laut.de-Kritik
Ein verrückter Vogel allein macht noch kein Album.
Review von Daniel StraubVorsicht Vogel! Diese Warnung nimmt der in San Francisco wohnhafte Produzent und Hobby-DJ Claude VonStroke auf seinem Debütalbum einmal ganz wörtlich. In bester amerikanischer White-Trash-Tradition wird hier mit schlechtem Geschmack nicht gegeizt. Wäre an Stelle des unförmigen blauen Federvieh ein pinker Flamingo in Aktion zu sehen, das Cover-Artwork wäre wie aus einem Guss. Stimmig von vorne bis hinten. So lässt das Cover aber auch ein wenig auf seinen Inhalt schließen.
"Beware Of The Bird" ist, nach einigen guten Maxi-Veröffentlichungen, der erste Versuch von VonStroke einen ganzen Longplayer mit Tracks zu füllen. Dort findet sich beispielsweise "Deep Throat", das sich dank der Verbindung von spaßiger Ironie und clubbigem Drive zum kleinen Szene-Hit mauserte. Natürlich fehlt auch "The 7 Deadly Strokes" nicht, das der Connaisseur-Produzent Patrick Chardronnet soeben gewohnt feinfühlig im Remix veredelte. Mit "The Whistler" und "Chimps" sind zwei weitere souveräne Tanzflächenfüller auf "Beware Of The Bird" zu finden.
Solider Stoff für DJs, so lautet das Motto von Claude VonStroke. Leider leidet unter dieser Perspektiverengung das Album, respektive die Compilation unterschiedlicher Maxi-Veröffentlichungen. Denn ein richtiges Album, das einer Idee folgt, präsentiert der Dirtybird-Labelchef hiermit nicht. Das wird spätestens im letzten Drittel deutlich, als VonStroke die Tracks ausgehen und er deshalb auch auf Remixarbeiten für befreundete Produzenten zurückgreifen muss.
Justin Martin, Sammy Dee und Frankie sind die einschlägigen Namen, die in der Vergangenheit teilweise bei Poker Flat in Erscheinug getreten sind. Irgendwie scheint es, als huldige Claude VonStroke seiner auf dem Cover zur Schau getragenen Trash-Philosophie auch inhaltlich. Dabei sei die solide Produktion und die hohe Funktionalität der Tracks einmal außen vorgelassen. Aber warum ein Claude VonStroke-Album veröffentlichen, wenn darauf kaum neue Tracks zu finden sind?
So bleibt am Ende der Eindruck, dass hier einer - in der für Amerikaner ziemlich typischen Weise - den Mund recht voll genommen hat. Unterm Strich freilich bleibt wenig mehr bestehen als eine Handvoll Maxis, die man bereits kennt. Und als Plus ein paar Remixe, die man nicht unbedingt kennen muss. Vorsicht Vogel!
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