laut.de-Biographie
Chelsy
Ist es nun Fluch oder Segen, dass Chelsy mit ihrem Video zum Song "Bad Luck" ausgerechnet im 3sat-Fernseh-Magazin Kulturzeit zu sehen ist? Einerseits zweifelsohne ein kleiner Publicity-Clou für das Trio aus dem beschaulichen Mühleim an der Ruhr. Andererseits wird die Musik der Band nach einem leidenschaftlichen Feature über Jazz-Musiker ziemlich einfallslos als "softer Rock" aus der "Generation Praktikum" abgetan.
Als der Comic-Hund sehnsüchtig zu den Sternen blickt, wird dem Video auch noch gnadenlos der Saft abgedreht. Grausam kann es sein, das Fernsehen. Selbst 3sat. Die deutsche Medienlandschaft mit ihren klassischen Kanälen tut sich eben immer noch schwer mit Pop und deren Förderung. Dabei gibt es Chelsy bereits seit dem Jahr 2002, als Sänger und Gitarrist Martin Arlo Kroll endgültig seine vorherigen Bandprojekte aus dem Bereich Emo und Posthardcore beerdigt hat.
Leichtfüßigen, melodieverliebten Indie-Rock spielt das Trio mit dem im Ruhrpott gut vernetzten Popkultur-Förderer Marcus Kalbitzer am Schlagzeug und Tobias Jankord am Bass von nun an, wobei sowohl in diesem U-Turn hin zu Folk und Pop als auch im Sound selbst durchaus Parallelen zu den Lemonheads, den Weakerthans oder den Bands von Davey von Bohlen auszumachen sind: The Promise Ring und Maritime.
So ist es wenig verwunderlich, dass gerade die Entourage um das Hamburger Label Grand Hotel van Cleef auf "Sweet Medicine" abfährt, das nach dem selbstbetitelten Debüt und drei Singles 2010 als zweites Studioalbum erscheint und mit zusätzlicher Hintergrundbesetzung an Klavier und Violine von Techno-Produzent Marius Bubat (Coma) aufgenommen wurde. So haben Walter Schreifels von den Gorilla Biscuits, mit dem Chelsy bereits live aufgetreten sind, und Nikolai Potthoff von Tomte das Album bereits über den Grünen Klee gelobt.
Mille von Kreator – noch so einer echten Pott-Band – schreibt von "kraftvollen Perlen der alternativen Musik". Alternativ ist auch der Vertriebsweg, da Chelsy – wie Kalbitzer in einem Interview betont – ihre meisten Cds mittlerweile online verkaufen. Wer braucht da noch das Fernsehen, wenn man diese Freunde und das Internet hat?
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