laut.de-Kritik
Nicht wirklich "Exclusive", aber doch außergewöhnlich.
Review von Dani FrommChris Brown wirkt wie ein alter Hase im Geschäft. Mit seinem selbstbetitelten Debüt sang er sich aus dem Nichts in die Herzen seiner Fans. Seitdem bewährte er sich als Sänger, Songwriter, Tänzer und auch als Schauspieler, hinterließ einigen Eindruck bei Kollegen und etablierte sich im zeitgenössischen R'n'B, als sei er schon immer dabei gewesen. Man muss sich tatsächlich zwingen, es sich ab und an vor Augen zu führen: Der Bengel ist immer noch verflixt jung.
Eigentlich sollte man meinen, ein netter, formbarer Junge müsste noch leichter auf die gängigen Klischees seines Genres hereinfallen, wie es gestandene Kollegen in erschreckender Zahl vorleben. Erfreulicherweise präsentiert sich Chris Brown auf seinem zweiten Album aber gefestigt und recht eigenständig. Triefender Schlafzimmerkitsch und "Girl, I did you wrong"-Geheule halten sich in erträglichen Grenzen. Vokale dürfen Vokale bleiben und werden nicht zu Jodelnummern ausgewalzt.
"Throwed" eröffnet den Reigen. Innerlich gegen den üblichen Kleister gewappnet, stutze ich erst einmal. Irgend etwas ist anders. Doch nicht nur am Murmeltiertag gilt: Alles, das anders ist, ist gut. Der Opener gerät rhythmusbetont und entsprechend tanzbar, zeichnet sich aber durch eine wesentlich dunklere Färbung aus, als ich erwartet hätte. Satt drückt der Bass von unten gegen das Zwerchfell. Singen kann der Kleine sowieso: ein Einstieg, der Hoffnung schafft.
Zwar fehlt es seiner Darbietung ein wenig an Variationsbreite, trotzdem liefert Chris Brown durchgehend eine mehr als ordentliche Performance ab. Er behauptet sich neben einem energisch rappenden Big Boi ("Hold Up") oder auf dem nach einem extrem auf Dirty South getrimmten Intro beinahe sachte wirkenden "Gimme Whatcha Got" im Verbund mit Lil Wayne gleichermaßen sicher.
Sogar, wenn es wie in "Take You Down" balladig wird, bleiben die Bässe wuchtig oder doch zumindest kräftig. Die nicht nur von Will.I.Am überstrapazierten Claps verleiden mir zwar ein wenig die Freude an den durchaus interessanten Rhythmuswechseln in "Picture Perfect". Auch "Help Me" halte ich zwar nicht für übertrieben interessant, nichtsdestotrotz aber für geschickt konstruiert. Für auftretende Längen entschädigt der crunkige Touch, mit dem sich "Wall To Wall" für den Dancefloor empfiehlt. Auch mit einem hin und wieder eingestreuten Vocodereffekt auf der Stimme lasse ich mich milde stimmen.
"I'll Call Ya" geht auf das Konto von Swizz Beatz und entsprechend erwartungsgemäß nach vorne, ehe "Lottery" nach fast klagend vorgetragener Einleitung zum großen Finale ruft. Als Sahnehäubchen auf ein wesentlich weniger überzuckertes Menü als es dieser Tage die Regel zu sein scheint, setzt Chris Brown noch zwei Bonustracks obenauf: The Game ("Nice") und insbesondere Kanye West ("Down") sorgen für willkommene Abwechslung am Mikrofon. Wenn vielleicht nicht das Prädikat "Exclusive", so scheint doch mindestens das Urteil "Außergewöhnlich" angemessen.
2 Kommentare
Irgendwie fehlen mir Gründe für die 3 Sterne. Liest sich fast zu positiv... sonst aber gutes Review und "okaye" Platte
ein überdurchschnittlich für ein so "invotavies" stück musik