laut.de-Kritik
Ranziger als Nickelback in ihren übelsten Momenten.
Review von Sven KabelitzIn jeder Krise steckt die Chance, unser Leben zum Besseren zu wenden. Nach dem Weggang von Richie Sambora haben Bon Jovi die Möglichkeit, sich neu auszurichten. Die Brücken brennen, es gibt kein Zurück.
Was für ein verrückter Gedanke, bei dem sich vermutlich selbst Jon Bon Jovi vor Lachen auf dem Boden kringelt. Stattdessen verstecken sich Häuptling Donnerlocke und seine Kumpanen ängstlich hinter größtenteils alten Nummern, die selbst für die letzten Alben zu schlecht waren. Wow, was für eine berauschende Aussicht für "Burning Bridges".
Sich der Schwäche des dreizehnten Longplayers vollkommen bewusst, bezeichnet man die Mogelpackung dann sicherheitshalber als "Fan-Album", das man seinen Jüngern noch rechtzeitig vor der bevorstehenden Tour mit auf den Weg geben möchte. Natürlich nicht umsonst. So weit geht die Nächstenliebe nun auch nicht.
Eine Begründung, die man sich getrost hätte sparen können. Kein einziges Lied hat gegen die alten Gassenhauer auch nur den Hauch einer Chance. Die Wahrscheinlichkeit, einen freilebenden Kakapo zu sehen, liegt höher, als die, einen dieser Songs live neben "Wanted Dead Or Alive", "You Give Love A Bad Name", "It's My Life" oder "Livin' On A Prayer" zu hören.
Natürlich standen Bon Jovi schon immer für schablonenhaften, glattpolierten Radio-Rock, aber in ihren Anfangstagen reihten sie eine Hymne an die andere. Sie lieferten keine große Kunst, aber sie machten Spaß. Doch spätestens nach "Keep The Faith" und der Erkenntnis, dass sich nichts so gut verkauft, wie scheußliche Balladen der Marke "Bed Of Roses", ging es mit der US-amerikanischen Rockband bergab.
Mit "Burning Bridges" erreichen wir das vorläufige Ende einer langen Talfahrt. Ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, dudeln die nicht mehr ganz so neuen Stücke am Ohr vorbei. Jon Bon Jovis Stimme hat in den letzten Jahre deutlich Federn gelassen. Er quakt sich wie ein erstickender Frosch durch die Songs, klingt, als hätte er eine heiße Kartoffel im Mund. Das ausgerechnet der einzige mit Sambora entstandene Song, die vergnügte Nichtigkeit "Saturday Night Gave Me Sunday Morning", als Highlight des Albums durchgeht, macht für die Zukunft der Band nicht wirklich Mut.
Noch bevor Jon Bon Jovi in der verwarzten Ballade "A Teardrop To The Sea", ein inhaltsloser Langweiler par excellence, das erste Mal zum Mikrofon greift, eröffnen ausgelutschte "Oh-Oh-Oh"-Chöre die Platte. Ein Mittel, zu dem die Band so oft greift, dass es selbst Coldplay peinlich wäre. Die typische Durchhalte-Hymne "We Don't Run", in der sich Produzent John Shanks die Gitarre umschnallt, nervt mit bereits eingebautem mitklatschenden Publikum.
"Who Would You Die For" versucht seine Ideenlosigkeit mit elektrischer Effekthascherei, die schon Mitte der Neunziger veraltet geklungen hätte, zu kaschieren. Zu "Fingerprints" lässt es sich wenigstens munter schunkeln. Die multimonotone Pianoballade "Blind Love" drückt und quetscht verzweifelt auf der Tränendrüse herum, bleibt aber ohne Erfolg. Den Titelsong, ein alberner Country-Singalong, heben sich Bon Jovi als peinlichen Schenkelklopfer bis zum Schluss auf.
So ranzig und nichtssagend wie Bon Jovi auf "Burning Bridges" können nicht einmal die immer als Negativbeispiel herhaltenden Nickelback in ihren übelsten Momenten sein. Lieber lösche ich ein Lagerfeuer mit meinem Gesicht, als das ich diesen Ramsch noch ein einziges Mal höre. Lieber gebe ich mir sämtliche Tokio Hotel- und Scooter-Alben am Stück. Dreimal nacheinander. Die haben wenigstens einen gewissen unterhaltsamen Trash-Faktor. Die Trauertruppe Bon Jovi hat 2015 gar nichts.
Das spielt jedoch schon lange keine Rolle mehr, da für den ausgebrannten Jon Bon Jovi nur noch die pflichtbewusste Erfüllung von Kundenwünschen im Mittelpunkt steht. Die seelenlosen Songs spielen eine untergeordnete Rolle. Wenn Musik aber nur noch auf der ewigen Reproduktion des eigenen Ichs beruht, hat ein Künstler die tiefste Stufe erreicht. Dann ist man so austauschbar und leer wie ein neues Billy-Regal. Nach dem Finale gibt es noch einen schnellen Ein-Euro-Hot Dog auf die Hand, und weiter gehts. "It's all the same / Only the names will change / Everyday, it seems we're wastin' away."
37 Kommentare mit 137 Antworten
Noch nie so eine unpassende Kritik gelesen... dieser Idiot sollte gefeuert werden.
begründung?
Wir begrüßen ein weiteres Internetfurunkel hier, das sich nur für diesen Verbaldurchfall angemeldet hat. Applaus!
Nur zu hoffen, dass "Meer" nicht ein Tippfehler war und der Troll in Wirklichkeit "Mehr" schreiben wollte. Weil noch mehr von Ihm und ich geh...
Mensch, lass die doch nicht von diesen Hipstern sagen, welche Musik gut oder schlecht ist. Wenn sie Ahnung von Musik hätten, würden sie welche machen und nicht so'n Dünnschiss schreiben.
und wieder mal bin ich auf die definition von "ahnung von musik haben" gespannt?
wer dieses Album ernsthaft "gut" nennt, hat keine Ahnung von Musik oder ist Radiomoderator!
Was ist ein Kakapo?
https://youtu.be/Opv8vZ6RvB0
Danke sehr
Gern geschehen.
Musik für Scheiße. 0/5
musik für erdbeerchens und maltes tante
Habt ihr Tipps für Musik zum Scheißen?
vom alk zum hulk
music4nothing0/5
Hast ja selbst geschrieben, das du das Album nicht ein 2tes mal hörst. Einmal gehört und du hast ne Meinung. Sven bitte, findest du das nicht anmaßend?
Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.
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