laut.de-Kritik
Klamottendesaster und jede Menge geile Songs.
Review von Michael EdeleNicht nur in Finnland zählen Children Of Bodom schon seit einigen Jahren zu den angesagtesten und größten Acts der Metal-Szene. Wollte anfangs noch keiner so recht an die Band glauben, sind sie inzwischen bei Universal unter Vertrag und legen dieser Tage ihre erste DVD vor.
Ich wage zu bezweifeln, dass es noch einen Metalfan gibt, der sich die Band bisher noch nicht live zu Gemüte geführt hat. Immerhin waren die Jungs die letzten Jahre beinahe auf jedem größeren Festival unterwegs und sind auch sonst quasi ununterbrochen irgendwo auf Tour. Somit dürfte das Interesse für das Livespektakel von Bodom auch im DVD-Format immens sein. Man muss sich zwar wundern, warum die Band ausgerechnet einen Gig in Schweden ausgewählt hat, aber sie wollten eben mit Regisseur Patric Ullaeus zusammen arbeiten.
Erwartungsgemäß ist der Gig in Stockholm eine sichere Bank. Die Hütte ist gerammelt voll, die Band spielt tight und technisch perfekt wie immer und das Bühnenbild zur "Are You Dead Yet?"-Tour ist auch ganz cool. Die Kameraführung und die Schnitte sind zwar lange nicht so wild und hektisch wie bei anderen Produktionen, doch auch hier muss man sich oft wundern, warum Einstellungen aus dem Rücken des Publikums heraus verwendet werden. Wer braucht das, wenn man dann im oberen Drittel des Bildes gerade mal noch so den Musiker wahr nimmt?
"It's been a fucking long time, since we played here, but you motherfuckers still know how to fucking rock, right?" Klar wissen sie das, nur weiß Alexi scheinbar noch nicht, dass man sich auch ohne hohle Phrasen und fucking fucks artikulieren kann, aber wegen der illustren Konversation geht man auch nicht auf ein Children Of Bodom-Konzert. Dafür aber wegen jeder Menge verdammt geiler Songs, der schon erwähnten spieltechnischen Raffinesse und weil die Jungs einfach Weltmeister im Posen sind.
Neben dem Livekonzert ist vor allem die Dokumentation "Chaos Ridden Years" sehenswert. Dort warten einige witzige Anekdoten über die ersten Jahre. Beispielsweise die erste Tour im Hotel-Nightliner mit Hypocrisy, auf der die Jungs erst mal lernen mussten, dass man jede Nacht im selben Bett verbringen sollte und nicht einfach in die Koje fällt, die grade am nächsten ist. Im den kurzen Biographie-Abrissen gewinnt Gitarrist Roope nicht nur jeden Haircrime-Wettbewerb, sondern ist auch in Sachen Klamottendesaster ganz weit vorn.
Was den kurzen Blick in die Zukunft angeht, sieht sich Alexi als Straßenmusikant mit finnischem Liedgut (so erfolgreich allerdings, dass ihn die Polizei wegen Ruhestörung wegschafft), Jaska als Verkäufer im eigenen Kiosk, Janne bastelt an Motorrädern, Henkka flitzt auf Kufen und mit Hockeyschläger übers Eis und Roope vertreibt sich die Zeit mit Blümchenpflücken. Schön zu sehen, dass Children Of Bodom, bei all der Arroganz die vor allem Alexi auf der Bühne ausstrahlt, doch noch Sinn für Humor haben.
Ganz großes Kino sind natürlich die Takeouts: Wer ist denn so blöd und sprüht sich Sonnenmilch in die Augen und in die Nase? Ich persönlich hätte es auch ohne die Kotzszenen ausgehalten aber wers bracht, bitte. Zum Schluss gibts sogar noch ein paar Sekunden von einem Gastauftritt bei Eläkeläiset, die ja bekanntlich "Hate Me" unter dem Titel "Vihaan Humppaa" auf ihrem letzten Album "Humppasirkus" gecovert haben.
Als Schmankerl hintendran erwarten einen noch die bisher erschienenen Videoclips sowie die übliche Fotogalerie. Wer immer noch nicht im DVD-Zeitalter angekommen sein sollte, kann sich das Teil natürlich einmal mehr als Doppel-CD zulegen. Macht sich beides bestimmt gut unterm Weihnachtsbaum.
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