laut.de-Kritik

Große Gesten, kleine Ausstattung.

Review von

"Live At Madison Square Garden" ist in der Pop-Musikgeschichte zum Topos für groß angelegte und bombastische Konzerte geworden. So konnten auch Bon Jovi nach Live-DVDs aus Tokio und London nicht widerstehen, sich beim Auftritt in New York filmen zu lassen. Geschlagene zwei Stunden lang liefert die Band ein Best Of der über 25-jährigen Bandgeschichte ab.

Dabei bedienen sie sich natürlich der Gesten und Posen, wegen derer die mittlerweile vermehrt weibliche Zielgruppe wohl überhaupt erst gekommen ist und die ebenfalls seit spätestens 1990 zum Klischee geronnen sind: breitbeiniges rhythmisches Stampfen, ausgebreitete Arme und - auf ewig - Jon Bon Jovis viel zu offenes Hemd samt wogendem Brusthaar.

Der Bühnenaufbau ist schlicht gehalten, aber – und das macht das Konzert unter anderem durchaus sehenswert – mit Panoramasicht ausgestattet. Rund um die Bühne sitzen Menschen und können fast uneingeschränkt den Blick auf die Band genießen. Diese Einstellungen sind es dann auch, die von der Bildqualität (natürlich in HD) richtig profitieren. Wenn man bis ins kleinste Detail das bunte Treiben auf den Rängen erkennen kann, garantiert das ein visuelles Erlebnis, das wahrscheinlich nicht einmal die hatten, die selbst dabei waren.

Leider gerät dieses extrem gute Bild manchmal auch zum Stimmungstöter. Denn so redlich sich Jon Bon Jovi und Richie Sambora ("Danke für eure Unterstützung!") auch um gute Stimmung bemühen, viele der Herren und Damen im Publikum sind eher damit beschäftigt, das Erlebnis auf ihre Handykameras zu bannen, als es tatsächlich zu erleben. Der Ton ist zwar ebenfalls ganz in Ordnung, aber, wie wohl dieser Tage auf so ziemlich jeder Live-Aufnahme, viel zu nahe am Studio-Klang.

"You Give Love A Band Name" ist eines der wenigen Lieder, bei denen man hört, dass ein paar Fans mitsingen und nicht nur mitfilmen. Aber ausgerechnet diesen treuen Anhängern könnte die DVD nicht genügen. Das Booklet ist lieblos aus Fotos zusammengeschustert, als Bonus-Material gibt es weitere drei Songs vom Konzert, die teilweise scheinbar mitten aus dem Gig geschnitten wurden. Sonst nichts!

"Thank you, New York, you are the greatest city in the world!", lobt Jon die Menge gegen Ende. Nett von ihm! Die anderen zwei Millionen Fans hingegen, die 2008 auf der ganzen Welt die Konzerte der Band besuchten, bekommen nicht mal in Form einer ordentlich ausgestatteten DVD ein Dankeschön.

Trackliste

  1. 1. Lost Highway
  2. 2. Born To Be My Baby
  3. 3. Blaze Of Glory
  4. 4. It's My Life
  5. 5. Keep The Faith
  6. 6. Raise Your Hands
  7. 7. Living In Sin
  8. 8. Chapel Of Love
  9. 9. Always
  10. 10. Whole Lot Of Lovin'
  11. 11. In These Arms
  12. 12. We Got It Going On
  13. 13. I'll Be There For You
  14. 14. (You Want To) Make A Memory
  15. 15. Blood On Blood
  16. 16. Dry County
  17. 17. Have A Nice Day
  18. 18. Who Says You Can't Go Home
  19. 19. Hallelujah
  20. 20. Wanted Dead Or Alive
  21. 21. Livin' On A Prayer
  22. 22. You Give Love A Bad Name
  23. 23. Runaway
  24. 24. Bed Of Roses

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Bon Jovi

Schwarm aller Mädchen, personifizierter Heartbreaker mit dem knackigsten aller Musikerhintern: Jon Bon Jovi, Sänger und Bandleader der gleichnamigen …

11 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    "You Give Love A Band Name"

    Wirklich schöner Tippfehler. Ich bonjovi Dich zum Beispiel oder ich slayer Dich. Ich thepresidentsoftheunitedstates Dich. Grad vor Weihnachten ein tolle Idee...

    :-D

  • Vor 15 Jahren

    @Olsen («
    Zitat (« Der Ton ist zwar ebenfalls ganz in Ordnung, aber, wie wohl dieser Tage auf so ziemlich jeder Live-Aufnahme, viel zu nahe am Studio-Klang. »):

    Endlich sagt's mal jemand.

    Also generell jetzt. Bon Jovi ist mir hupe. Doof aber, wenn man so gelackte Live-DVDs bekommt, die einem weis machen wollen, dass sich eine Band live so anhört. »):

    Also es ist jetzt zwar schon über ein Jahr her, dass ich auf nem Bon Jovi Konzert in DL war, aber ich finde nicht das so viel am Sound gemacht wurde. Habe mir jetzt auch noch mal ein paar videos bei youtube von dem konzert angeschaut und ich glaub nicht, die klingen natürlich schlechter wegen digicam aufnahmen, aber trotzdem kommt insgesamt der eindruck rüber als könnte es etwa der sound auf der cd sein.

    Und ich fande damals auf dem Deutschland Konzert auch den Sound schon richtig gut. Vielleicht solltet ihr mal auf ein Bon Jovi Konzert gehen und sehen, dass Bon Jovi live nen richtig guten Sound haben.

  • Vor 15 Jahren

    was nutzt der beste Sound wenn die Musik scheiße ist?