laut.de-Kritik
Hölle und Verdammnis. Sodom und Gomorra. Faust aufs Auge.
Review von Dani Fromm"A different breed of MCs", verspricht Eminem gleich im ersten Track. "I swear." Der Beteuerung hätte es nicht bedurft. Zu diesem Zeitpunkt - keine drei Minuten, nachdem hymnische Background-Chöre eine Platte eröffneten, für die die Bezeichnung "EP" wie blanker Hohn anmutet - sucht der überrumpelte Zuhörer längst in Knöchelhöhe nach dem verloren gegangenen Unterkieferknochen. "Welcome 2 Hell".
Schieres Höllenfeuer lodert aus dem Silbenstakkato, das Royce Da 5'9" und Eminem über Havocs ebenso schlichten wie entschlossenen Beat spucken. Bad Meets Evil, fürwahr. Hölle und Verdammnis. Sodom und Gomorra. Faust aufs Auge. Gut, dass sich diese beiden endlich eingekriegt und ihre mehr oder weniger bleichen Ärsche zusammen zurück ins Studio verfrachtet haben.
"Stop it. Welcome to the cd." Willkommen? Geht das etwa so weiter? Nach gerade einmal einem Track weiß man im Strudel der Textfluten längst nicht mehr, wo Oben und Unten ist. Em und Royce haben allerdings gerade erst angefangen. Ihr Kriegspfad befindet sich auf der Überholspur: "Fast Lane".
Dick wie warmer Sirup tropfen die Bässe, wenn "the evil twins" "The Reunion" feiern. Die hohe Qualität der Beats erscheint schon fast verschwendet. Rapper dieser Güteklasse nähmen auch weit schäbigere Bühnen im Sturm. Eminem führt das rasiermesserscharfe Schwert seiner Zunge in rasender Geschwindigkeit durch beliebige Themenwelten. Royce pariert und kontert keinen Deut zahmer. Gemeinsam hinterlassen sie eventuelle Konkurrenz wahrhaftig "F.U.B.A.R. - fucked up beyond all recocnition".
Der Tenor von "Hell: The Sequel": Das Leben ist schlecht, ungerecht und gemein. Die logische Konsequenz daraus: Scheiß auf alle Regeln. "You're goin' to make love to the world - or you gonna fuck it?" Die Frage bleibt rhetorischer Art. Das Leben gibt dir Zitronen? "I jumped back in the public eye and squirted lemon juice in it." Autsch. Wieder vereint, konsumieren sich Em und Royce durch das komplette verfügbare Drogensortiment, rühmen sich selbstredend ihrer uneingeschränkten Leistungsfähigkeit und zelebrieren verpflichtungs- weil bindungslosen Sex. "A Kiss" - schon zu viel verlangt.
Geballte Fäuste, geschwollene Zornesadern, rasende Wut - das tönt üblicherweise aus Eminems Zeilen. "I'm On Everything" vermittelt - ich kann mich kaum erinnern, wann ich solches zuletzt gehört habe - erstmals seit Ewigkeiten wieder den Eindruck, Mr. Marshall könne am Mikrofon sogar so etwas wie Spaß haben. Es muss an der Gesellschaft liegen: "Nah, I ain't fading yet", konstatiert Royce Da 5'9" in "Living Proof". "I'd rather stay and rap." Gute Entscheidung, denn: "I'm not a man. I'm a logo." Logo. Ob Vers für Vers oder fliegende Wechsel: Die Staffelstab-Übergabe zwischen den beiden funktioniert so reibungslos, als habe man sich nicht jahrelang gedisst und gehänselt.
Gäste braucht in diesem Killer-Doppel eigentlich niemand. Okay, Mike Epps steuert eine ganz lustige Hookline zu "I'm On Everything" bei. Slaughterhouse, Royce' Crew mit Joell Ortiz, Joe Budden und und Crooked I, zu begrüßen, ergibt ebenfalls Sinn. Auf die quäkigen Chorus-Gesänge einer Claret Jai, bei der man nie weiß, ob die nervige Stimme nicht vielleicht doch gepitcht wurde, hätte ich hingegen mühelos verzichten können.
Royce und Em fegen solch unwesentliche Mäkelchen aber ohnehin grußlos vom Tisch. Mit Unmengen von Metaphern, Zitaten, wahnwitzigem Tempo, schlafwandlerischem Rhythmusgefühl, vertrackten Reimen und bestechenden Satzmelodien entschädigen sie zudem vollauf für ihrem Vortrag eventuell abgehende Abwechslung.
Einen einzigen Track rettet jedoch auch "a different breed of MCs" nicht mehr: Jodelei von Bruno Mars zum Piano gehört mitsamt dem fluffig-versöhnlichen Beat von "Lighters" entweder in den Müll oder ins Mainstream-Radio. Vor dem Totalausfall bewahren diese Nummer noch nicht einmal die exzellent gerappten Strophen. Doch so lange einer Niete zehn Volltreffer gegenüber stehen: Spitzendeal.
20 Kommentare mit 2 Antworten
Bruno Mars WTF?
Dacht ich mir auch grad... Das kann doch nicht ernsthaft Eminems muskialischer Anspruch sein. Wieder mal ein Fall von: Hauptsache gerade "In" damits mehr zu verkaufen gibt.
Seid mal nicht so streng... bei Bad Meets Evil geht's nicht primär um Massenanspruch, und ganz ehrlich: Bruno Mars hat ungeachtet seines Musikalischen Outputs eine Stimme!
@PhoenixXx : Jaja, Techi kann mehr als nur was, schon richtig. aber dieses monster gefeature zieht das Album mMn n bischen runter. Ungefähr 30 Feautre Gäste! Ich mein, K.O.D hatte auch schon ne Menge, aber bei dem neuen frag ich mich zwischen durch manchmal ob das jetzt wirklich n Tech N9ne track den ich da höre. oder ob das doch n supergroup Projekt ist.
Nur warum das RoyceEm Album das Album sein soll, auf das AmiRap gewartet hat kann ich nicht nachvollziehen. Ist ein gutes Album, mehr aber auch nicht. Egal, ansichtssache, ich geh Blaq Poet hören, das Album kann nämlich auch einiges
fieses brett und eine äusserst stimmige review! gefällt mir wesentlich besser als die letzten eminem alben.
Royce flext auch knapp 4 Jahre später immernoch und stellt mit seiner Stimmenpräsenz Eminem hin und wieder in den Schatten. Pump ich auch heute noch und das Kollabo tat Eminem hinsichtlich MMLP2 sehr gut, auch wenn man sich beattechnisch gerne hierdran hätte orientieren können.
SuperDing, auf jeden Fall! Allein "Fast Lane" zerstört komplett.
Oder die Parts von Royce auf Above the Law oder Echo..
'First time I seen a desert eagle I was letting the .44 buss, the .44 pop -
The first time you seen one, you was eating coco puffs, looking at Robocop'
Bester Mann.