laut.de-Biographie
Benjie
Kurt Schwitter wusste es bereits: "Hannover strebt vorwärts, und zwar ins Unermessliche." Dass die Stadt an der Leine dabei auch noch mit einer gehörigen Portion karibischer Sonne bedacht worden sein muss, zeigt Benjie. Inzwischen seit einer ganzen Weile auf den rot-gelb-grünen Festivalbühnen des Landes unterwegs, verschafft er sich mit seiner charakteristischen sonoren Stimme Gehör und macht sich Schritt für Schritt auf den Weg in die erste Reihe der deutschen Dancehall-Acts. Gentleman, immerhin des Landes Reggae-Toaster Nr. 1, hat Benjie bereits auf seiner Seite: Er erwählt sich den Hannoveraner zu seinem Tour-Support.
Benjamin Kastner infiziert sich in sehr jungen Jahren mit dem Offbeat-Virus. Es ist der Freund der Mutter, der immer wieder neue Reggae-Tunes zu Hause anschleppt. Klein-Benjie ist begeistert: Mit zwölf bastelt er (an seinem Commodore Amiga) die ersten Beats, programmiert einfache Basslinien und singt dazu. Aufgenommen wird das Ergebnis über eine abenteuerliche Konstruktion mit einem alten Kassettenrekorder - willkommen in der wunderbaren Welt des Lo-Fi. Benjie betrachtet allerdings als hilf- und lehrreich, sich auf diese Weise von Anfang an selbst hören zu können. Vorbilder erwählt er sich aus dem Hip Hop- ebenso wie dem Dub- und Reggae-Bereich: Benjie zählt Gang Starr, Burning Spear und Barrington Levi zu seinen Inspirationsquellen.
Schon früh treibt sich Benjie auf Dancehall-Parties herum. Zu dieser Zeit ist in Hannover das 1986 gegründete Soundsystem Conquering Sound szenebestimmend; die Crew spielt Reggae und Dancehall und arbeitet mit verschiedenen Live-Toastern (darunter Daddy Freddy, Asher D und Gentleman). Benjie hat 1994, 16-jährig, seinen ersten Auftritt: Er gibt den Gast-MC von Awarak. Der Beginn seiner Karriere? Sieht so aus: Danach singt Benjie auf Dances, bei verschiedenen Bands und Projekten. Mehrere Jahre ist er mit seinem Freund Benni Rebel bei dessen Soundsystem "Rebel Sound" aktiv. Ein Feature-Auftritt führt ihn ins Studio, wo er sich bewähren und beweisen kann: Der Produktion eigener Songs steht nichts mehr im Wege.
1998 lernt er den hannoverschen Produzenten Hellmut Haferland kennen, mit dem sich ab Anfang 1999 eine fruchtbare Zusammenarbeit ergibt. Die beiden entwickeln für Benjie einen eigenständigen Sound. Möglichst viele Instrumente spielen sie im Studio selbst ein, für den Rest werden Gastmusiker hinzugezogen. Im August 2001 führt Benjie mit "Sommerzeit" die FM4-Radiocharts an. Er ersingt sich von der ersten Ausgabe an einen festen Platz auf den österreichischen Dancehallfieber-Compilations.
Seine Single "Ganja Smoka" wird zum Hit auf "Dancehallfieber 1". Typisch für das Genre: die Thematik. Benjie verleiht seiner Forderung nach der Legalisierung weicher Drogen Ausdruck. Als besonders politisch engagiert betrachtet sich der Hannoveraner übrigens nicht. "Ich sage eben meine Meinung: Ganja sollte legal sein, wenn man mich fragt." Die chillige Nummer "Ganja Smoka" erreicht 2001 die Spitzenposition der Download-Top-10. 2002 erscheint die Single nochmals, diesmal bei Def Jam Germany. Auf "Dancehallfieber 2" ist Benjie mit der Ballade "Null", auf der dritten Ausgabe mit "Das Dickste" vertreten.
Die Idee, ein eigenes Album zu produzieren, treibt Benjie bereits seit 1998 um; die Umsetzung dieses Plans erfolgt, einmal angefangen, vergleichsweise schnell: "So gesehen" erscheint 2003 bei DHF Records. Zwei Vinylauflagen verkaufen sich wie geschnitten Brot. Benjie spielt seit 2001 auf vielen Konzerten und Festivals; 2002 begibt er sich (unterstützt von Dosa und DJ Mad Mixx) ebenfalls auf Tour. Benjie begleitet als Support-Act Touren von Gentleman und Wir Sind Helden. Obwohl er mehrere Reisen nach Jamaika unternimmt, sieht er seinen Lebens- und Schaffensraum in Deutschland; hier könne er seine musikalischen Vorhaben besser umsetzen, verrät er im Interview. Die Wahl der Sprache war für ihn auch nie ein Thema: "Lyrics auf Deutsch zu machen, ist anfangs nicht ganz so einfach, eröffnet aber alle Möglichkeiten, Sachen so zu sagen, wie sie wirklich sind - und dabei noch verstanden zu werden."
2004 erscheint "Dancehallfieber 4" - logisch, dass Benjie wieder mit an Bord ist. Sein Beitrag diesmal: "Dancehall Shit". Die Single "Schöner Tag" geht seinem zweiten Album "Unterwegs" voran, das 2005 bei Gimme Mo' Records erscheint. Sowohl Texte als auch Musik stammen von Benjie, der mittlerweile selbst als Produzent tätig ist. Eingängige Melodien, Benjies Sprachwitz und seine sehr spezielle Stimme sogen dafür, dass man der Aufforderung der zweiten Auskopplung gerne nachkommt: "Mach's Laut!"
Noch keine Kommentare