann steht das Statement also noch.

Ja, gerade so. Aber wer weiß, was bei Album Nummer elf dann passiert. Man weiß nie! (lacht)

Wie habt ihr den Abend in der Royal Albert Hall generell erlebt – ohne Publikum in dieser prestigeträchtigen Venue?

Es war total surreal. Wir fühlten uns, als würden wir für Geister spielen. Niemand außer unserer Crew war dort. Das war schon eine seltsame Atmosphäre. Nach zwei, drei Songs wurde mir richtig klar, dass hier etwas fehlt. Irgendwas stimmte einfach nicht. Die Crowd ist wie der zwölfte Mann beim Fußball – sie kann dir helfen das Tor zu schießen. Sie ist gewissermaßen unser sechste Bandmitglied. Wenn sie eine gute Zeit haben, spielen wir eine bessere Show. Diese Energie im Zusammenspiel fehlte. Wir mussten also obenauf bleiben und dennoch gucken, unsere bestmögliche Performance abzuliefern. Schon surreal.

Ihr habt eine massive Stage-Production aufgefahren. Können wir Ähnliches erwarten, sobald wieder richtige Touren möglich sind oder war das eher eine einmalige Sache?

Ja, Mann, es wär schon geil, wenn wir mal wieder live spielen könnten, haha. Wir versuchten schon zu zeigen, was auf der Tour alles möglich gewesen wäre. Es war, als würden wir eine komplette Tour auf eine zweistündige Show zusammendampfen. Das war schwierig, aber auch cool, so kreativ an die Produktion ranzugehen. Wir waren schon immer stark involviert dabei, aber diesmal stellten wir wirklich sicher, dass es exakt so passiert, wie wir uns das vorstellten. Das war uns sehr wichtig.

In die Setlist des Livestream-Events schafften es bereits drei neue Songs, und das kurz nach Ankündigung des Albums. Wie fühlte es sich an, das frische Material zwischen die Klassiker zu packen? "For Those That Wish To Exist" denkt den Architects-Sound ja noch einen Schritt weiter.

Das war super interessant. Zumal wir sie bei der Gelegenheit ja auch zum ersten Mal live gespielt haben. Da denkst du dir zunächst mal: 'Don't fuck it up! Vergiss nicht den Text, vergiss nicht den Text, vergiss nicht den Text'. Der Rest des Sets geht einfach in Fleisch und Blut über. Du weißt, wie du performen und atmen musst, was du hören musst und so weiter. Aber es hat Spaß gemacht. Ich freue mich, dass wir das geschafft haben. Früher als es noch nicht so viele Handys gab, mit denen alles mitgefilmt wird, konnten Bands das öfter machen. Man probierte Songs live aus, um zu sehen, wie sie funktionieren. Es war eine gute Sache, unter tausenden Augen eine Vorschau aufs Album zu geben und zu zeigen, in welche Richtung es geht. "Discourse Is Dead" repräsentiert die härtere Seite, "Dead Butterflies" die dramatischere.

Womit wir beim Album selbst wären. Woher stammt eigentlich die Titelphrase "For Those That Wish To Exist"?

Die kommt von Dan. Irgendwie fasst sie das Album ganz gut zusammen. Die behandelten Themen sollen zum Denken anregen. Wir möchten nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen, und sagen du musst das und das tun oder besser machen, sondern ein Kommentar zum aktuellen Stand und unserer Lage in der Welt abgeben. Wir möchten erklären, was los ist und nicht unbedingt Lösungen proklamieren. Dafür gibt es weit intelligentere Menschen als uns, die mehr Kontrolle darüber haben, was wir tun können bzw. müssen und in welche Richtung wir gehen sollten. Es passiert so viel in der Welt – Klimawandel, Kriege, Links gegen Rechts ... Klimawandel ist sicherlich die größte Baustelle. Und es wird nichts dagegen getan. Wir schließen uns selbst dabei nicht aus. Ich kann mich selbst nicht als Aktivisten bezeichnen, bloß weil ich zu ein paar Protesten gegangen bin und darüber getwittert habe. Wir sollten alle in Aufruhr sein und diese Katastrophe stoppen wollen, die nur eine Armlänge von uns entfernt ist. Das ist weniger ein Ruf zu den Waffen, sondern vielmehr eine Frage: 'Was denkt ihr? Was sagen wir als Gesellschaft dazu?'.

Was bedeutet 'Existenz' für dich persönlich?

Wenn man es runterbricht, ist Existenz für mich und viele andere Menschen heute wahrscheinlich Liebe, Frieden und Gelassenheit im Leben zu finden. Nicht jeder hat das. Und du musst auch nicht zwangsläufig etwas oder jemanden lieben. Es geht mehr um ein Gefühl von Dankbarkeit und Ganzheit, die wahrscheinlich mit der demütigen Erkenntnis kommt, das du nicht für immer hier sein wirst. Wir sind alle menschlich und bestreiten unsere Kämpfe. Manchmal fühlt es sich so an, als müssten wir sie allein konfrontieren, aber tatsächlich sind wir doch umgeben von Leuten, die exakt das Gleiche durchmachen. Letztlich läuft es auf eins hinaus: Überleben. Oder? Das ist doch super interessant. Du wirst auf diese Erde geschmissen und dann heißt es: 'Okay, was soll ich jetzt machen?' – 'Leben.' – 'Okay?! Kannst du mir sagen wie?' (lacht)

Momentan ganz einfach: Zuhause sitzen.

Richtig! (lacht) Das ist doch interessant oder? Jetzt mehr denn je müssen wir uns daran anpassen, einfach zuhause zu bleiben, mit uns selbst klarzukommen und uns nicht ablenken zu lassen. Das ist ist total verrückt. Und verdammt hart, oder? Die Tage verschwimmen ineinander. (lacht)

"Wir möchten nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen"

Eine deiner ersten Zeilen auf dem Album lautet: "Do you dream of Armageddon just to get yourself to heaven?" Glaubst du, die Menschheit muss erst mal ganz unten ankommen, um zu kapieren, was los ist und dass etwas getan werden muss?

Ja, ich glaube schon. Guck dir doch bloß die jetzige Situation an. Es fahren weniger Autos, weniger Flugzeuge fliegen ... Während wir so viel Zeit zuhause verbringen, blüht die Natur langsam wieder auf – Tiere kommen an Orte zurück, wo sie seit Jahren nicht mehr waren. Und viele freuen sich darüber – nicht bloß Naturalisten und Umweltschützer. Südlich von Brighton gibts jetzt wieder Delfine! Das hat es seit Jahren nicht mehr gegeben. Und der Grund dafür waren wir. Das jetzt gerade ist zwar wahrscheinlich nicht der absolute Tiefpunkt, aber ein Punkt, der uns vielleicht zum Nachdenken bringt. Wir müssen realisieren, wie viel Glück wir eigentlich haben.

Wie schon bei den Vorgängerwerken sticht auf "For Those That Wish To Exist" religiöser Symbolismus heraus. Das Artwork zeigt einen Astronaut in der Kirche, die Texte strotzen vor biblischen Referenzen, du singst von Armageddon, Christus, Goliath und Amen. Seht ihr das mittlerweile als Teil des Architects-Stils?

Ja, schon. Es geht dabei vor allem ums Fragenstellen. Die Texte zu den Alben stammen zwar von Dan und Tom, aber ich finde, es ist ein guter Weg, um bestimmte Dinge zu transportieren. Wir kennen als Menschen Konflikte wie Gut vs. Schlecht, Christus vs. Satan, Tod vs. Leben. Interessant wird es, wenn du solche Gegensätze mischst, wie etwa Glaube und Wissenschaft. Hat der Astronaut alle Antworten? Nein. Aber Christen definitiv auch nicht. Ich schätze, es geht um die Suche nach Sinn und Zweck, während wir auf einem Fels im All rumschweben.

Oft scheint es, als müsste man sich für eine der beiden Seiten entscheiden. Entweder Wissenschaft oder Glaube. Wie stehst du dazu?

Es ist ein beständiges Auf und Ab. Manchmal denke ich mir: Religion ist die Wurzel allen Übels. Aber eigentlich ist sie das nicht. Vieles an Religion ist schrecklich – Kriege, das Beharren auf Richtig oder Falsch ... Aber es steckt auch sehr viel Ruhe und Frieden darin. Nimm zum Beispiel Buddha und Hare Krishna. Letztlich fußt das alles auf Fragestellungen, Unsicherheiten, Nichtwissen, der Furcht vor dem Nichtwissen und einer Suche nach einem Weg, all das zu akzeptieren. Ich stehe wahrscheinlich in der Mitte. Ich glaube an ein gewisses Karma. Ich glaube, dass man bekommt, was man gibt. Wenn du ein guter Mensch bist, widerfährt dir Gutes. Behandle andere Menschen, wie du selbst behandelt werden möchtest. So wurde ich erzogen. Ich glaube, dass es irgendeine Form von universeller Macht gibt – aber das muss nicht unbedingt ein Gott sein, der im Himmel hockt und alles kontrolliert. Versucht einfach, freundlich zu sein.

Dieses 'Zwei-Parteien-Phänomen' taucht auch im Song "Discourse Is Dead" auf. Es zieht sich durch ganz verschiedene Bereiche und man muss immer häufiger klar eine Entweder-Oder-Stellung beziehen. Welches Ziel verfolgt ihr mit dem Song?

Wir möchten weg von all diesem Mit-dem-Finger-zeigen. Wir haben nicht alle immer Recht. Du kannst nicht glauben, immer Recht zu haben. Bei manchen Dingen bin ich einfach kein Experte, andere Leute aber schon. Doch wer in dieser gesichtslosen Welt, in der wir leben – dem Internet –, die besten 150 Zeichen schreibt, hat Recht und der jeweils andere Unrecht. Wir gehen ständig aufeinander los. Wir leben in einer Welt, in der quasi jede erste Begegnung mit jemandem zu einer Konfrontation wird. Du willst rausfinden, wo jemand steht, ob sie oder er in deine Bubble passen. Machen ihre Glaubenssätze sie zu einer guten oder schlechten Person? Es gibt keine gesunde Konversation mehr. Es geht immer sofort um richtig oder falsch, Blau gegen Rot. Auf welcher Seite stehst du? Und wenn man einmal auf einer Seite steht, verteidigt man sie bis aufs Blut und schreit rum, um zu beweisen, dass man recht hast. Aber das wird niemals funktionieren, denn letztlich hängt unsere Persönlichkeit immer davon ab, wie wir erzogen wurden.

Eine zentraler Vers im Song lautet: "Round up the ambivalent / You mustn't sit in the shade / 'Cause it's blasphemous / For one to abstain from hate". Gerade auf Social Media-Plattformen fühlt es sich oft an, als müsste man zu allem seine Meinung preisgeben, auch wenn man keine Ahnung davon hat. So sprießen dann während einer Pandemie plötzlich tausende neue Virologen aus dem Boden ...

Absolut. Niemand nimmt mehr das Wort eines anderen für bare Münze. Gleichzeitig denkt jeder von sich selbst, er sei Experte. Das ist schon seltsam.

Die größten Themen wie Klimawandel, Umweltverschmutzung und politische Ignoranz sind auf dem Album recht klar erkennbar. Welche Punkte, die ihr ansprecht, gehen auf den ersten Blick aber vielleicht eher unter, auf die man trotzdem achten sollte?

Was ich als Hörer und dadurch, dass ich natürlich stark involviert war, mitgenommen habe, ist, dass es sehr stark von der Stimmung abhängt, mit der man das Album hört. Das gehört doch auch zum Leben dazu, oder? Manchmal bist du absolut bereit, fürs Gute zu kämpfen und fühlst dich optimistisch und weißt, Leute stehen hinter. Aber manchmal willst du auch einfach bloß spüren, nicht allein mit etwas zu sein. Das alles ist Teil des Lebens, und es ist Teil der Reise auf dieser Platte. Teil davon ist auch, dass wir nicht wissen, wie alles läuft. Ich habe keine Ahnung, wie man die Dinge besser machen kann. Ich schätze, es geht um Reflexion von Menschlichkeit, darum dass wir nicht allein sind, dass du nicht allein bei deinen Kämpfen bist, und du dich nicht schlecht fühlen solltest, wenn du müde bist und einfach etwas Zeit für dich brauchst, um deine Batterien aufzuladen. Du solltest dich nicht schlecht fühlen, wenn du nicht jeden Tag draußen sein möchtest, um die Welt zu verbessern. Wichtig ist, wie du die Dinge angehst.

"Mike von Royal Blood ist ein Biest im Studio"

Auf "For Those That Wish To Exist" experimentiert ihr mehr mit Electronics als bisher und die Postproduktionseffekte klingen aufwändiger. Gab es ein bestimmtes Mastermind hinter diesem Teil des Albums?

Während der "Holy Hell"-Tour hatten wir drei oder vier Synthesizer bzw. Sub-Basses auf der Bühne. Dan hatte welche und Ali ebenfalls. Es hat echt Spaß gemacht, das in die Liveshow zu integrieren. Irgendwann stellten wir fest, dass das sogar unsere Lieblingsparts im Set waren. Beim Schreiben vertieften sich dann Dan und Josh weiter in diese Welt. Und vor Toms Tod hatten wir auch mit ihm schon darüber gesprochen, in welche Richtung man die Band weiterentwickeln könnte. Wir wollten weiter in Richtung Industrial gehen, dabei aber trotzdem organisch bleiben, mit klarem Bandsetting darunter. So nahm das nach und nach Form an, und nach ein paar Songs verstanden wir, wohin sich das Album entwickeln würde.

Andere Soundtexturen verlangen auch Anpassung für dich als Sänger. Wie hast du dich auf die Aufnahmen vorbereitet?

Auch hier half enorm, mit "Holy Hell" zu touren, durch die große Dynamik des Albums. Im Studio wollten wir dann alles noch etwas großformatiger machen. Die heavy Parts sollten klingen wie nicht von dieser Welt und entsprechend verrücktes Zeug stellte ich mit meiner Stimme an. Gleichzeitig wollte ich natürlich auch echte Emotionen rüberbringen. Die Songs brauchen Bedeutung; ich möchte die Lyrics zum Leben erwecken. Es muss glaubhaft sein, und die Stücke sollen im Kopf bleiben.

Du teilst das Mikro diesmal mit drei Gastsängern: Simon Neil von Biffy Clyro, Mike Kerr von Royal Blood und Winston McCall von Parkway Drive.

Ja, als wir uns gegen Ende des Prozesses die Sachen anhörten, fingen wir an, darüber nachzudenken, Leute einzuladen. "Goliath" fühlte sich schon etwas nach Biffy Clyro an – vor allem der Part mit den stechenden Streichern und Gitarren. Ich hatte zwar schon Vocals aufgenommen, aber wir fanden, es wäre unglaublich cool, tatsächlich Simon dort zu hören – besonders da wir schon seit so vielen Jahren große Biffy-Fans sind. Also kontaktieren wir ihn, und er hat absolut gekillt! Zwei Tage später hatten wir seinen Take.

Mike von Royal Blood ist einfach ein Biest im Studio. Ein unfassbar talentierter Sänger. Er kam rein und hat voll reingehauen. Mit Royal Blood bin ich schon ewig befreundet. Ich wuchs im selben Dorf wie Drummer Ben auf. Es war cool, sie mal auf einem Song dabei zu haben. Denn wenn wir irgendwann mal tot und verscharrt sind, werden die Leute beim Graben in der Geschichte trotzdem sehen, dass wir Buddies waren. Die Freundschaft lebt sozusagen weiter.

Das Gleiche gilt für Parkway Drive. Wir haben schon so viele Shows mit ihnen gespielt und mehr oder weniger gegenseitig unsere Karrieren begleitet. Wir haben bei ihrer allerersten London-Show gespielt, sie haben uns zum ersten Mal nach Australien gebracht, und wir waren immer gut befreundet. Wenn man jung ist, wird man schnell mal eifersüchtig darauf, was bei anderen Bands so läuft, aber für Parkway Drive freuten wir uns immer, weil sie so nette Kerle sind. Zwischen unseren beiden Bands herrscht gute Kameradschaft. Es war cool, das jetzt in einem Recording festzuhalten.

Vor allem letzteres war wohl vor allem eine Frage der Zeit ...

Exakt. Auf die ein oder andere Weise musste es mal passieren.

Hören wir dich also auf dem nächsten Parkway Drive-Album?

Wenn sie mich fragen, stehe ich bereit!

"For Those That Wish To Exist" ist euer erstes Album, das vollständig ohne Beiträge von Tom Searle entstanden ist. Mit welchem Ansatz habt ihr diesmal das Songwriting aufgenommen? Gerade vor dem Hintergrund, dass ihr euch auf dem Vorgänger ja intensiv mit Toms Tod auseinandergesetzt habt und sich das nicht einfach wiederholen ließ ...

Das ist genau der Punkt: Wir wollten nicht einfach Tom abkupfern. Diese Alben gibt es und wir möchten sie nicht bloß kopieren und versuchen, 'Songs im Stil von Architects' zu schreiben. Es ging darum, durch Kreativität sein Vermächtnis zu ehren. Das ist unser neuntes Album, wir können nicht für immer die gleiche Band bleiben. Man muss sich verändern, sonst langweilt irgendwann das Schreiben. Wenn du die Antworten für alle Songs immer schon weißt, was soll das dann noch? Es bedeutete definitiv einen Neustart für die Band, wir haben ein neues Kapitel aufgeschlagen. Weil er auf "Holy Hell" noch so präsent war, indem wir über ihn sprachen und sangen, fühlt es sich nun an wie das erste Album ohne ihn. Ich glaube, er wäre sehr stolz auf das, was wir geschaffen haben. Wir hätten auch auf Nummer Sicher gehen und Ähnliches machen können wie auf den vorangegangenen drei Platten. Aber es war Zeit, was zu riskieren.

Teile der Sessions fanden auf Bali statt. Wie konntet ihr euch denn dort aufs Songwriting konzentrieren?

(lacht) Viel entstand auch schon unmittelbar davor. Dann sind wir für ein Festival nach Australien geflogen und haben auf dem Heimweg einen Zwischenstopp in Bali eingelegt. In Australien wüteten damals gerade die Brände, und es war super gefährlich dort. Also quartierten wir uns in einer Villa auf Bali ein und haben in meinem Zimmer ein kleines Studio aufgebaut. Es war schon interessant, dort in der Hitze zu hocken, diese harten Songs zu schreiben und dann am Strand zu chillen. Aber es hat uns echt gut getan, nach all den intensiven Jahren davor mal konzentriert zusammen zu sein und auch etwas entspannen zu können, ohne den Druck einer Show im Nacken zu spüren.

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