laut.de-Kritik

Chip, why do you love to clash?

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"Hear dis": Der unliebsame Held hat einige schwere Entscheidungen treffen müssen, Rückschläge eingesteckt und den großen Triumph stets aufs Neue knapp verpasst. Von der Industrie und vielen seiner Begleitern herbe enttäuscht kehrte er zurück in die Heimat, die allgemeine Stimmung stand gegen unseren Helden. Doch Jedermann liebt Comeback-Storys, bewaffnet mit Tweets und Bars feuerte Chip gegen seine Widersacher und eroberte so die Herzen des Volkes zurück.

Während bei Disputen zwischen Künstlern im hiesigen Rap-Game die musikalische Komponente ein Schattendasein hinter Ansagen in Interviews oder direkten Hausbesuchen fristet, werden im vereinten Königreich noch wirklich krasse Songs produziert. Und das in Rekordtempo.

Der Ansage, es mit jedem MC aufzunehmen, folgten unter anderem Chips Intimfeind Tinie Tempah, Bugzy Malone und der junge Tottenhamer MC Yungen. Das Streifenhörnchen bewies im letzten Jahr, er "Can't Run Out Of Bars" und veröffentlichte eine Menge viel beachteter Diss-Tracks. Die musikalisch höchst ansprechenden Kampfansagen lyrischer Form kurbelten die Karrieren aller Beteiligten ordentlich an, doch gerade der totgesagte Chip erkämpfte sich im Jahr 2015 den Thron im Rap-Business zurück. "Power Up"!

Das mit gewagter 90er-Jahre Space-Jam-Ästhetik aufwartende Artwork mit integriertem Cash Motto-Logo bewirkt eine erste Sorgenfalte, doch schnell wird klar, dass Chip nicht etwa ausgebrannt ist, sondern den Schub des vergangenen Jahres mitnimmt und seiner neuen alten Schiene treu bleibt: "'Chip, why do you love to clash?' / I'm like nah, that's part of the culture, fam".

Ob Tempah-Camp DJ Charlie Sloth, der direkt die ersten Lines der Platte an den Kopf geknallt bekommt, oder die gesamte Musikindustrie, der Chip einen ganzen Track ("Mad With It") gewidmet hat: Niemand ist sicher vor dem 26-jährigen Jung-Veteranen, der vor bereits zehn Jahren mit "16 Years" seine Jugend resümierte und einen modernen Street-Classic geschaffen hat.

"Fire In My Studio" und "Mad With It" überzeugen auf voller Linie, letzterer glänzt durch den besten Beat des Albums sowie präzisen Lines à la "You see a music business, I see a corrupted system" oder "Pen like a knife, rudeboy / and I've got bare different blood on it".

Im Titeltrack "Power Up" erzählt Chip die Geschichte vom "Wireless"-Festival, dessen Veranstalter ihn nicht als Support für Boy Better Know auf das Gelände ließen. Kurz bevor er anfängt, trotzig zu wirken, kommt eine wohltuende Ablenkung in Form von "Style Dat", einem sommerlichen Reggae-Tune mit Gitarrero-Sample, daher.

An manchen Stellen sprudelt Chip gerade zu über und droht abzudriften, doch es gelingt ihm stets, den Hörer mit gezielten Pointen zurückzuholen. Ansonsten unterstreichen die bereits vorab bekannten Representer "Where's Ice Kid At" und "Can't Run Out Of Bars" die momentane Hochform des Rappers.

Trackliste

  1. 1. Fire In My Studio
  2. 2. Mad With It
  3. 3. Where's Ice Kid At (feat. Ice Kid)
  4. 4. Style Dat (feat. Kranium)
  5. 5. Power Up
  6. 6. My Ones (feat. Ms. D)
  7. 7. New Day
  8. 8. Can't Run Out Of Bars

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