laut.de-Kritik

Plastikschlager und Düsterromantik.

Review von

Blutengel gingen vor 25 Jahren aus dem Vorgängerprojekt Seelenkrank hervor. Das Jubiläum zelebrieren Chris Pohl und Co. mit insgesamt 12 Musikvideos und der zweistündigen Doppel-CD "Un:Sterblich - Our Souls Will Never Die" ausgiebig.

"The Void: Prologue" leitet das Album mit schweren Beats sowie düsteren Trommeln und Synthies unheilschwanger ein. Dabei macht das all zu zuckrige Pianogeklimper jeglichen Hörgenuss zu Nichte. "King Of Blood" hinterlässt mit trippigen Rhythmen, verzerrten männlichen Vocals und gelegentlichen gesanglichen Einlagen Ulrike Goldmanns kaum einen bleibenden Eindruck.

In "Unsere Zeit Läuft Ab" kann man sich vor pseudogruftigen Klischees kaum retten, wenn Chris Pohl die Vergänglichkeit beklagt. Dazu gibt es stampfende Future-Pop-Klänge, die schon vor zwanzig Jahren hoffnungslos veraltet geklungen hätten. "We Belong To The Night", das direkt in die Billig-Synthie-Hölle führt, stellt ein düsterromantisches Duett dar. In "The Last Crusade" ist die Grenze zum Schlager dann endgültig überschritten.

Im Großen und Ganzen fällt "Un:Sterblich - Our Souls Will Never Die" aufgrund der persönlich gehaltenen Lyrics zwar wieder etwas düsterer als die letzten Platten aus. Dennoch konzentrieren sich die Berliner im weiteren Verlauf der ersten CD auf Plastikschlager vom Fließband, angepasst an die ohnehin nicht gerade hohen Erwartungen des düsteren Stammklientels.

Da reißen es die experimentellen Beats in "Ohne Wiederkehr" am Ende auch nicht mehr heraus. Bei den hymnischen Pianoakkorden und dem grausamen Duettgesang in "Dark History" rollen einem obendrein noch die Fußnägel hoch, ebenso wie bei den lahmen Sisters Of Mercy-Anleihen in "Living On The Edge Of The Night (A Gothic Anthem)".

Die zweite CD plätschert dann im langweiligen und gefälligen Midtempo vor sich hin. Zwar knüpft "Can You See Me" an die experimentelle Ausrichtung von "Ohne Wiederkehr" an und "Back For Blood", "Our Souls Will Never Die" sowie "She's Missing" bilden ein paar Eurodance-verwandte Ausreißer für die Tanzfläche, aber insgesamt muss man schon hart daran arbeiten, dass einem beim Zuhören nicht die Augen zufallen. Am Ende findet sich auf dem Doppelalbum kein einziger guter Song.

Trackliste

CD 1

  1. 1. The Void: Prologue
  2. 2. King Of Blood
  3. 3. Unsere Zeit Läuft Ab
  4. 4. We Belong To The Night
  5. 5. The Last Crusade
  6. 6. Fliegen
  7. 7. Tief
  8. 8. Dark History
  9. 9. Kein Mensch
  10. 10. Shine Again
  11. 11. Living On The Edge Of The Night (A Gothic Anthem)
  12. 12. The Prophecy
  13. 13. Wir Sind Unsterblich (Alternative Mix)
  14. 14. Ohne Wiederkehr

CD 2

  1. 1. Can You See Me
  2. 2. Back For Blood
  3. 3. Journey
  4. 4. Meine Macht
  5. 5. Sinful Games
  6. 6. No Suicide Song
  7. 7. Our Souls Will Never Die
  8. 8. Nobody
  9. 9. Dunkelheit
  10. 10. She's Missing
  11. 11. Frei Sein

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