laut.de-Kritik
Als wären Nina Hagen und Ina Deter eine Person.
Review von Kai ButterweckWer kennt es nicht, das Gefühl in die Enge getrieben zu werden, um sich Standards und Normen zu unterwerfen, die einem eigentlich zuwider sind. Nicht selten fällt dann ein trotziges "Ich muss gar nichts". Dickköpfig verschanzt man sich im eigenen Kosmos, rudert vielleicht irgendwann zurück, um sich der Außenseiterrolle zu entledigen oder bleibt standhaft, trägt die Konsequenzen und wächst letztlich an seinen Erfahrungen.
Cäthe aus Hamburg bleibt lieber individuell statt sich anzupassen. Und so ist der Titel ihres Debütalbums nicht der Idee einer Vermarktungsstrategie entsprungen, sondern vielmehr Programm. Zierlich wirkt die Brünette auf den ersten Blick, doch innerlich brodelt es in der ausgebildeten Musikerin und Sängerin.
Ihre Stimme klingt, als würde Nina Hagen, Janis Joplin und Ina Deter zu einer Person verschmelzen. Rauchzart und lasziv, wild und verletzlich: Cäthes Organ pendelt zwischen dem kratzigen Fauchen einer Raubkatze ("Unter Meiner Haut", "Wahre Liebe") und dem schmusigen Schnurren eines Karthäuser ("Ewige Braut", "Bleib Hier").
Im Hintergrund stützen Kallas, Flozze, Kriton und Philipp - ihre Band - die markanten Sängerin mit ruhigem percussionlastigem Sound ("Senorita") oder auch wildem Revoluzzer-Punk. Vieles präsentiert sich aber eher unaufgeregt, spartanisch instrumentiert und hält sowohl die Atmosphäre einer verruchten Reeperbahn-Bar als auch die eines verschwitzen Indie-Clubs bereit.
Cäthe geht es stets um die eigene Sicht der Dinge. Sie sucht und findet, immer individuell und autobiografisch. Die Erfüllung von alltäglichen Bedürfnissen im ewigen Kampf zwischen Schein und Sein stehen im Mittelpunkt. Dabei klingt sie innovativ und irgendwie anders, nicht selten sperrig, und dennoch schafft sie es ein homogenes Ganzes zu kreieren.
Der Wahl-Hamburgerin kümmert sich weniger um eingängige Melodien, als vielmehr um die Authentizität von Emotionen, die mal laut, mal leise, mal seufzend und mal feurig nach außen dringen.
Etwas verschroben und fern vom Mainstream schafft sie ein Debüt, dass die hiesige Musiklandschaft sicher nicht in ihren Grundfesten erschüttert, aber jede Menge Spaß macht. Das schafft nicht jeder mit seinem Erstling.
9 Kommentare
Wowowowow ... mal ne ganz neue Stimme.
Hört sich an wie die weibliche Casper.
... außer schlafen, trinken, atmen und ficken.
und ja: geile Stimme!
@Tyac (« @mad season (« und ja: geile Stimme! »):
Ich meinte ja auch nur die Stimme. »):
ich auch. der rest war auf den albumtitel und einen song von grossstadtgeflüster bezogen.
http://www.youtube.com/watch?v=2AqC_tGbRhI…
Diesen Sommer auf dem Bremer Viertelfest gesehen. Gutes Mädel mit Live-Qualitäten. Auch wenn die Musik nicht wirklich was für mich ist.
Packende Sängerin mit geiler Band, toller Sound, hat was von Ideal, nur schmutziger.
Die Beschreibung triffts schon gut, von mir 5 Sterne dafür.