laut.de-Kritik
Ab in die Heia, Jon!
Review von Alexander CordasWas erwartet der Fan wohl von der ersten Live-Scheibe der Vorzeigerocker aus New Jersey nach 16 erfolgreichen Jahren? Wahrscheinlich, dass die Live-Atmosphäre der Konzerte eingefangen wird, für die Bon Jovi bekannt sind - Gigs über zweieinhalb Stunden sind bei ihnen ja eher die Regel als die Ausnahme - und an dieser Stelle geht der Vorhang auf für das unvermeidliche aber.
Aber wenn sich eine Band schon so lange und so erfolgreich im Musikzirkus herumtreibt, ist es, gelinde gesagt, eine Frechheit, was dem geneigten Fan hier aufgetischt wird. Nicht nur, dass sich auf "One Wild Night" gerade einmal fuffzehn mickerige Songs verirrt haben, nein, Bon Jovi haben es anscheinend nötig, ein Live-Album dadurch zu verhunzen, dass die Stücke ausgeblendet werden. Haben sie denn nicht reichlich Material, dass sich auch eine Doppel-CD gelohnt hätte? Ja, haben sie. Aber genauso, wie sie auf diesen Fakt einen großen Haufen zu machen scheinen, muss auch noch der Sound so poliert werden, dass man das Gefühl hat, hier würden Pur auf englisch singen.
Fünfzehn Lieder auf einer CD (davon zwei Cover-Versionen) sind für eine Band von diesem Format ein Armutszeugnis ersten Grades, aber vielleicht wollen Bon Jovi dadurch nur andeuten, dass es in Zukunft nix mehr mit über zweistündigen Konzerten wird - man wird eben auch älter. Auf zukünftigen Touren geben sie wohl nur noch höchstens fünfzehn Stücke zum besten, bevor es dann wieder ab in die Heia geht. Der üble Verdacht, dass hier die anstehenden Open Airs promoted werden sollen, ist wahrscheinlich gar nicht mal so weit hergeholt.
Das ärgerliche Fazit von "One Wild Night" lautet: die 100%ige Chance auf ein Elfmetertor in Form eines beeindruckenden Live-Dokuments wurde von Mittelstürmer Jon und seiner Mannschaft kläglich vergeben, der Ball verhungerte auf dem Weg ins Tor.
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