laut.de-Kritik
Diesen Film will man lieber nicht sehen ...
Review von Joachim GaugerBjörk stellt ihre Fans erneut auf eine harte Probe. Nach den durchgeknallten Soundcollagen von "Selma Songs" und dem Beinahe-A cappella-Album "Medulla" wendet die Isländerin sich nun kompromisslos von der abendländischen Tonlehre ab: auf dem neuen Soundtrack "Drawing Restraint 9", den Björk gemeinsam mit Will Oldham für den gleichnamigen Film ihres Partners Matthew Barney geschrieben hat, dominieren disharmonische Klänge und fernöstliche Instrumente.
Der Opener "Gratitude" ist noch einer der eingängigsten Tracks: zwar schwebt Oldhams Stimme recht frei über allerlei Glocken- und Cembaloklängen, doch ist hier wenigsten der Angriff auf die Tonalität als solcher noch erkennbar. Dagegen macht das Gehechel, das Gebell, das Gestöhne und Gequitsche von "Pearl" für sich alleine überhaupt keinen Sinn; auch will man einen Film mit solchen Geräuschen vielleicht überhaupt nicht sehen.
"Ambergis March" legt die rhythmische Betonung so konsequent auf die ungeraden Werte, wie man es sonst nur von der modernen Klassik kennt, dafür verzichtet das dahin gehauchte "Bath" wieder komplett auf Rhythmus. In Kenntnis der Tatsache, dass es sich bei "Drawing Restraint 9" um einen Experimentalfilm ohne Dialoge handelt, war man ja schon auf Einiges gefasst, eine verbindende Klammer oder eine thematische Einheit ist in diesem Soundtrack dennoch auch beim besten Willen nicht zu erkennen.
Mit schwebendem Gesang, unterlegt mit Geräuschen, verfremdeten grönländischen Volksmusik-Elementen, asiatischen Glockenspielen und allerlei pfeifenden Keyboardklängen entwirft Björk auch in der Folge eine Welt aus Tönen, die wohl vor allem befremden soll. Dass sie dieses Panauditorium mal mit traditionellem japanischem Gesang ("Holographic Entrypoint"), mal mit Brucknerscher Terrassendynamik ("Hunter Vessel") belebt, macht die Verwirrung nur komplett.
22 Kommentare
Ich kann mit diesem Soundtrack ehrlich gesagt nicht viel anfangen.. Eigentlich reizt mich daran nur die Studioversion von Nameless (Storm) die Björk 2003 einige mal mit Leila Arab live gespielt hat.. Der Rest ist (noch?!) ziemlich schwer verdauelich.. Holographic Entrypoint ist mit 9 Minuten Laufzeit absolut unhörbar..
@review (« Der Opener "Gratitude" ist noch einer der eingängigsten Tracks: zwar schwebt auch hier Björks Stimme recht frei über allerlei Glocken- und Cembaloklängen, doch ist hier wenigsten der Angriff auf die Tonalität als solcher noch erkennbar. »):
Schön und gut, nur singt Björk den Song garnicht.. Ich finde die Stimme des Sängers jetzt auch nicht soo besonders. Aber imo der zweitbeste 'Song'..
Medulla (super Album) is dagegen der reinste Pop, hehe.
Aber allein für Storm lohnt sich das Album.. ^^
Die Scheibe klingt nach Yoko Ono auf Crack.
Björk kann ja meinetwegen machen, was sie möchte, aber bitte keine Musik.
Wer den Film nicht gesehen hat/sehen will, kann mit dem Soundtrack meiner Meinung nach nicht besonders viel anfangen. Das Album stellt nur eine Hälfte des experimentellen Filmes dar und ist somit nicht auf sich allein gestellt genießbar. Finde ich zumindest.
Musikalisch gut hörbar bis schwer zugänglich oder kaum verdaubar. Im Vergleich zu den anderen Björkalben, die ich ohne Ausnahme *liebe* ist dieser Soundtrack für mich eher eine Enttäuschung. Ich hätte das ganze nicht als Album veröffentlicht, auf der DVD passt alles zusammen, auf dem Album nicht.
Für diese Krankheit muss es doch einen Namen geben - derartige "Kreativität" *lach* kann nur pathologisch sein...
Das Album rührt von psychotischen Ausnahmezuständen her - ein typisches Beispiel übersteigerter Kreativität, wie sie Drogensüchtige und Schizophrene an den Tag legen und auch nur von solchen verstanden bzw. akzeptiert werden kann. Björk ist krank und läßt uns an ihrem "Leidensweg" teilhaben - und wenn es nicht so grausam wär, wäre es zum Todlachen!
»Die Phantasie in meinem Sinn ist heute gar zu herrisch, fürwahr, wenn ich das alles bin, so bin ich heute närrisch.«
Goethe
In diesem Sinne:
"I play dead"
- da war sie noch gesund! ;O)