laut.de-Kritik
Konservative Totenbeschwörung.
Review von Manuel BergerSich im Death Metal nach vorne zu spielen, ist schwer. Wie im Thrash Metal gibt es eine Handvoll Acts, die die Richtung vorgeben und danach kommt eine Schar, die gerne so klänge wie diese. Beispiel: Wieviele Slayer-Soli, die nicht von Slayer stammen, hörten wir schon über die Jahre? Wieviel Grunzmatsche mussten wir hören, seit es Cannibal Corpse gibt? Eine Strategie: Man kann dem Stereotyp entfliehen, indem man einfach noch extremer vorgeht als alle anderen. Leicht ist das zwar nicht, Belphegor gelingt es trotzdem noch.
Nun sind die Österreicher schon eine ganze Weile im Game, Abnutzungserscheinungen zeigen sich aber nach wie vor keine. Eine frische Leiche wird ja auch nicht schneller kalt, nur weil man vorher schon zehn andere Leute abgemurkst hat. Also singt Helmuth weiterhin über "Sex-Magick", Satan und Söhne, Dämonen und natürlich den Tod. Dem Albumtitel entsprechend gestaltet er seine Vocals gerne in Richtung Ritualästhetik. Sowohl in "Baphomet" und "Apophis" als auch im Titeltrack wiederholt er unablässig das Schlüsselwort und predigt dazu: "Totenritual – Geheiligt werde sein Reich! / Totenritual – Verweigerung des Christentums". Das kann man als Stilmittel durchgehen lassen, etwas einfallslos wirkt es nach einigen Durchläufen trotzdem.
Wie üblich preschen Belphegor gleich von Beginn an in höllischem Tempo los. Schlagzeuger Bloodhammer testet die Strapazierfähigkeit seiner Fußmaschine, die Saitenfraktion pendelt zwischen scharfen Tremolos und heavy Dissonanzakkorden. Die Österreicher lassen "Baphomet" immer wieder kurz Luft, um Atem zu holen, was dem Song Erhabenheit verleiht und auch Platz für (wenigstens angedeutete) Melodien lässt.
Gut, dass sie darauf verzichten, nur hirnlos durchzuprügeln. "The Devil's Son" spendiert kurz darauf sogar ein recht ausführliches Akustikgitarren-Outro. Das Ethno-Zirpen am Ende von "Totenritual" weckt Erinnerungen an die Atmosphäre Niles, die auch gerne ins Reich der Rituale abtauchen.
Für "Swinefever – Regent Of Pigs" bemühen Belphegor ein Sample aus "Der Exorzist III": "Save your prayers / God is not here with us now / There is only the darkness here". Das kann schon mal für kalte Schauer über den Rücken sorgen, wenn man mit Kerzenschein beim Abendbrot sitzt. Noch grauslicher klingt das Röcheln, mit dem Helmuth "Totenritual" beendet. Immer wieder streut der Frontmann Black Metal-Krächzen ein, was den Songs noch ein bisschen fiese Würze verschafft (z.B. "Embracing A Star").
Zwischen all die Highspeed-Attacken schieben Belphegor mit "Totenbeschwörer" ein behäbiges Instrumental, das gerade in Kombination mit dem ebenfalls entschleunigten Groover "Totenkult – Exegesis Of Deterioration" für Abwechslung sorgt. Dazu die ultratiefen Growls Helmuths - und man hört genau, warum ausgerechnet diese Band seit Jahren in der Führungsriege des Black/Death-Genres Blut spuckt.
Und wie das in den oberen Etagen eben oft ist: Man bleibt gerne konservativ. Warum auch ein Modell ändern, das seit Jahrzehnten im Großen und Ganzen zufrieden stimmt? Helmuth erarbeitete sich über die Jahre einen bestimmten Songwriting-Stil und dem bleibt er treu. Das ist einerseits unverkennbar Belphegor, steht im eigenen Backkatalog aber gerade deshalb eher undifferenziert auf eigenen – nichtsdestotrotz mächtigen – Beinen.
4 Kommentare mit 2 Antworten
Helmuth... irgendwie echt witzig
Ganz unterhaltsame Scheibe, wird aber wohl nicht allzuviele Durchläufe auf Spoti bei mir haben. Im Gegensatz zur letzten Cattle Decap.
Ganz unterhaltsame Scheibe, wird aber wohl nicht allzuviele Durchläufe auf Spoti bei mir haben. Im Gegensatz zur letzten Cattle Decap.
Die letzte Cattle Decap ist doch schon zwei Jahre her (natürlich immer noch völlig geil). Wo ist der Zusammenhang...?
Die bands haben doch absolut garnichts gemein...
na ja, wem`s gefällt ... nur 1/5