laut.de-Kritik
Streifzug durch die zehnjährige Bandgeschichte.
Review von Jasmin LützNatürlich hat man als eingefleischter Blur-Liebhaber sämtliche Alben der Engländer eh im Regal stehen, aber dieses poppige Cover sticht so ins Auge, das man es einfach haben muss. Außerdem gibt es noch ein mächtig leckeres "Bonbon" darauf. Anfangs wollte ich den Briten ja nur 4 Punkte geben. Aus Protest dagegen, ein "Greatest Hits"-Album raus zu bringen, wie albern! Ist ja wirklich nicht sehr kreativ. Aber der letzte Track "Music Is My Radar" rechtfertigt dann doch die absolute Höchstwertung!
Diese Veröffentlichung war nicht die Idee der Band, sondern die Plattenfirma wollte mal wieder schnelles Geld verdienen. Damon, Graham, Alex und Dave sind nicht gerade begeistert, aber dennoch glücklich, dass zumindest ein neues gemeinschaftliches Werk zu hören ist. "You really got me dancing in my head now baby ..." . Toll. Man hört förmlich, dass die Vier nach einer längeren Inspirations-Pause mächtig Spaß im Studio hatten. Über zehn Jahren musikalisch aktiv zu sein, lohnt sich. Man wird experimentierfreudiger. Blur versuchen immer anders zu sein und das gelingt ihnen auch. Mittlerweile sechs Longplayer, die "Best Of" jetzt mal nicht mitgerechnet und jede Platte für sich ein kleines Kunstwerk. Wobei mir jetzt auch nicht jeder Song 100% gefällt. Lange Rede, kurzer Sinn. Die neue Single "Music Is My Radar" hat von allem etwas, Pop, Elektro und sehr viel Soul!
Blur, ihr seid nun mal die Ersten und Besten, was den sogenannten Britpop-Stil angeht und dann könnt ihr auch mal ruhig eine "Best Of" Platte veröffentlichen. Dafür müsst ihr euch nicht unbedingt schämen. Die Marketingabteilung hat ja auch eigentlich eine hübsche Mischung auf die kleine Scheibe gepresst. Alle Blur-Hymnen sind vertreten. Um nur einige zu nennen: der krachige Kurze "Song 2", die Hit-Single "There's No Other Way" vom Erstlingswerk "Leisure" und der wahrscheinlich traurigste Trennungssong der 90er "No Distance Left To Run". Darin verarbeitet Sänger Damon seine Trauer über die Beendigung der langjährigen Beziehung mit Elastica-Frontfrau Justine Frischmann.
Auch "Coffee & TV", mein persönlicher Lieblingssong der 1999 erschienenen "13", findet man auf der "Best Of". Schon das Video wurde verdienter Weise bei den MTV Awards letztes Jahr geehrt. Kleine, englische Milchtüte auf der Suche nach Graham Coxon, der in diesem Song auch seine stimmlichen Qualitäten zeigt. "Parklife" und "Country House" gehören nicht zu den besten Blur-Tracks, kamen aber beim gemeinen Volk ziemlich gut an.
Also, die Scheibe lohnt sich auf alle Fälle. Sei es nun auf dem Gabentisch unterm Weihnachtsbaum für alle, die noch Blur-Fans werden wollen oder sollen. Die wahren Fans und Plattensammler werden sie sowieso kaufen. Und die, die Musik nur auf Grund ihres Covers kaufen (ja, ja, die gibt es auch!), sollten nicht zögern, in den Plattenladen zu stiefeln. Die mittlerweile siebte Hülle ist wirklich schön bunt und als Vinyl-Ausgabe ziert sie bestimmt so manche graue Zimmerwand.
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