laut.de-Kritik
Country und Americana: eigenständig, hochklassig.
Review von Tom KüppersDas sechste Album von Blackberry Smoke braucht seine Anlaufzeit. Spätestens seit "The Whippoorwill" sind die Amerikaner mit ihrem Southern/Country/Americana-Stilmix in fast aller Rockermunde: Der Durchbruch gelang 2015 mit "Holding All The Roses". Das nur ein knappes Jahr später veröffentlichte "Like An Arrow" entpuppt sich als Werk mit Tiefgang, hielt dafür aber keine Überhits des Kalibers "Living In The Song", "Sanctified Woman" oder "Wish Six Ways To Sunday" parat.
Immer dieselbe Leier? Keineswegs, gab Hauptsongwriter und Frontmann Charlie Starr schon öfter zu Protokoll und hat längst die von Fans gefürchtete Gefahrenzone der 'künstlerischen Weiterentwicklung' betreten. Die Kernfrage zum neuen "Find A Light" lautet insofern: Schaffen es Blackberry Smoke, eigenen Anspruch und Erwartungshaltung des Publikums in Einklang zu bringen.
"Flesh And Bone" gerät zum Einstieg recht sperrig, der stoneslastige Feel Good-Rocker "Run Away From It All" senkt den Blutdruck dann wieder in gesündere Regionen. Twang-Gitarren und knochentrockener Groove von "Best Seat In The House" oder "Nobody Gives A Damn" lassen bei Anhängern des Frühwerks Freude aufkommen
Wer auf lässige Jimmy Buffet-Vibes steht, kann mit dem coolen "Medicate My Mind" im Ohr gleich das Ticket nach Jamaika oder wahlweise Margaritaville buchen. Währenddessen werden in Music Row, Nashville bittere Tränen vergossen, denn nach dem wunderschönen "I've Got This Song" oder dem traumhaft schlichten "Seems So Far" lecken sich die örtlichen Songschreiber verzweifelt die Finger.
Weitere Höhepunkte sind der Blues/Gospel/Rock-Rundumschlag "I'll Keep Ramblin'" (inklusive Einlage des Steel-Guitar-Monsters Robert Randolph) sowie das gemeinsam mit Amanda Shires (u.a. Jason Isbell) intonierte "Let Me Down Easy", das gar das Niveau von Genregroßmeister Steve Earle erreicht. Den krönenden Abschluss liefert "Mother Mountain", dem The Wood Brothers ihre unfassbaren Gesangsharmonien mitgeben.
Ja, es dauert ein wenig, bis diese Platte zündet. Doch dann entpuppt sich "Find A Light" als allen Referenzen zum Trotz eigenständiges und hochklassiges Werk. Das sich Starr den Ex-Buckcherry-Gitarristen als Songwritingpartner Keith Nelson ins Boot geholt hat, war offenbar die richtige Entscheidung.
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