laut.de-Kritik
Zwischen Familie, Frust und dem Ernst des Lebens.
Review von Lukas Rauer"Sie wollen Bizzy wieder so, wie er war / Wieder wie früher, wieder original." Diese Passage fasst den Aufbau des neuen Bizzy Montana-Projekts wunderbar zusammen. Es geht back to the roots, back to the Drahtseilakt, mit einer EP, die Albumlänge aufweist. Heraus gekommen ist ein ernsthafter Release, wie ihn sich Bizzy-Fans seit vielen Jahren wünschten. Atmosphärische und abwechslungsreiche Beats treffen auf einen stark flowenden, auf Inhalte fixierten Montana.
Deepes Storytelling, etwa in "Regenschirm", wo er seine längere Abstinenz zum Thema macht, die Loslösung von Freunde Von Niemand, das Leben als Möbelpacker oder das Trinken. Auf "Modeblogger" schießt er gegen Gucci- und Louis Vuitton-Anhänger. Stattdessen zelebriert er die lockere Hose als Kleidung der Wahl und scheißt damit gepflegt auf den roten Teppich. Ob Baggy-Pants wirklich besser sind? Eher nicht. Aber soll tragen, wer will, so what, ist schließlich ein offenes Geheimnis, dass Rapper heute vermehrt das Gesamtpaket im Blick haben statt nur die Musik.
Hierzu zählen auch Kollabos, Bizzy genügt jedoch Amar, der auf dem Track "Shro" mitmischt. Darin beschreiben sie in erster Linie ihren Alltag: "Acker' mich krumm für die Family und ich scheiß' auf Rap / Mach' mein Geld mit Möbelpacken - täglich / Hänge mit dem Pöbel ab / eklig / Pause machen, ausschalten geht nicht / Stillstand killt alles / Spätschicht."
Der Freiburger zeigt mit der "Bizzy EP" ein weiteres Mal, dass er zu den unterschätztesten MCs des Landes gehört. Alleine die Stimme und der Flow sind immer noch einmalig. Obwohl es nie zu der ganz großen Karriere gereicht hat, schreibt sich Bizzy Montana zum Glück in unregelmäßigen Abständen den Frust von der Seele und manövriert zur Freude seiner Fans auf Beats durch den Ernst des Lebens.
1 Kommentar
Habs gehört und fand es mega stimmig