22. Juni 2012
"Die Leute sind nicht so dumm!"
Interview geführt von Dani FrommKaum war sein drittes Album mit dem bezeichnenden Titel "Drei" erschienen, erbot sich Blumio, uns wieder einmal Rede und Antwort zu stehen.Willens und bereit, über Curse und Karma, das Leben und den Tod zu philosophieren, schimpfte der Düsseldorfer mit den japanischen Wurzeln zudem auf untalentiert schauspielernde Rapper und die Kultur reißerischer Berichterstattung. Er erklärt, warum er sich regelmäßig als Gutmensch schmähen lassen muss, weshalb er noch einmal den Battlerapper von der Leine ließ - und wie er findet, dass wir ihn zum legitimen Nachfolger von Curse ausgerufen haben. Anruf genügt:
Ja, hallöchen!
Lange nicht gesprochen. Wie gehts uns?
Och, mir gehts gut soweit. Gerade ein bisschen geprobt. Wie ist bei euch das Wetter? In welcher Stadt seid ihr eigentlich?
Strahlendes Wetter. Wir sitzen in Konstanz. Am Bodensee.
In Konstanz? Die ganze Redaktion sitzt in Konstanz?
Wir haben einen Schwung freie Mitarbeiter, die hausen weiß Gott wo. Aber unseren Hauptsitz haben wir hier am Wasser.
Ah, so. Krass. Hätt' ich nicht gedacht.
Hier willste halt nicht mehr weg, wenn du erst da bist.
Überlegt ihr nicht manchmal, nach Berlin zu gehen? Oder seid ihr so heimatverbunden?
Wir haben das immer mal wieder überlegt - und jedes Mal verworfen. Hier ist es einfach zu schön. Dein Album ist mittlerweile draußen. Das haben wir sogar hier bemerkt ...
Ja, ich hab' die Review gelesen. Vielen Dank!
Sehr gern. Selber danke. Ich hab' vorhin dein Interview auf 16bars gesehen. Da wurde meine Kritik zitiert.
Ja, wegen Curse.
Ich hoffe, ich bin dir mit dem Vergleich nicht zu nahe getreten?
Nein, nein. Absolut nicht. Ich mag ja Curse.
Ich auch. Ich war ja nur erschüttert, als ich Aufnahmen gesehen habe, wie er mit einem Schnauzbart im Gesicht Gitarrenmusik macht.
Macht der das echt jetzt?
Seine Band heißt The Achtung Achtung. Aber das ist, wie gesagt, Gitarrenmusik, dafür fühl' ich mich nicht mehr zuständig.
Rappt der dazu oder singt er? Haben die jetzt ein Album draußen?
Er singt. Aber so genau hab' ich mich damit auch wieder nicht befasst. Ich hab' das nur so am Rande mitgekriegt. Album? Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Wie bist du mit den Reaktionen auf DEIN Album zufrieden?
Ich bin eigentlich sehr zufrieden. Ich hab' durchgehend positive Reaktionen erhalten. Weil das Album ein bisschen ernster ist, dachte ich, dass es erst einmal heißt: 'Ääääh, die alten Sachen waren ganz anders.' Aber das wichtigste ist mir, dass die Fans das mögen. Und die mögen es echt gern.
Dass es ernster geworden ist, war nicht zu überhören. Das rappst du irgendwo genau so. Gabs dafür einen konkreten Anlass?
Nee. Als ich das "Yellow Album" gemacht habe, war das eine Reaktion auf den ganzen Gangsta-Kram, der in dieser Zeit rauskam. Da war alles voll damit, und ich wollte eigentlich nur ... Was heißt 'nur'? Ich wollte einen Kontrast dazu bieten. Mittlerweile hat sich das alles sehr homogen entwickelt. Marteria, Cro, Casper, das alles gibts ja. Daher dachte ich mir: Okay. Kann ich einfach mal so machen, wie ich mich gerade fühle. Und da ich mich gerade etwas ernster gefühlt habe - ich bin ja auch schon 27 - hab' ich mir gedacht: Komm, biste mal ein bisschen ernster.
Empfindest du es auch so, dass es im Hip Hop - im Vergleich zu früher - heute eine viel größere Bandbreite gibt?
Absolut. Das ist ja eigentlich auch eine voraussehbare Entwicklung gewesen. Die Leute sind damals richtig gut auf meine Sachen angesprungen. Da hat sich schon abgezeichnet, dass es dann auch so kommen wird. Erst kam nur Gangsterrap. Dann haben die Leute, die früher (singt) 'Ey, eins, zwei Mikrofone und ein Dee-Jay', so Rapper haben auf einmal so (rappt) 'Isch ficke deine Mutter, bis alles wegbombardiert wird, spritz, spritz, spritz'-mäßigen Rap gemacht.
Jetzt seh' ich die umgekehrte Entwicklung, dass Gangsterrapper ein bisschen poppigere Sachen machen. Die Leute sind ja sehr, sehr ... 'schwankend', sag' ich mal, was ihren eigenen Style angeht. Was da Rapper teilweise schon für Wandlungen durchgemacht haben! Aber, naja. Jedem das seine! Ich finds eigentlich sehr gut und ich hoffe, das bleibt jetzt auch so. Dass es die Gansterrapper gibt, die Nicht-Gangsterrapper und die mit ihrem eigenen Style. Dass alles sehr bunt ist. So bleibt Hip Hop interessant.
Sich gegen einen herrschenden Mainstream abzugrenzen, wird aber schwieriger, wenn es viele verschiedene Strömungen gibt.
Ja, jetzt kommt es auf jeden Fall auf die Kreativität an. Es ist ja nicht so, dass ich Anti-Gangsterrap gemacht habe. Ich hab' den Leuten eine mindestens gleichwertige Alternative geboten. Darum geht es ja. Diese Abgrenzung brauch' ich jetzt wirklich nicht mehr. Jetzt kann ich einfach frei aufspielen. Deswegen heißt mein Album auch nur "Drei". Leute sagen, das ist vielleicht ein etwas unkreativer Titel. Aber er lässt mir auch maximale Freiheit. Er ist nicht vorbelastet, hat nicht irgendeine Bedeutung. Jeder hat zu der Zahl Drei einen anderen Bezug. Das ist einfach frei. "Drei" kann so klingen, wie es will, und ich hab' einfach die Musik gemacht, auf die ich Bock hatte.
Bei unserem letzten Gespräch hast du beklagt, keiner rede mehr über die Musik, sondern es drehe sich alles nur um Wer-disst-wen-Geschichten. Hat sich in dieser Hinsicht deiner Meinung nach auch eine Entwicklung vollzogen?
Jein. Ich meine schon, dass die Leute immer noch darüber reden wollen, das ist immer ein heißes Thema. Aber, mein Gott, das ist eben diese Klatsch-und-Tratsch-Scheiße, weißte? Ich hab' nur ein Problem damit, wenn Leute ausschließlich das machen und sich nur darüber definieren. Nur damit hab' ich ein Problem. Sollen die Leute sich doch dissen, mir scheißegal.
Spiegelt sich die Diversifizierung der Inhalte auch in der musikalischen Ausgestaltung?
Ja. Ich glaube schon, dass die Musik auch qualitativ vielseitiger geworden ist. Vor allem, was Marteria gemacht hat, hat mir sehr gefallen. Casper macht ja mehr so mit Gitarren, diese puristischeren Sounds, das mag ich auch gerne. Jeder macht so sein Ding, und so soll es auch sein. Das war auch das, was ich an Hip Hop früher so geil fand. Da gabs so Eins Zwo-Leute, die haben mit Wortspielen richtig Hip Hop gemacht. Dann gabs Freundeskreis, die sehr musikalisch waren, sehr poetisch und auch sehr politisch. Da gabs einen Samy, der sehr viel Wert auf Technik gelegt hat.
Das war eigentlich der Grund, warum mich Hip Hop so angefixt hat. Nicht, weil alle irgendwie den gleichen Film gefahren haben. Sondern weil sich alle ganz gut verstanden haben, aber auch irgendwie ihr eigenes Ding gemacht und sich über ihren eigenen Style definiert haben. Das ist für mich das Wichtigste: Persönlichkeit zu haben. Nicht alle einem Trend hinterher jagen, wie das in dieser Gangster-Hardcore-Zeit war. Sondern jeder soll sein eigenes Ding machen. Das gefällt mir einfach.
Es war halt auch so wahnsinnig langweilig, wenn alle das gleiche erzählen, und keinem kann man es wirklich glauben.
Genau, genau. Und wenn 90 Prozent von Hip Hop so ist, dann wird Hip Hop in der Öffentlichkeit auch komisch wahrgenommen. Mir hat richtig gestunken, dass Hip Hop gleichgesetzt wurde mit asozialer Musik, dummen Aussagen, stumpfen Dissen und so. Das ist aber nicht Hip Hop! Hip Hop ist so frei. Du kannst alles machen! Diese Freiheit lass' ich mir nicht nehmen.
Ich erinnere mich mit Grausen an die Zeit, in der man sich beinahe dafür rechtfertigen musste, dass man Hip Hop hört, weil alle dachten, Hip Hop sei, was sie in den Medien als Hip Hop gezeigt bekommen. Was ja mit Hip Hop nur am Rande zu tun hatte.
Früher war Hip Hop außerdem mehr so mit diesen alten 70er- oder Jazz-Platten, gesamplet. Mittlerweile gibts auch Hip Hop mit Elektro, mit Rock ... diese musikalische Kreativität, die Hip Hop meiner Meinung nach dringend braucht. Im Grunde ist es dadurch entstanden, dass man Dinge adaptiert und im Hip Hop-Stil wiedergibt. So funktioniert das.
Ich halte Hip Hop ohnehin weniger für eine Musikrichtung als für eine Herangehensweise.
Absolut.
Reden wir doch mal über einzelne Songs. Ich war geflasht von "Zeitkapsel", weil das so eine einfache Idee ist, dass ich mich frage: Warum gibts nicht schon zwanzig solche Songs?
(Lacht) Wie kam ich denn da nochmal drauf? Mal überlegen ... Ich weiß nicht! Wahrscheinlich wieder beim Duschen oder beim Kacken. Irgendwann kommen mir so Geistesblitze, dann hab' ich eine Idee. Dann haben wir den Beat dazu geschraubt. Ich find' ein bisschen langweilig, einfach so über sein Leben zu erzählen. Es gibt ja diese Tendenz, dass man viele Dinge, die man früher bierernst genommen hat, nach einer Weile gar nicht mehr so engstirnig sieht. Früher hat man gesagt: Sell-out, sell-out! Ein Hip Hopper darf dies nicht machen, ein Hip Hopper darf das nicht machen. Jetzt gibt es immer noch Regeln, die aber vielleicht ein bisschen anders ausgelegt werden.
Ich dachte mir einfach, ich wollte einmal erzählen, was ich gerade so durchlebe. Und zudem ... ich erzähl' da ja, dass vielleicht alle - Bushido, Sido und alle Leute von früher - einfach zusammen an einem Tisch sitzen und darüber lachen, was sie früher so gemacht haben. Ich glaub', wenn ich den Song in zwanzig Jahren noch einmal höre, dann ist das auch ein gutes Geschenk für mich selber.
Wo, glaubst du, stehst du in zwanzig Jahren?
Boah, das weiß ich echt absolut nicht.
Was würdest du dir denn wünschen?
Hmm, was würd' ich mir wünschen ... Ich bin natürlich ein professioneller Musiker, aber die Professionalität geht jetzt nicht so weit, dass ich mein ganzes Leben dafür opfern würde. Parallel dazu achte ich schon darauf, dass für meinen Seelenfrieden gesorgt ist. Ich hoffe natürlich, dass ich dann .. Rapper sind ja auch irgendwo Spießer! ... dass ich dann 'ne Familie hab', Kinder, auf jeden Fall einen Hund. Das ist das Wichtigste!
Ansonsten, karrieremäßig: Vielleicht, dass ich auch parallel Musik machen kann, außer in Deutschland will ich jetzt auch in Japan Sachen rausbringen. Dass ich einfach komplett frei bin, vielleicht auch schauspielerisch. Ich weiß es nicht. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass ich nur eine Sache machen werde. Ich denke schon, dass ich mehrere Dinge parallel machen werde, weil das einfach mein Ding ist. Aber es hat auf jeden Fall immer etwas mit Unterhaltung zu tun. Ich mag es gerne, die Menschen zu unterhalten. Das war schon früher so, als Klassenclown, und das ist jetzt immer noch so.
Du warst der Klassenkasper?
Absolut. Ich war immer der Klassenkasper.
Bei "Zeitkapsel" hast du nach vorne gekuckt. Ähnlich gelagert, aber mit Blick in die andere Richtung: "Mein Ganzes Leben In Sieben Minuten". Ich unterstell' jetzt mal, dass in den Grundzügen alles, das du da erzählst, wahr ist.
Es ist komplett wahr, von A bis Z.
Der Unfall ja wohl nicht.
Ah, okay. Das ist natürlich die Aufmachung gewesen. Ich hab' ja eben schon erzählt, dass ich es langweilig finde, einfach nur Songs zu machen, die über das Leben erzählen. Ich finde, man kann da ein bisschen kreativ sein und dem Ganzen immer einen Rahmen geben. Das ist eben hier der Autounfall. Man sagt ja, kurz vor dem Tod sieht man, wie das ganze Leben vor den eigenen Augen vorbeizieht. Das wollte ich eben darstellen, das war der Aufhänger.
Glaubst du, dass das tatsächlich so ist?
Zumindest erzählen das ja viele, dass das dann passiert. So detailliert wie in meinem Song wahrscheinlich nicht. Aber ... wahrscheinlich schon, ja. Wenn die Leute das so erzählen ...
Wenn ich mal meine eigene Erfahrung einwerfen darf: Ich war mit 16 ziemlich krank, bin dann auf der Intensivstation aufgewacht und hab' gehört, wie die Ärzte sich unterhalten. 'Wenn sie die nächsten 48 Stunden überlebt, können wir davon ausgehen, dass sie es packt!' Da war nix mit Leben-vorbeiziehen. Ich dachte mir: 'Bidde?!' Und dann fiel mir als allererstes so eine dumme Nuss aus meiner Parallelklasse ein, und mein einziger Gedanke war: 'Der hättest du mal sagen sollen, wie scheiße du sie findest!'
(Lacht) Da, siehste! Ich denke, wenn man dem Tod ins Auge blickt, ist das wirklich der ehrlichste Moment, den man haben kann. Oft redet man sich Sachen aus der Vergangenheit ja auch schön. Oder man ist auch nicht ganz ehrlich zu sich selbst. War das ein Fehler? Man weiß, dass es ein Fehler war, aber spielt das vielleicht herunter. Aber ich glaub', wenn man dem Tod wirklich ins Auge blickt oder man schwer krank war, dann kommt das Pure, das Ehrliche der Situation raus. So wollte ich diesen Song gestalten. Ich bin ein Mensch, der jetzt nicht wirklich gerne Gefühle oder schlimme Sachen aus meinem Leben im normalen Gespräch offenbart. Rap war schon immer mein Ventil dafür. Ich hab' da auf jeden Fall Sachen rausgehauen, die ich vorher noch nie jemandem erzählt hatte. Das war mir sehr, sehr wichtig. Der Song geht mir auch immer nahe, wenn ich ihn höre.
Theoretische Frage: Wenn es das jetzt gewesen wäre, und du blickst zurück: Wärst du auf das Ende vorbereitet? Oder gäbe es zu viele Dinge, die noch zu erledigen sind?
Absolut! Es gibt ja Leute, die werden depressiv mit 30. Aber ich finde absolut nicht, dass man mit 30 schon am Ende ist. ich glaub', mit 60 kann man immer noch Sachen regeln und Dinge tun, die man schon immer tun wollte. Man sollte sich nie zu schnell auf sein Weltbild festlegen. Oder sagen, das wars schon, für mich. Ich hab' den Song "Alles Anders": Wo man Mitte 20 ist, und man hat sich sein ganzes Leben irgendwie anders vorgestellt, aber durch verschiedene Schicksalsschläge oder Lebenswendungen ist es einfach so gekommen. Aber es stimmt trotzdem, dass man jeden Tag sein Leben ändern kann und zumindest versuchen sollte, seine Umgebung immer wieder neu, aus einem wenigstens ansatzweise neutralen Auge zu betrachten. Das ist das Haupt-Motto meiner Kunst: Dass ich Dinge, die irgendwie selbstverständlich erscheinen, noch einmal hinterfrage.
Abgesehen von diesen beiden Tracks bin ich großer Fan von filmreif erzählten Szenarien wie zum Beispiel in "Alien Invasion!" Das wirkt plastisch und detailliert in Szene gesetzt - wie ein Drehbuch.
Genau. Ich wollte das so ein bisschen ProSieben-Blockbuster-mäßig gestalten. Das ist auch, was ich meine: Man muss ja nicht immer die Story aus der Hood erzählen. Mein Bruder war im Knast, diese Geschichten, die kenn' ich auch! Aber so'n Alien-Angriff ist ja vielleicht auch nicht so schlecht.
Hast du Bestrebungen, irgendwann einmal einen Film zu machen?
Film, weiß ich nicht. Das kann schnell nach hinten losgehen. Wenn du mit den falschen Leuten zusammenarbeitest, sieht das schnell peinlich aus. Aber es gibt ja die Tendenz, dass Rapper gerne mal Bücher schreiben ... Ach, ich weiß nicht. In "Mein Ganzes Leben In Sieben Minuten" hab' ich ja mein ganzes Leben eh schon erzählt ... Ich schreib' gerne privat Kurzgeschichten, nur für mich. Wenn ich ein Buch schreiben würde, würde ich einen Roman schreiben. Darauf hätte ich auf jeden Fall Lust. Märchen zu erzählen. Auch, weil ich mit Worten besser hantieren kann als mit Bildern.
Drehbücher vielleicht?
Ja, das könnte ich mir auf jeden Fall auch gut vorstellen. Dann aber mit jemand anderem, der wirklich weiß, wie man Drehbücher schreibt. Ich glaub' auf jeden Fall, dass das eine Kunst für sich ist, und ich finde es immer so anmaßend. Wie wenn Rapper ohne jegliche Ausbildung oder Vorbereitung einfach mal so in einem Film mitspielen. Wenn ich jetzt Filme aussuche, die ich kucken will, lass' ich immer ein bisschen so die Finger von Filmen, in denen Rapper mitspielen. Wo 50 Cent auf dem Cover ist, oder so. Außer, es sind Hip Hop-Filme. Dann ist es natürlich authentisch. Es gibt ja talentierte Leute, in der Hinsicht. In Amiland vor allem. Aber die meisten ...
Man merkt halt, dass diese Leute oft keine Ausbildung haben.
Oh, ja! ich finde, gerade 50 Cent ist immer so ... aaargh! Fifty, ey, muss das sein?
"Angst ist die falsche Reaktion"
Früher hast du uns erzählen wollen, du würdest dich nicht als über-politischen Menschen darstellen. Jetzt hast du mit "Wir Träumen Gemeinsam Von Besseren Tagen" wieder einen durch und durch politischen Song rausgehauen. Wie passt das zusammen?Ich glaube, ich meinte damit, dass ich eigentlich nur das tue, das irgendwie in meinen Möglichkeiten steht. Man muss sich nicht immer überschätzen. Ich mach' halt Musik, bei der ich denke, dass ich effektiv damit etwas bewirken kann. Effektivität ist mir schon sehr wichtig, bei politischen Liedern. Ich möchte den Leuten irgendwie aufzeigen, was man selbst als Hörer aktiv tun kann. Nur finde ich, dass ein Streetworker, der auf die Straße geht, im Grunde viel mehr tut. Wenn du in Afrika in 'nem Dorf aufgewachsen bist, dich hochgekämpft hast, Stipendien bekommen hast und dann irgendwann als Menschenrechtsanwalt in der UNO bist und aktiv vor Ort arbeitest, DANN bist du ein wirklich extrem politischer Mensch. Ich sitz' hier in Düsseldorf, rappe politische Lieder und hoffe, dass ich vor allem junge Leute damit ein bisschen aufwecken kann. Aber ich denke trotzdem, dass es nicht vergleichbar ist.
Du hast aber schon Interesse an und ein Auge für politische Themen.
Absolut! Ja. Ich informier' mich auch immer und all das, aber ... kennste ja: Mein Vergleich ist da schon immer ein bisschen anders.
Gerade diese Nummer kam schon ziemlich lange vor dem Album raus. In den Kommentaren dazu stolpert man immer wieder über die Beschimpfung "Gutmensch", "Gutmenschen-Rap".
Ja, ja. Ich weiß.
Fühlst du dich davon getroffen?
Nee! Warum schreiben Leute so etwas? Weil sie ein schlechtes Gewissen haben. Du willst irgendwas bewirken, und die Leute wissen ja: Okay, ich mach' nix. Ja? Die sitzen vor ihrem Internet und zocken, weiß ich nicht, World of Warcraft oder so, und machen nix. Und wenn jemand dann wirklich was bewirken will, dann spielen sie das runter. Dass es eh nix bringt, dass es irgendwie "Gutmenschen"-Kram ist. Weil die wissen, sie haben eigentlich ein schlechtes Gewissen, weil die selber nichts tun. Indem sie schlecht machen, was andere tun, fühlen sie sich halt besser. Das ist, glaub' ich, das Ding.
Ich weiß auch nicht. Auch, als Michael Jackson gestorben ist und alle Leute so am Trauern waren, weil die den Künstler einfach wirklich bewundert haben und er ihr Leben mit seiner Kunst bereichert hat, und dann sagen die so: "Ja, aber in Afrika sterben doch jeden Tag Menschen" und dies und das ... Ja, natürlich! Ich will das auch gar nicht schmälern. Aber wenn deine Oma stirbt und du trauerst, dann komm' ich doch auch nicht und sag': "Ja, aber in Afrika sterben doch auch jeden Tag Menschen. Wieso trauerst du jetzt über deine Oma?" Ist doch klar, dass man einen persönlicheren Bezug zu diesem Menschen hat, als jetzt zu jemandem, den man gar nicht kennt. Ach, das sind immer so Leute ... Ich weiß nicht, warum die das tun und was die davon haben. Die reden halt Sachen gerne schlecht, damit sie sich besser fühlen.
Dieser Song behandelt die Mordserie, der eine ganze Reihe ausländischer Mitbürger zum Opfer gefallen sind. Mich hat das auch erschüttert - aber fühlt man sich als ... wie sag' ichs? ... als deutlich als Ausländer erkennbarer Mensch von so etwas noch einmal ganz anders bedroht?
Hmm ... bedroht nicht. Ich fühl' mich nicht bedrohter als früher. Ich wusste das ja. Ich hatte vorher zufällig davor gerade einen Song geschrieben, der hieß "Der Diktator". Da gings - ich hab' quasi in seiner Perspektive geschrieben - um einen Typen, der irre ist, von den Medien verseucht ist und von irgendwelchen Ausländern, die ihn als Scheißdeutschen oder was auch immer beschimpfen, und der dann wirklich zur Waffe greift, durch die Stadt geht und Ausländer abmurkst. Das hatte ich schon geschrieben. Dann kam das alles raus - und aus Respekt den Opfern gegenüber kann ich diesen Song ja nicht mehr rausbringen. Aber für mich war das relativ klar, aber dem Verfassungsschutz scheinbar ... Denen war das zwar auch klar, aber die verfolgen lieber Linke.
Diese ganze Bedrohung jetzt, mit diesen drei Schwarzweiß-Bildern von diesen Fuzzis da, von den Killer-Nazis und all diese Bezeichnungen, als wäre das hier ein Hollywood-Film ... Das ist genau wie mit der Vogelgrippe oder der Schweinegrippe: Die Leute machen sich mehr Angst, als eigentlich nötig ist. Man sollte keine Angst vor diesen Menschen haben, sondern eher Angst davor, dass so ein Gedankengut weiter verbreitet wird. Und dagegen kann man immer etwas tun. Ich lass' mir auf jeden Fall nicht einreden, dass ich jetzt ängstlich durch die Straßen gehen muss. Das absolut nicht. Das geht alles von den Medien aus. Die fressen das und bauen das künstlich auf. Wenn, dann hat die Gefahr sowieso schon vorher bestanden. Das ist genauso bei irgendwelchen islamischen Terroristen oder wem auch immer: Je nach Aufmachung kann man immer Angst kriegen. Aber Angst ist auf jeden Fall nicht die richtige Emotion, um darauf zu reagieren.
Du hast mal gesagt, du siehst die Verantwortung bei den Medien. Wie würdest du dir eine Berichterstattung über solche Vorkommnisse wünschen? Wie sollte man berichten, über einen wie den Breivik in Norwegen? Am Ende gar nicht?
Doch! Man sollte darüber auf jeden Fall Bericht erstatten. Aber ich finde, die Berichterstattung führt einfach nicht zu irgendeinem Ziel, wenn von zwanzig Artikeln neunzehn nur über die Täter berichten. Ist doch klar, dass sie damit auch neue Täter züchten. Diese Leute, das sind kleine, arme Fuzzis, die keine Aufmerksamkeit bekommen haben und jetzt ihre Aufmerksamkeit suchen. Was gibts denn Geileres, als vom Feindbild glorifiziert zu werden als der Überkiller, der übergefährliche Staatsfeind Nummer eins?
Stattdessen fände ich viel wichtiger, die Reaktion vom Volk zu zeigen. Vom normalen Volk vor allem auch. Nicht immer diese Extreme. Du setzt da Pierre Vogel und Sarrazin in eine Talkshow und sagst, die repräsentieren jetzt einmal den Islam und einmal die Deutschen - so kanns doch nicht gehen! Die Leute sind nicht so dumm! Ich will einfach, dass man mehr über die Opfer berichtet und Lösungswege ernsthaft ausdiskutiert, statt dass man da wieder so eine Gefahr herauf beschwört, die dann wieder ... Jetzt siehst du es doch! Jetzt berichtet schon wieder keiner mehr darüber!
Es ist mir einfach immer zu einseitig gewesen. Und auch heuchlerisch, wenn man davor berichtet: Der Islam ist so gefährlich und alle sind Terroristen und Kopftuch-Verbot und all so 'ne Geschichten. Und jetzt sind auf einmal die Nazis die Killer und alle böse. Mein Gott, ey! Was ist das denn für 'ne Berichterstattung? Ich frag mich, ob die sich nicht schämen, sich überhaupt Journalisten zu schimpfen, wenn sie so 'ne Scheiße berichten. Im Journalismus gehts für mich einfach um Fakten. Kunst kannst du immer so oder so interpretieren, und Übertreibung ist immer auch ein Stilmittel. Aber deswegen sag' ich ja, dass Journalisten in einer größeren Verantwortung stehen, weil: Das Journalistische sollte einfach gut ausgearbeitet sein.
Je nachdem, welches Bild man zu welchem Thema druckt ... Ich hab' sogar in der F.A.Z. letztens einen Bericht gesehen, dass die Ausländerzahl in Deutschland jetzt wohl steigt. In dem Bericht stand, dass jetzt viele Leute aus Polen und diesem Bereich nach Deutschland kommen, dass die den Großteil ausmachen. Und welches Bild zeigen die? Die zeigen eine Frau mit Kopftuch und so Mullahs mit Bärten, die da durch die Straßen gehen. Da frag' ich mich doch: Was soll das denn? Je nachdem, wie man berichtet, erzeugt man doch ganz andere Emotionen beim Leser. Und diese Leute haben so eine millionenfache Auflage, jeden Tag! Die haben einfach viel mehr Einfluss auf die Menschen.
Über dein Album sagst du - und vielleicht trifft das auch auf dich als Person zu - dass du eher philosophisch als politisch an die Sache heran gehen willst.
Das stimmt, für dieses Album auf jeden Fall. Das zeigt ja schon das Cover mit diesen drei Affen. Nix sehen, nix hören, nix sagen. Was viele missverstehen: Es ist nicht so, dass ich die Augen vor der Welt verschließe. Sondern die philosophische Bedeutung davon ist ja, dass, wenn du nix siehst, nix hörst und nix sagst, dass du dann eigentlich komplett frei und nur quasi intrinsisch gesteuert bist. Aber abgesehen davon ist für mich immer diese innere Zerrissenheit zwischen Gut und Böse, in jedem Menschen selbst, der Leitfaden. Bei "Vergiss Das Nie" oder "Gott Gegen Teufel" kommt das sehr deutlich durch.
"Wir Träumen Gemeinsam Von Besseren Tagen" ist ein sehr aktueller Song, auf ein bestimmtes Ereignis bezogen. Aber sonst wollte ich einfach zeitloser schreiben. Über den Menschen an sich, wie der Mensch gestrickt ist. Dass er gerne Feindbilder sucht. Dass er gerne jemanden hat, der unter ihm steht, auf den er zeigen kann. Ja, dass in jedem von uns das Böse schlummert. Deswegen sollten wir nicht zu schnell Leute verurteilen. All so 'ne Geschichten, die allgemeingültig stehen. Zumindest für mich. Ich sag' ja nicht, dass die Leute mir alles blind glauben sollen, das ich da erzähle. Aber für mich ist es halt so, und das ist auch in zehn Jahren noch aktuell.
"Bill fand ich früher süß"
Glaubst du an Schicksal?Puh, schwer zu sagen. Das ist ja irgendwie auch eine Definitionsfrage. Ich glaub' auf jeden Fall an das Karma. Dass das Gute, wenn vielleicht auch nicht heute oder morgen, so doch irgendwann auf dich zurückkommt. Auch das Schlechte. Daran glaube ich auf jeden Fall schon. Ich hoffe es zumindest. Das ist vielleicht auch eine Art, mir das Leben schön zu reden. (Lacht) Das kann natürlich auch sein. Aber wenn ich schon nicht an Gott und Teufel und Religion und all das glaube, vielleicht ist das ein Weg für mich, an das Leben zu glauben.
Der Karma-Gedanke beinhaltet, das man irgendwann alles zurück bekommt, das man gegeben hat. Hängt damit zusammen, dass du einen Talentwettbewerb ausgerufen hast, wo du selbst ...
(Unterbricht) Genau. Das hab' ich jetzt gemacht. Leute, die bei unserem Shop das Album bestellen, kriegen zwei Beats geschickt. Das können sie dann einschicken. Bei mir wars ja genau so.
Eben. History repeating?
Ja, das ist absolut so. Ich war damals sehr jung. Für die Leute, die es nicht wissen: Don Tone hat damals das letzte Plattenpapzt-Album produziert. Die hatten da noch zwei Beats von Rusbeh draufgepackt, wo die Leute draufrappen sollten und das dann einschicken konnten. Das war dann so ein Contest, da wurde im Internet gevotet. Den habe ich damals gewonnen, da war ich siebzehn.
Mich hat damals einfach gestört, wie man über Jugendliche gesprochen hat. Dass die alle verblöden und so. Über jede Generation wird immer das Gleiche erzählt. Die Jugend wird immer dümmer, engagiert sich nicht, interessiert sich nicht für Politik. Ich hab' mich absolut für Politik interessiert. Ich war auch nicht dumm. Ich fands gut, dass man mir eine Möglichkeit geboten hat. Ich hatte gar nix, ich hatte nur einen Kassettenrekorder, mit dem ich dann so aufgenommen habe. Trotzdem hat man mir eine Möglichkeit geboten.
Ich hoffe jetzt, dass sich jetzt vielleicht Leute melden, die in einer ähnlichen Situation sind, die wirklich Talent, aber sonst niemanden haben. Oder die vielleicht auch gerade nicht so im Trend liegen, mit ihrem Style. Das müssen ja auch nicht nur Rapper sein. Es können ja auch Sänger sein. Dass die aber einfach gut Emotionen rüberbringen können. Vielleicht fliegt da was Gutes dabei rein. Mal kucken, was passiert.
Halt uns auf dem Laufenden.
Klar.
"Wir Träumen Zusammen Von Besseren Tagen" fällt, das haben wir schon gesagt, wegen seines aktuellen Bezugs aus dem Rahmen. Der andere Track, der im Kontext von "Drei" vielleicht ein bisschen ... merkwürdig wirkt, ist "Der Letzte Samurai".
Ah, okay?
Da bricht es noch einmal so richtig aus dir raus. "Eigentlich wollte ich nie wieder einen Battletrack aufnehmen." Warum dann doch?
Hmm ... (überlegt) Das hat auch etwas damit zu tun, dass ich auf diesem Album noch einmal einen Tick mehr auf Technik geachtet habe, auf Reimschemata und so weiter. Ich schreib' viele Geschichten, viele Songs mit einem dramaturgischen Bogen. Darüber hab' ich die technische Seite etwa vernachlässigt, obwohl ich das in meinen jungen Jahren sehr versiert hatte. Ich hatte einfach wieder Lust, einfach mal den Rapper raushängen zu lassen. Ich war ja auch oft auf Battles, hab' Battletracks geschrieben ... Ich wollte das einfach noch einmal rauslassen und den Leuten zeigen: Ey, kuckt mal her, ich kann auch rappen. So. Das war eigentlich die Hauptintention. Im Zuge dessen kam natürlich auch vieles raus, von dem ich gar nicht wusste, was sich alles in mir gestaut hatte. Aber Musik ist ja immer auch 'ne Selbsttherapie. Es war auf jeden Fall befreiend, so einen Song geschrieben zu haben.
Ich glaub' tatsächlich, dass mich nicht etwa der Exfreundin-Song zu meinem Vergleich mit Curse getrieben hat, sondern das: "In der einen Hand das Schwert, in der anderen Hand das Mic". Ich denk' da an das Cover von "Sinnflut", wo Curse mit dem Samuraischwert posiert ... Der kann ja wirklich damit umgehen. Du auch?
Nee, ich kann gar nicht damit umgehen. (Lacht) Ich würd' das allerhöchstens vielleicht zum Gurkenschneiden benutzen. Wirklich Schwertkampf hab' ich nie erlernt.
Also doch ein Poser.
Absolut, ja. Ich kenn' ja Freunde, die solche Schwerter besitzen. Aber genau deswegen haben wir uns dagegen entschieden: Weil das einfach zu lächerlich kommen würde, wenn ich da gar nicht mit umgehen kann, ich aber im Video mit 'nem Schwert rumschwingen würde. Deswegen haben wir diese Symbolik extra rausgelassen.
Unser letztes Interview haben wir mit der Headline aufgezogen: "Ich will was mit Tokio Hotel machen." Daraus ist wohl nichts geworden?
Ich hab' auch gar keinen Bock mehr! Weil ich find', der Bill mit seinem Bart, der sieht ganz komisch aus. (Lacht) Ich fand den ja früher noch ... äh ... "süß" würde jetzt irgendwelche komischen Gerüchte streuen. (Lacht) Aber es hat alles irgendwie gepasst. Das war so ein kleiner, schmächtiger Junge, der halt so aussah, wie er aussah.
Du, der ist verdammt groß.
Ja, ja. Aber der ist ja so dünn! Als ich, wie hieß das noch mal? "Durch Den Monsun"? Als ich das gesehen hab', dachte ich, das ist 'ne Frau. Und jetzt sieht er ... irgendwie ... komisch aus. (Lacht) Mal abgesehen davon: Das war ja auch so halb-ernst gemeint. Ich würd' es auf jeden Fall machen, weil ich es immer interessant finde, mit so ganz anderen Künstlern zu arbeiten. Aber das ist jetzt nicht mein expliziter Wunsch, genauso wie mit Udo Jürgens einen Song zu machen. Das muss jetzt in meinen Augen nicht sein.
Hast du explizite Wünsche, mit wem du etwas anfangen würdest - musikalisch?
Absolut! Ich bin ja jetzt vor allem an den Arbeiten zu meinem nächsten Album. das wird ein Kollabo-Album werden, zusammen mit JayJay, mit dem ich auch schon Clubgigs zusammen gemacht habe. Das wird 'ne ganz verrückte Elektro-Punk-radikale Nummer. Radikal politisch, radikal in jeglicher Hinsicht, auf jeden Fall sehr, sehr krass. Darauf freu' ich mich schon richtig, weil ich hab' einfach gemerkt: Mir liegt das, dieses Mit-anderen-Rappern-zusammen-Arbeiten. Ich hab' ja schon mit Habesha ein Album gemacht gehabt. Das hat auch sehr viel Spaß gebracht. Und mit JayJay versteh' ich mich einfach auch privat sehr gut.
Abgesehen davon, mit großen Künstlern ... ich weiß nicht. Zunächst einmal arbeite ich gern mit Musikern. Mit sehr großen Soul-Bassisten, -Gitarristen, Bernie Worrell zum Beispiel, das sind schon Leute, mit denen ich gerne mal zusammen arbeiten würde - allein schon musikalisch. Oder Bootsy. Wenn der mal 'ne Bassline auf einen Beat von mir legen würde, DAS wäre schon richtig cool. Ansonsten ... weiß ich nicht. Rammstein oder so, das könnte ich mir auch vorstellen. Oder die Toten Hosen, das wäre ein großer Traum von mir, weil ich die früher sehr gern gehört habe.
Lockt dich der Kontrast?
Ja, auf jeden Fall! Wenn ein Rapper sich mit einem anderen Rapper trifft, beide fahren einen ähnlichen Film, der eine rappt einen 16er drauf, der andere rappt noch einen 16er drauf, und dann machen die zusammen 'ne Hook: Das ist für mich die pure Langeweile. Mich reizt immer, wenn man mit jemandem zusammen arbeitet und dabei wirklich etwas erschaffen kann, das nur diese zwei oder drei oder vier Leute zusammen erschaffen können.
Etwas Neues, halt.
Genau. Diese unoriginellen 16-Takte-Feature-Geschichten mit dem gerade angesagten Künstler, die sind nicht so mein Ding. Solche Songs geraten auch schnell in Vergessenheit.
Wie weit ist euer Kollabo-Album schon gediehen?
JayJay kommt ja erst einmal mit auf Tour. Wir haben auf jeden Fall schon ungefähr zwanzig Song-Ideen. Nur noch keinen Bandnamen. Also: Falls du oder die Leute einen Vorschlag haben, dann können sie uns gerne was schicken. Aber wir haben auf jeden Fall einen guten Vibe. Ich will, dass das ein Durchdreh-Album wird. Radikal. Einfach radikal.
Gibts dafür schon einen Zeithorizont?
Na, wenns geht, dann Ende des Jahres. Da man zu zweit ist, denke ich, dass das mit dem Songs schreiben auch 'n bisschen schneller geht. Wenn wir da diszipliniert dranbleiben, könnte das schon dieses Jahr erscheinen. Leute, checkt mal JayJays Sachen! Da könnt ihr euch schon einen Eindruck verschaffen, was der bisher sonst so gemacht hat. Die Leute wissen gar nicht, was der so drauf hat. Ein sehr, sehr talentierter Junge.
Ich hab' von dem vor deinem Album noch nie gehört.
Das ist halt bis jetzt nur so ein Lokalmatador gewesen, das aber sehr erfolgreich. Der hat zum Beispiel für Fortuna Düsseldorf den Torjingle gemacht, für die vorletzte Saison, glaub' ich. In Düsseldorf kennt man den auf jeden Fall. Ich hoffe, dass ich ihn noch einem breiteren Publikum präsentieren kann. Der ist richtig gut.
Ein frommer Wunsch zum Schluss. Dann sag' ich danke für deine Zeit.
Ich sag' danke für die schöne Review.
Und ich sag' danke für die schöne Platte. Jetzt is' aber gut!
Kauft alle mein Album!
Ja. Macht das!
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