laut.de-Kritik

Unberechenbare Salven aus allen Metal-Bereichen.

Review von

Als Danny Worsnop im vergangenen Jahr seinen Ausstieg bei Asking Alexandria bekannt gab, reagierten viele Anhänger der Band geschockt. Auch innerhalb der Band stieß die Entscheidung des Frontmanns auf Unverständnis: "Der Junge war mal mein bester Freund und dann dreht er mir einfach den Rücken zu und läuft davon", maulte beispielsweise Gitarrist Ben Bruce. Ben war sogar dermaßen angepisst, dass er reihenweise böse und gemeine Texte verfasste, die er allesamt für das nächste Album vorsah. Danny sollte noch einmal so richtig derbe einen mitbekommen.

Doch daraus wurde nichts, dank Denis Shafotostov, dem neuen Shouter der Band. Mit der Berufung des ukrainischen Ersatzmannes holte man sich nämlich nicht nur einen qualitativ hochwertigen Sänger, sondern scheinbar auch einen Hobby-Psychologen ins Boot: "Denis hat mir davon abgeraten, Songs mit Vergangenem zu füllen", verrät Ben.

Er solle den Blick nach vorne richten, so der Neuzugang weiter. So verbannten Asking Alexandria all die bösen Zeilen ins Archiv. Statt randvoll mit Rachegelüsten, präsentiert sich "The Black" nun inhaltlich als eines der bis dato positivsten Werke der Briten. Die Hoffnung auf Besserung, bezogen auf alle Lebenslagen, steht ganz oben auf der Liste.

Musikalisch hat der Weggang von Danny Worsnop nur wenige Spuren hinterlassen. Gewohnt unberechenbar schießen Asking Alexandria mit Salven aus nahezu allen Metal-Bereichen wie wild um sich. Es knallt an jeder Ecke, wenn sich Black-, Thrash- und Melodic-Metal-Verweise zu einem großen Ganzen aufplustern und dabei jedweden Anflug von gängigen Strukturen bereits im Keim ersticken.

Zeit zum Luftholen bleibt nicht. Kaum drängt sich einmal eine cleane Passage in den Vordergrund, hört man im Background bereits ein alles niederwalzendes Etwas mit den Hufen scharren. Dann scheppert es durch die Boxen: gnadenlos, laut und von einer Energie befeuert, die selbst Genre-Kollegen in Deckung gehen lässt.

Technisch brillant inszeniert und facettenreich wie eh und je, schiebt sich der Großteil der Songs des Albums problemlos an ähnlich Gestricktem aus der Nachbarschaft vorbei, wenn sich Asking Alexandria in einen wahren Rausch spielen. Egal ob in dunkle Gewänder gehüllt ("Let It Sleep", "The Black"), den Rock-Olymp vor Augen ("I Won't Give In", "Send Me Home", "Here I Am") oder experimentierfreudig wie hyperaktive Welpen ("Just A Slave To Rock'n'Roll", "Undivided"): Die Mannen um Denker und Lenker Ben Bruce legen sich auch anno 2016 wieder mächtig ins Zeug.

Der neue Mann am Mikrofon fühlt sich offenbar ebenfalls pudelwohl. Er grunzt, kreischt, singt und jauchzt, als mache er den ganzen lieben langen Tag nichts anderes. Danny Worsnop? Der ist Geschichte. Warum? Frag Alexandria. Oder Ben Bruce, der hat da ein paar Zeilen geschrieben …

Trackliste

  1. 1. Let It Sleep
  2. 2. The Black
  3. 3. I Won't Give In
  4. 4. Sometimes It Ends
  5. 5. The Lost Souls
  6. 6. Just A Slave To Rock'n'Roll
  7. 7. Send Me Home
  8. 8. We'll Be Okay
  9. 9. Here I Am
  10. 10. Gone
  11. 11. Undivided
  12. 12. Circled By The Wolves

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